Geschäftsbericht 2022

Geschäftsbericht 2022

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Editorial

Albert M. Baehny, Verwaltungsratspräsident und Christian Buhl, CEO

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre

Ein sehr anspruchsvolles Geschäftsjahr 2022 liegt hinter uns. Die Auswirkungen des COVID-19-bedingten Home-Improvement-Trends und der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine sowie die weltweit stark angestiegene Inflation führten bei Geberit im Verlaufe des Jahres zu stark schwankenden Volumina mit entsprechend sehr hohen Anforderungen an die Flexibilität in den Bereichen Einkauf, Produktion, Logistik und Vertrieb. Nach einem historisch einmaligen Anstieg erreichten die Kosten für Rohmaterialien und Energie im Berichtsjahr neue Rekordwerte, was die Margen stark unter Druck setzte. Allein die gestiegenen Rohmaterial- und Energiepreise führten zu Mehrkosten von CHF 244 Mio. Die Wechselkursentwicklung beeinflusste unsere Resultate zudem massiv negativ. Unter Berücksichtigung dieser herausfordernden Rahmenbedingungen und der Rekordwerte im Vorjahr konnten 2022 trotzdem gute Resultate erwirtschaftet werden. Insbesondere sieht der Vergleich mit dem Vor-COVID-19-Niveau nach wie vor sehr positiv aus, was ein Hinweis auf unsere strukturelle und finanzielle Stärke sowie das umsichtige Krisenmanagement seit dem Ausbruch der Pandemie ist. Damit gelang es, unsere Position als führender Anbieter von Sanitärprodukten weiter zu festigen und Marktanteile zu gewinnen.

Währungsbereinigtes Umsatzwachstum trotz rekordhohem Vorjahr

Der Nettoumsatz nahm im Geschäftsjahr 2022 um 2,0% auf CHF 3 392 Mio. ab. Grund für den leichten Rückgang waren negative Währungseffekte in Höhe von CHF 234 Mio. In lokalen Währungen resultierte ein Wachstum des Nettoumsatzes von 4,8%. Dieses Wachstum war auf starke Verkaufspreiserhöhungen in Höhe von rund 9% und auf ein anhaltend starkes Volumenwachstum im ersten Halbjahr zurückzuführen. Die Volumina erreichten im ersten Halbjahr – aufgrund des Lageraufbaus beim Grosshandel als Folge der ausserordentlichen Preiserhöhungen – ein neues Rekordniveau. Im zweiten Halbjahr waren die Volumina stark rückläufig, einerseits aufgrund des erwarteten Abbaus der Überbestände im Lager des Grosshandels und andererseits aufgrund des Endes des COVID-19-bedingten Home-Improvement-Trends aus den Vorjahren. Positiv zur Volumenentwicklung trugen erfolgreiche Neuprodukteinführungen sowie ein starkes Wachstum in den Aufbaumärkten ausserhalb Europas bei. Der Vergleich mit dem Jahr 2019 und damit dem Nettoumsatz vor der COVID-19-Pandemie zeigt ein währungsbereinigtes Wachstum über alle Regionen hinweg von starken 22%.

Operative Margen unter den Rekordwerten aus dem Vorjahr

Die massiv angestiegenen Kosten sowie die Währungsentwicklung beeinflussten die Ergebnisse im Jahr 2022 auf allen Stufen deutlich negativ. Der operative Cashflow (EBITDA) ging um 15,0% auf CHF 909 Mio. zurück, was einer EBITDA-Marge von 26,8% (Vorjahr 30,9%) entspricht. Im Berichtsjahr stiegen die Preise im Vergleich zur Vorjahresperiode bei den Rohmaterialien insgesamt währungsbereinigt um 19% und bei der Energie um 101%. Aufgrund des mehrstufigen Vertriebs in der Sanitärindustrie können Verkaufspreisanpassungen nur mit einer zeitlichen Verzögerung umgesetzt werden, weshalb die höheren Rohmaterial- und Energiepreise im Jahr 2022 noch nicht vollständig kompensiert wurden. Tarifbedingt angestiegene Personalkosten, weitere Investitionen in die Digitalisierung sowie die ungünstige Währungsentwicklung belasteten die operativen Margen zusätzlich.

