Geschäftsbericht 2022

Geschäftsbericht 2022

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Produktmanagement und Innovation

Managementansatz Produktmanagement und Innovation

Nachhaltige Produkte sind für Geberit der grösste Hebel, einen Mehrwert für Kunden und die Gesellschaft zu schaffen und zu einer nachhaltigen Entwicklung im Sinn der UN-Nachhaltigkeitsziele beizutragen. Die im Branchenvergleich überdurchschnittliche Innovationsstärke von Geberit beruht auf einer breit abgestützten eigenen Forschungs- und Entwicklungstätigkeit. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden 27 Patente angemeldet, in den letzten fünf Jahren insgesamt 180 Patente. Im Berichtsjahr wurden insgesamt CHF 72 Mio. (Vorjahr CHF 78 Mio.) oder 2,1% des Nettoumsatzes in die Neu- und Weiterentwicklung von Produkten, Verfahren und Technologien investiert. Hinzu kommen Investitionen in Werkzeuge und Betriebsmittel für die Fertigung von neu entwickelten Produkten. Den Wissenschaftlern und Ingenieuren stehen bei Geberit für ihre Entwicklungsprojekte modernste Technologien und Infrastrukturen zur Verfügung. Diese werden laufend modernisiert und ausgebaut. Hervorzuheben sind die Möglichkeiten zur Simulation von Produktionsprozessen, die schnelle und kostengünstige Fertigung von Prototypen dank hervorragender 3D-Druck-Kapazitäten sowie die Fähigkeit, Prototypen und Serienteile gründlich zu prüfen.

Mit seinen Lösungen vor und hinter der Wand deckt Geberit den gesamten Wasserfluss im Gebäude ab und optimiert dabei wesentliche Aspekte des Gesamtsystems wie Energie- und Wasserverbrauch oder Schallschutz. Dabei überzeugt die Geberit Produktpalette neben ihrer Qualität, Langlebigkeit, hohen Wasser- und Ressourceneffizienz auch mit guter Umweltverträglichkeit und Rezyklierbarkeit. Die Basis für nachhaltige Produkte ist ein systematischer Innovationsprozess, bei dem möglichst umweltfreundliche Materialien und Funktionsprinzipien gewählt, Risiken minimiert und eine hohe Ressourceneffizienz für den Produktionsprozess sowie das Produkt selbst angestrebt werden.

Für eine Übersicht über die Produktentwicklung siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2022 > Innovation. Für eine Übersicht über die Produktneuheiten siehe Produktneuheiten.

Geberit betrachtet Ecodesign als Schlüssel zu umweltfreundlichen Produkten. Dabei geht es darum, Produkte so zu entwickeln und zu optimieren, dass jedes neue Produkt in ökologischer Hinsicht einen Mehrwert mit sich bringt: Sei es, weil Material, Wasser oder Energie gespart werden kann, sei es, weil die Produkte einfacher rezykliert werden können oder weil in der Produktion weniger CO2 ausgestossen wird. Ecodesign ist seit 2007 fester Bestandteil im Entwicklungsprozess. Mitarbeitende aus verschiedenen Disziplinen nehmen an Ecodesign-Workshops teil, um jedes neue Produkt in Bezug auf die Umweltaspekte gegenüber dem Vorgängerprodukt zu verbessern. Insgesamt wurden bereits über 180 Ecodesign-Workshops im Rahmen der Neuproduktentwicklung durchgeführt. Die Workshops beinhalten die systematische Produktanalyse über alle Lebensphasen, die Überprüfung gesetzlicher Anforderungen sowie die Analyse von Wettbewerbsprodukten. Zudem wird sichergestellt, dass umweltrelevante Daten erfasst werden und für eine spätere Nutzung zur Verfügung stehen. Dies ist gerade auch ein Mehrwert für die digitalisierte Planung mittels BIM (Building Information Modelling). Basierend auf den Ergebnissen des Ecodesign-Workshops werden Lösungsansätze wie «Design for Recycling» entwickelt und, falls sinnvoll, ins Pflichtenheft aufgenommen.