Beim Nettoergebnis führten der Rückgang bei den operativen Ergebnissen, ein Finanzergebnis praktisch auf Vorjahresniveau sowie eine – aufgrund eines positiven Einmaleffekts – deutlich tiefere Steuerquote insgesamt zu einer unterproportionalen Abnahme von 6,5% auf CHF 706 Mio. Dies entspricht einer Nettoumsatzrendite von 20,8% (Vorjahr 21,8%). Das beschleunigte Aktienrückkauf-Programm wirkte sich positiv auf den Gewinn je Aktie aus, der lediglich um 4,0% auf CHF 20.48 (Vorjahr 21.34 CHF) zurückging. In lokalen Währungen stieg der Gewinn pro Aktie um 4,7%.

Der Free Cashflow ging um 30,6% auf CHF 562 Mio. zurück, was hauptsächlich auf den tieferen operativen Cashflow, negative Auswirkungen aus Veränderungen im Nettoumlaufvermögen und den stark negativen Währungseffekt zurückzuführen war. Die Free-Cashflow-Marge erreichte 16,6% (Vorjahr 23,4%).

Vielfältige physische und digitale Marketing- und Vertriebsaktivitäten

Nach pandemiebedingten Einschränkungen in den beiden Vorjahren war in der Sanitärbranche der Wunsch nach persönlichen Austauschmöglichkeiten gross. Erfreulicherweise konnten im Berichtsjahr viele Veranstaltungen wie Fachmessen, Ausbildungskurse oder Seminare wieder stattfinden. Auch unsere Vertriebsmitarbeitenden konnten die persönlichen Kundenbesuche wieder intensivieren.

Im Jahr 2022 konnten wir in den 30 eigenen Informationszentren in Europa und Übersee rund 48 000 Berufsleute physisch an Produkten, Werkzeugen, Softwaretools und in Installationskompetenzen schulen. Damit befinden sich die Teilnehmendenzahlen über Vorpandemieniveau. Gleichzeitig wurden in zahlreichen Märkten – oftmals gemeinsam mit dem Grosshandel – Thekentage sowie lokale und digitale Events veranstaltet, um die Handwerker an neuen Produkten auszubilden. Mehr als 75 000 Kunden nahmen an solchen Veranstaltungen teil, davon 3 000 in digitalen Formaten. Auch webbasierte Seminare und Trainings nehmen heute einen festen und wichtigen Platz im Schulungsangebot von Geberit ein. Sie verzeichneten im vergangenen Jahr 19 000 Teilnehmende.

Unseren professionellen Kunden bieten wir mit digitalen Arbeitshilfen möglichst bedürfnisgerechte Unterstützung im Berufsalltag. Mittlerweile bestehen mehr als 20 Applikationen, die Profis bei der Planung und Kalkulation von Sanitärinstallationen oder bei der Inbetriebnahme und Wartung von Geräten unterstützen. Im Berichtsjahr lag der Fokus darin, diese Applikationen in weiteren Geberit Märkten verfügbar zu machen. Für Endkunden bieten Apps wie der Waschplatz-Konfigurator, der 3D-Badplaner oder die virtuellen Showrooms für Betätigungsplatten Inspirationen für die Badezimmergestaltung. Inzwischen kommen diese Tools in 30 Märkten zum Einsatz.