Eigens erstellte Produktökobilanzen sind wichtige Entscheidungshilfen für den Entwicklungsprozess und liefern Argumente für den Einsatz ressourcenschonender Produkte. Wichtig sind auch die Umweltproduktdeklarationen (EPD) gemäss der Europäischen Norm EN 15804, die auch direkt für Zertifizierungssysteme des nachhaltigen Bauens wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) angewendet werden können. EPD stellen relevante, vergleichbare und verifizierte Umweltinformationen zum Produkt transparent dar. Für folgende Produkte wurden Umweltproduktdeklarationen erstellt: Dusch-WC AquaClean Mera und Sela, elektronische Waschtischarmaturen Piave und Brenta sowie Typ 185 und 186, Urinalsysteme, Sanitärkeramik, Abwasserrohre PE, Silent-db20, Silent-PP und Silent Pro sowie Trinkwasserrohre und Fittings zu FlowFit, Mapress Edelstahl und neu auch zum Duofix WC-Element. Insgesamt sind damit rund 30% des Konzernumsatzes (Vorjahr 23%) durch Produkte mit einer EPD abgedeckt. Im Berichtsjahr wurde zudem auch an einer Vereinfachung des Erstellungsprozesses für EPDs mit einer externen Software und der Veröffentlichung auf dem EPD-Hub gearbeitet.

Die grösste Umweltleistung der Geberit Produkte liegt beim Wassersparen. Die Analyse der gesamten Wertschöpfungskette in Form eines Wasserfussabdrucks zeigt, dass nahezu 100% des Wasserverbrauchs auf die Nutzung der Produkte entfallen.

Weiterhin setzt sich Geberit über Prozesse und Produkte hinaus für den sparsamen Umgang mit Wasser ein. Geberit war 2017 an der Gründung der Unified Water Label Association (UWLA; ehemals European Bathroom Forum) beteiligt. Mit dem Wasserlabel der UWLA sollen Kunden bei der Wahl von ressourceneffizienten Produkten unterstützt werden. Geberit setzt sich aktiv für Beurteilungskriterien ein, die eine effektive Differenzierung wassersparender Produkte erlauben, um die Erreichung der EU-Ziele zur Ressourceneffizienz zu unterstützen.

Durch konsequentes Ecodesign bei der Produktentwicklung werden die Umweltauswirkungen der Produkte kontinuierlich verbessert. Aktuelle Beispiele, die besonders zur Reduzierung der Umweltbelastung bzw. der Reduktion von Wasser und CO2-Emissionen beitragen, sind:

  • Acanto WC mit Turboflush ermöglicht verbesserte Ausspülleistung dank optimierter Hydraulik der Keramik bei minimalem Wasserverbrauch.
  • WC-Serie iCon mit Rimfree plus Technologie und Spülventil Typ 212 ermöglicht optimale Spülmengeneinstellung und Spülleistung bei minimalem Wasserverbrauch.
  • 2-Mengen-Spülventil Typ 212 für Spülkästen mit flexibler Spülmengeneinstellung, rückwärtskompatibel, ermöglicht optimale Ausspülung der WC-Schüssel bei minimalem Wasserverbrauch.
  • Füll- und Spülventile für bodenstehende WCs für die nordischen Märkte mit Spülmengen bis 4/2 Liter sowie über 50% Anteil an eingesetztem Kunststoffregranulat.
  • Füllventil Typ 333 für Spülkästen, strömungsoptimiert und sehr leise sowie mit 11% reduziertem Materialverbrauch und dem Einsatz von rund 20% Kunststoffregranulat.
  • Laufender Ausbau des Sortiments an spülrandlosen WC-Schüsseln vereinfacht die Reinigung und reduziert den Verbrauch von Putzmitteln.
  • Duschrinne CleanLine50 mit schmalem Design und integriertem Gefälle sowie 50% weniger Material.
  • ProTect Silent Schallschutzpanel für die Vorwand, reduzierter Materialeinsatz gegenüber der herkömmlichen Bauweise, gute Wiederverwendbarkeit und zu 60% aus rezyklierten PET-Flaschen hergestellt.
  • Optimierte Gebäudeentwässerung SuperTube, die u. a. ohne Entlüftungsleitung auskommt und dadurch Materialeinsatz und Platz im Gebäude spart.
  • Durchflussoptimiertes Rohrleitungssystem FlowFit für die Trinkwasser- und Heizungsversorgung, ergonomisch optimiert, aus halogenfreien Materialien und vorhandenes Rücknahmesystem für Schutzkappen und Pressindikatoren.
  • Kauf von hochwertigen CO2-Zertifikaten für Sanitärkeramiken ausgewählter Serien im Rahmen eines Waldschutzprojektes in Tansania der Schweizer Stiftung myclimate zum Ausgleich nicht vermeidbarer CO2-Emissionen bei der Keramikherstellung.