Im Projektgeschäft liegt ein Fokus auf der stark ausgebauten Unterstützung im Bereich von BIM (Building Information Modelling). Diese digitale, interdisziplinäre Planungsmethode hat zum Ziel, den gesamten Planungs- und Bauprozess zu optimieren. BIM ermöglicht einen effizienten Informationsaustausch zwischen Architekten, Planern und Bauherren. So können Planungsfehler verhindert und die Produktivität erhöht werden, was vor allem bei grossen Bauprojekten Vorteile bringt. Wir unterstützen die Anwender von BIM seit einigen Jahren mit Produktdaten und Berechnungsmodulen. So wird ein spezielles Plug-in für die Planungssoftware Autodesk Revit zur Verfügung gestellt, das alle Geberit BIM-Werkzeuge in einer zentralen Applikation vereint und einen direkten Zugriff auf stets aktuelle 3D-Modelle und Planungsparameter bietet. Das Plug-in wurde bis heute weltweit von mehr als 8 000 Planungs- und Ingenieurbüros heruntergeladen.

Neue Produkte für unsere Märkte weltweit

Im Jahr 2022 haben wir unser Produktsortiment weiter ergänzt und zahlreiche Produkte neu im Markt lanciert. Darunter waren ein neues 2-Mengen-Spülventil, das einen grossen Beitrag zum Wassersparen leistet, da mit minimaler Wassermenge eine optimale Ausspülung der WC-Keramik erzielt wird, oder das neue preisgünstige Dusch-WC-Einstiegsmodell Geberit AquaClean Cama, das sich in erster Linie an Menschen in Mietwohnungen richtet und im Pilotmarkt Schweiz eingeführt wurde. Daneben wurde das sehr erfolgreiche Rohrleitungssystem FlowFit, der neue Standard in der Trinkwasser- und Heizungsversorgung, in zusätzlichen Märkten eingeführt.

Um unser Know-how zu schützen, haben wir im abgelaufenen Geschäftsjahr 27 Patente angemeldet, in den letzten fünf Jahren insgesamt 180 Patente.

Realisierung von Grossprojekten bei gleichzeitiger Vollauslastung in Produktion und Logistik

Die hohen Volumenschwankungen sowie Engpässe bei der Beschaffung von Rohstoffen und Halbfertigfabrikaten stellten den Produktionsverbund und das Logistiknetzwerk immer wieder vor neue Herausforderungen. Dabei bewiesen unsere Mitarbeitenden erneut eine hohe Leistungsfähigkeit und Flexibilität. So wurde bis im Sommer an zahlreichen Standorten während Monaten in zusätzlichen Schichten gearbeitet, um die Auftragslast zu bewältigen. Im Spätsommer drehte die Situation aufgrund des Lagerabbaus beim Grosshandel, der zu rückläufigen Volumina führte, ins Gegenteil. Trotz dieser Unwägbarkeiten konnte die Produktivität des Produktionsverbundes um +2,1% gesteigert werden. Dies wurde wiederum durch zahlreiche Massnahmen und Projekte erreicht, mit welchen die Effizienz der Produktionsprozesse optimiert und die Energie- und Materialeffizienz gesteigert werden konnte.

Bei der Keramikproduktion wurde die Umsetzung einer im Vorjahr initiierten Spezialisierungsstrategie fortgeführt. Parallel dazu wurde die weitere Automatisierung von einzelnen Produktionsprozessen vorangetrieben. In den Kunststoff und Metall verarbeitenden Werken wurden zahlreiche Investitionsprojekte vorangetrieben, um die mittel- und langfristig benötigten zusätzlichen Kapazitäten rechtzeitig aufzubauen und die Effizienz der Prozesse weiter zu verbessern.

Umweltleistung erneut deutlich verbessert – CO2-Belastung substanziell reduziert

Die absolute Umweltbelastung der Geberit Gruppe nahm im Jahr 2022 um 17,1% ab. Der währungsbereinigte Nettoumsatz nahm im selben Zeitraum um 4,8% zu, weshalb sich die Umweltbelastung im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (Ökoeffizienz) sogar um 20,9% reduzierte. Seit der Integration der energieintensiven Keramikproduktion im Jahr 2015 verbesserte sich die Ökoeffizienz um 56,8%. Bezüglich des langfristigen Zielwerts, der auf einer durchschnittlichen Verbesserung von 5% pro Jahr basiert, liegt Geberit damit weiterhin sehr gut auf Kurs.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die absoluten CO2-Emissionen substanziell gesunken – und zwar um 18,1% auf 150 591 Tonnen. Im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz reduzierten sich die CO2-Emissionen um 21,9%. Damit konnte das im Rahmen der CO2-Strategie gesetzte, mittelfristige Ziel, die CO2-Emissionen jährlich um 5% zu reduzieren, deutlich übertroffen werden. Seit 2015 ist es Geberit gelungen, die CO2-Emissionen im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (CO2-Intensität) um 56,4% zu senken.

Erneut mit Platin von EcoVadis ausgezeichnet

Bereits zum dritten Mal in Folge erhielten wir für unser Nachhaltigkeitsmanagement die Platin-Auszeichnung von EcoVadis. Es ist die höchste Auszeichnung, die im Rahmen der jährlichen Beurteilung vergeben wird. Geberit platzierte sich damit erneut unter den Top-1-Prozent der bewerteten Unternehmen. EcoVadis hat sich als einer der weltweit grössten Anbieter von Nachhaltigkeitsbewertungen etabliert und ein globales Netzwerk von über 100 000 Unternehmen in rund 175 Ländern geschaffen. Die umfassende Analyse, die 21 Kriterien in den Bereichen Umwelt, faire Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung berücksichtigt, trägt zur Transparenz der Nachhaltigkeitsperformance der Unternehmen bei. Die erneut höchste Auszeichnung macht für Kunden und Lieferanten sichtbar, dass wir über ein umfassendes und systematisches Nachhaltigkeitsmanagement verfügen.

ESG-Governance

Die verantwortungsbewusste und zukunftsorientierte Unternehmensführung stärkt die Widerstandsfähigkeit unseres Geschäftsmodells und somit die langfristige Wertschöpfung von Geberit. Alle an der Nachhaltigkeitsstrategie und deren Umsetzung beteiligten Stellen mit den entsprechenden Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind klar definiert; die oberste Verantwortung liegt beim Verwaltungsrat (vgl. dazu ESG-Governance).

Neue CO2-Strategie eingeführt

Wir stehen als Geberit Gruppe für einen ambitionierten und umsetzungsorientierten Ansatz bei unseren Aktivitäten. Wie im Geschäftsbericht 2021 angekündigt, haben wir im Berichtsjahr eine neue CO2-Strategie eingeführt. Kernelemente sind die Integration der CO2-Strategie in sämtliche relevanten Geschäftsprozesse sowie die Behandlung der CO2-Emissionen als externe Kosten mittels eines internen CO2-Pricings. Mit der neuen CO2-Strategie streben wir mittelfristig eine CO2-Reduktion von 5% pro Jahr an im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz. Dies würde bedeuten, dass die relativen CO2-Emissionen gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 bis 2035 um 80% gesenkt werden.

Wasserverbrauch im Fokus

Der sparsame und sorgfältige Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser ist für uns eines der zentralen Themen. Der konsequente Fokus auf die Reduktion des Wasserverbrauchs sowohl in der Produktion als auch in der Produktnutzungsphase stellt unseren grössten Hebel für den Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung dar.

Im Berichtsjahr betrug der Wasserverbrauch in der Produktion insgesamt 908 407 m3 (Vorjahr 925 230 m3). Verglichen mit dem Jahr 2015, in dem das Keramikgeschäft übernommen wurde, sank der Wasserverbrauch um 22,4%. Geberit setzt konsequent Massnahmen um, die den Wasserverbrauch sukzessive reduzieren. Dazu gehört insbesondere die Wiederverwendung von Wasser im Produktionsprozess und in Labors. Der grösste Anteil des Wasserverbrauchs, rund 80%, entsteht bei der Keramikherstellung. Seit 2015 haben wir eine Einsparung von 10,9% erreicht. Bis 2024 soll der Wasserverbrauch auf 5,6 l/kg sinken.

Mittels Ecodesign werden die Produkte auch hinsichtlich des Wasserverbrauchs überprüft und verbessert. So helfen unsere innovativen Sanitärprodukte, den Wasserverbrauch in Gebäuden systematisch zu optimieren. Gemäss einer Modellrechnung reduzierte sich beispielsweise der Wasserverbrauch für die WC-Spülung dank mehrerer Innovationen wie der Geberit 2-Mengen- oder der Spül-Stopp-Spülkästen seit 1952 um rund 80% von 70 l auf 14 l pro Person und Tag.

Kreislaufwirtschaft und Langlebigkeit

Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, einen Wirtschaftskreislauf möglichst ressourcen- und umweltschonend zu betreiben. Ein wichtiger Hebel ist dabei die Lebensdauer eines Produkts. Je länger ein Produkt genutzt werden kann, desto geringer ist der Ressourceneinsatz pro Nutzung. Ein wesentlicher Beitrag von Geberit zur Kreislaufwirtschaft besteht deshalb darin, dank hochwertiger Materialien und strenger Qualitätsanforderungen eine möglichst lange Produktlebensdauer zu erreichen. Unsere Produkte werden typischerweise über Jahrzehnte genutzt. Die Lebensdauer übersteigt nicht selten 50 Jahre, beispielsweise bei Abwasserrohren aus Kunststoff. Darüber hinaus leistet die Ersatzteilgarantie von 25 Jahren, die für einen bedeutenden Teil des Sortiments gilt, einen wichtigen Beitrag zur Langlebigkeit der Geberit Produkte und Systeme. Ab 2023 wird die Ersatzteilverfügbarkeit sogar noch ausgeweitet und bei Unterputz-Spülkästen von 25 auf 50 Jahre erhöht sowie für Keramik Produkte eine lebenslange Garantie gewährleistet. Zudem lassen sich viele unserer Produkte einfach reinigen, unterhalten und reparieren. Ebenfalls trägt die Rückwärtskompatibilität bei neuen Produkten und Innovationen – beispielsweise bei Betätigungsplatten – zu einer längeren Lebensdauer eines bereits installierten Produkts bei.

Information Technology

Wir sind bei Geberit permanent daran, die IT-Sicherheit weiterzuentwickeln. Dies beinhaltet die Etablierung von Abwehrmassnahmen gegen Cyber-Risiken inklusive der effizienten Aufdeckung und Behandlung allfälliger Attacken. Für die Aufrechterhaltung der Business Continuity sind umfangreiche Massnahmen etabliert. Wir unterziehen die IT-Systeme unter Beizug externer Spezialisten regelmässig einer umfassenden und detaillierten Sicherheitsprüfung, die laufend neu aufgetauchte Risiken einschliesst. Die aktuellsten Prüfungen bestätigten ein gutes Sicherheitsniveau. Insgesamt bewegen wir uns damit auf dem Niveau von Industrieunternehmen mit ähnlicher Grösse und Komplexität.

Mit dem neuen IT-System «SAP S/4HANA» wurde Ende November 2022 eines der grössten IT-Projekte in der Unternehmensgeschichte erfolgreich gruppenweit ausgerollt. SAP S/4HANA ist eine umfassende, modulare ERP-Software. Finanzwesen, Beschaffung, Produktion und Logistik sind für die Kommunikation, die Produktion und den Datenaustausch darauf angewiesen.

Anhaltend attraktive Ausschüttungspolitik

Die Geberit Aktie startete mit einem Kurs von CHF 745.20 in das Börsenjahr 2022. Die Aktie verzeichnete im Verlaufe des Jahres im Rahmen einer allgemeinen Bewertungskorrektur einen deutlichen Rückgang bis auf einen Tiefststand von CHF 410.50 Anfang November. Bis Ende Jahr erholte sich der Kurs leicht, und die Aktie schloss das Börsenjahr mit CHF 435.50 ab, was einem Rückgang von 41.6% entspricht. Der Swiss Market Index (SMI) verlor in derselben Periode 16,7%. Über die letzten fünf Jahre betrachtet, resultierte für die Geberit Aktie im Durchschnitt pro Jahr ein Zuwachs von 0,3% (SMI +2,7%). Seit dem Börsengang (IPO) im Jahr 1999 betrug das durchschnittliche jährliche Wachstum +11,0% (SMI +1,7%). Wie in den Vorjahren halten wir an der attraktiven Ausschüttungspolitik fest. Der Generalversammlung werden wir deshalb eine Dividendenerhöhung von 0,8% auf CHF 12.60 vorschlagen. Die Ausschüttungsquote von 61,8% des Nettoergebnisses liegt im mittleren Bereich der durch den Verwaltungsrat definierten Bandbreite von 50 bis 70%.

Im Jahr 2022 haben wir im Rahmen der Dividendenzahlung CHF 433 Mio. an die Aktionäre ausgeschüttet. Nach Beendigung des Aktienrückkauf-Programms 2020–2022 am 16. Juni 2022 wurde am 20. Juni 2022 ein neues Aktienrückkauf-Programm gestartet. Im Berichtsjahr wurden insgesamt rund 1 109 000 Aktien zu einem Betrag von CHF 570 Mio. erworben. Somit haben wir im Berichtsjahr CHF 1 003 Mio. beziehungsweise 178% des Free Cashflows im Rahmen der Dividendenzahlung und der Aktienrückkauf-Programme an die Aktionäre ausgeschüttet, was gut 6% der Marktkapitalisierung von Geberit per 31. Dezember 2022 entspricht. Über die letzten fünf Jahre wurden rund CHF 3,1 Mrd. in Form von Ausschüttungen oder Aktienrückkäufen an die Aktionäre zurückbezahlt, was 95,0% des Free Cashflows in dieser Zeitperiode entspricht.

Veränderungen in der Konzernleitung

Der Verwaltungsrat ernannte Tobias Knechtle per 1. Januar 2022 zum neuen Leiter des Konzernbereichs Finanzen (CFO) und Mitglied der Konzernleitung. Tobias Knechtle war am 1. November 2021 ins Unternehmen eingetreten und ersetzte Roland Iff, der auf Ende 2021 nach 17 Jahren als Geberit CFO in den Ruhestand trat.

Zudem wurden die beiden Konzernbereiche «Operations» und «Products» per 1. Oktober 2022 organisatorisch getrennt, um für die künftigen Anforderungen und Herausforderungen in diesen beiden Bereichen noch besser gerüstet zu sein. Der bisherige Leiter des gesamten Bereichs «Products & Operations», Martin Ziegler, leitet seit diesem Zeitpunkt den Konzernbereich «Operations». Andreas Lange, vormaliger Qualitäts-Verantwortlicher der Gruppe und seit zehn Jahren bei Geberit, wurde vom Verwaltungsrat per 1. Oktober 2022 zum Leiter des Konzernbereichs «Products» und Mitglied der Konzernleitung ernannt.

Wir bedanken uns

Ein ganz besonderes Dankeschön gebührt wiederum unseren Kunden für das entgegengebrachte Vertrauen und die konstruktive Zusammenarbeit. Die im Berichtsjahr in einem sehr anspruchsvollen Umfeld erzielten guten Resultate verdanken wir der hohen Motivation, der Leistungsbereitschaft und der Flexibilität unserer Mitarbeitenden. Ihnen gilt unser Dank und unsere Anerkennung. Bedanken wollen wir uns nicht zuletzt bei Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr anhaltend grosses Vertrauen in unser Unternehmen.

Ausblick auf das Jahr 2023

Die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten und makroökonomischen Risiken machen einen Ausblick sehr schwierig. Es wird insgesamt ein anspruchsvolles Umfeld für die Bauindustrie im Jahr 2023 erwartet. Die spezifischen Herausforderungen für die Sanitärindustrie ergeben sich aus:

  • potenziellen Nachwirkungen der Vorzieheffekte aus dem COVID-19-bedingten Home-Improvement-Trend der letzten Jahre,
  • der rekordhohen Inflation und höheren Zinsen, sowie
  • der temporären Verschiebung in einigen europäischen Ländern von Sanitär- zu Heizungslösungen, hauptsächlich zu Wärmepumpen.

Positive Einflussfaktoren für die Sanitärindustrie ergeben sich aus:

  • dem grundsätzlichen Bedarf an Renovierungen und Neubauten im Wohnungsbau in verschiedenen europäischen Märkten, beispielsweise in Deutschland,
  • dem strukturellen Trend zu höherwertigen Sanitärstandards, und
  • dem positiven Marktumfeld in mehreren aussereuropäischen Ländern wie beispielsweise Indien oder der Golfregion.

Vor dem Hintergrund des sehr herausfordernden Marktumfelds hat die Unternehmensleitung zwei Leitprinzipien für das Jahr 2023 definiert: 1) strategische Stabilität und 2) operative Flexibilität. Damit sollen die Unsicherheiten in Bezug auf die Volumenentwicklung bewältigt werden, ohne das mittelfristige Potenzial von Geberit zu beeinträchtigen. Kurzfristige Herausforderungen in Bezug auf das Volumen ergeben sich vor allem aus den immer noch vorhandenen, aber deutlich reduzierten Überbeständen in den Lägern des Grosshandels. Übergeordnetes Ziel ist es auch im kommenden Jahr und unabhängig vom herrschenden Marktumfeld, in allen Märkten überzeugende Leistungen zu erbringen und wie in den Vorjahren weitere Marktanteile zu gewinnen. Dabei sollen die in den letzten Jahren neu eingeführten Produkte, die fokussierte Bearbeitung von Märkten, in denen Geberit Produkte oder Technologien noch untervertreten sind, sowie der weitere Ausbau des Dusch-WC-Geschäfts wichtige Beiträge leisten. Entsprechend der Geberit Strategie sollen parallel dazu die Geschäftsprozesse kontinuierlich optimiert und auch 2023 weiterhin hohe Margen und ein starker Free Cashflow erzielt werden. Basierend auf dem über die letzten Jahrzehnte aufgebauten, starken Fundament soll zudem die Nachhaltigkeitsperformance kontinuierlich verbessert werden.

Verwaltungsrat und Konzernleitung sind überzeugt, für die aktuellen und bevorstehenden Chancen und Herausforderungen sehr gut gerüstet und positioniert zu sein. Die Möglichkeiten, welche die Kombination von technischem Know-how im Bereich der Sanitärtechnik «hinter der Wand» und der Designkompetenz «vor der Wand» bietet, sollen weiterhin dezidiert wahrgenommen werden. Ein Schwerpunkt wird im Jahr 2023 wiederum auf die weitere Umsetzung der Digitalisierungsstrategie gelegt. Wesentlich für den künftigen Erfolg sind die erfahrenen und hoch motivierten Mitarbeitenden, eine Reihe von Erfolg versprechenden und in den letzten Jahren eingeführten Produkten sowie Produktideen für die weitere Zukunft, die schlanke und marktorientierte Organisation, die etablierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Marktpartnern im Handel und im Handwerk sowie das weiterhin solide finanzielle Fundament der Gruppe.

Trotz erheblichen Unsicherheiten hegt das Management grosse Zuversicht bezüglich der Verfassung der Geberit Gruppe. Die Robustheit widerspiegelt sich nicht zuletzt in der sehr hohen Ausschüttung an die Aktionäre im Jahr 2022. Diese betrug rund CHF 1 Mrd., was gut 6% der Marktkapitalisierung von Geberit per 31. Dezember 2022 entspricht. Wir sind überzeugt, auch künftig die mittelfristigen Ziele eines durchschnittlichen jährlichen Nettoumsatzwachstums in lokalen Währungen von 4% bis 6% und einer durchschnittlichen EBITDA-Marge von 28% bis 30% erreichen zu können.


Freundliche Grüsse

Albert M. Baehny, Verwaltungsratspräsident

Albert M. Baehny
Verwaltungsratspräsident

Christian Buhl, CEO

Christian Buhl
CEO