Geschäftsbericht 2022

Geschäftsbericht 2022

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Energie (GRI 302)

Managementansatz Energie

Der Verbrauch von Energie in Form von Strom, Brenn- und Treibstoffen stellt in der Betriebsökobilanz mit einem Anteil von 97,6% die grösste Umweltbelastung dar. Eine 2012 eingeführte Software ermöglicht das monatliche Monitoring der Wasser- und Energieverbräuche sowie die konzernweite Berechnung der Umweltbelastung und CO2-Emissionen. Zur Steuerung und Planung der Energieverbräuche wird bei den energieintensivsten Werken zudem ein systematisches Energie- und CO2-Monitoring sowie ein Masterplan Energie/CO2 umgesetzt.

Zentrale Hebel des Energiemanagements und der neuen CO2-Strategie sind Massnahmen zur Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und Energiebeschaffung in den Werken. Die entsprechenden Massnahmen werden mittels eines Masterplan Energie und eines rollierenden CO2-Forecastings der wesentlichen Werke umgesetzt. Der Anteil erneuerbarer Energien wird im gesamten Betrieb weiter ausgebaut, stets unter Berücksichtigung des internen CO2-Referenzpreises und der Wirtschaftlichkeit der geplanten Vorhaben. Hierzu stehen verschiedene Mittel zur Verfügung: Einkauf von Ökostrom-Zertifikaten hoher Qualität, langfristige Stromkaufvereinbarungen (Power Purchase Agreements, PPA) mit ausgewählten Anlagenbetreibern oder die Installation von eigenen Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Produktionswerke zur Erzeugung von Strom für den Eigenbedarf. Hierfür wurde 2022 ein spezieller Leitfaden für die Planung und den Bau entwickelt. Für 2023 ist geplant, den Zukauf von Ökostrom um zusätzliche 10 GWh zu erhöhen.

Zudem sind die fünf deutschen Werke in Lichtenstein, Pfullendorf, Langenfeld, Wesel und Haldensleben nach dem Standard ISO 50001 für Energiemanagement zertifiziert. 2015 erfolgte zudem die Umsetzung der europäischen Energieeffizienz-Richtlinie 2012/27/EU bei allen Geberit Gesellschaften, die 2019 ein erstes Mal und in 2023 ein zweites Mal überprüft wird.

Für die Entwicklung energieeffizienter Produkte siehe Produkte und Innovation.

Energieverbrauch innerhalb der Organisation (GRI 302-1)

Geberit ist im Wesentlichen ein Verbraucher extern eingekaufter Energie. Als direkte Energieträger (Scope 1) werden die Brennstoffe Erdgas, Biogas, Flüssiggas (LPG), Diesel zur Stromerzeugung, Heizöl extra leicht sowie die Treibstoffe Diesel, Benzin, Flüssiggas (LPG) und Erdgas (CNG) verwendet. Als indirekte Energieträger (Scope 2) kommen Strom und Fernwärme zum Einsatz.

Der Energieverbrauch reduzierte sich im Berichtsjahr primär aufgrund des Volumenrückgangs, eines warmen Winters und gezielter Energieeffizienzmassnahmen um 8,1% und lag bei 712,6 GWh (Vorjahr 775,7 GWh). Seit der Akquisition des energieintensiven Keramikgeschäfts in 2015 konnte der Energieverbrauch um 21,9% gesenkt werden, was ein erheblicher Beitrag zur Reduktion der Umweltbelastung und der CO2-Emissionen ist.

Die Brennstoffe (primär für die Keramikherstellung) inklusive Fernwärme stellen mit 65,8% (Vorjahr 67,3%) nach wie vor den grössten Anteil am Energieverbrauch dar, gefolgt vom Strom mit 30,7% (Vorjahr 29,9%) und von den Treibstoffen mit 3,5% (Vorjahr 2,8%).

Seit 2012 wird in Pfullendorf (DE) ein Blockheizkraftwerk betrieben, das 2022 mit 7,5 GWh regional produziertem Biogas versorgt worden ist. Der dort erzeugte Strom (2,8 GWh) wird ins Netz eingespeist, während die anfallende Abwärme (3,5 GWh) in der Produktion genutzt und damit der Erdgasverbrauch reduziert werden kann.

Seit 2013 wird im Werk in Givisiez (CH) die Dachfläche für eine 3 050 m2 grosse Photovoltaikanlage einem Energiedienstleister zur Verfügung gestellt. Die Stromproduktion lag 2022 bei 0,5 GWh. Dieser Beitrag ist jedoch nicht in der Energiebilanz integriert, da die produzierte Energie durch den regionalen Energieversorger bewirtschaftet wird. Der zugekaufte Ökostrom wurde 2022 insgesamt um 26,7 GWh auf 111,8 GWh erhöht und entspricht rund der Hälfte des gesamten eingekauften Stroms.

Für detaillierte Kennzahlen zum Verbrauch von Brenn- und Treibstoffen (Scope 1), Strom und Fernwärme (Scope 2) sowie zum Strommix siehe Kennzahlen Nachhaltigkeit.

Energieverbrauch ausserhalb der Organisation (GRI 302-2)

Hinsichtlich der Energiebilanz ausserhalb der Organisation konzentriert sich Geberit auf die eingekauften Materialien, die Geschäftsreisen, die zwischenbetriebliche und Distributionslogistik sowie die Nutzung der verkauften Produkte.

Die eingekauften Materialien verursachten 2022 einen Verbrauch an grauer Energie von rund 13 600 TJ (Vorjahr 14 000 TJ).

Seit 2012 werden geschäftsbedingte Flugreisen erhoben und in die Bilanzierung integriert. Die Flugdistanzen werden anhand der jeweiligen Start- und Zielflughäfen berechnet. Flugreisen verursachten im Berichtsjahr einen Energieverbrauch von 10,5 TJ (Vorjahr: 6,0 TJ).

Die zwischenbetriebliche und Distributionslogistik wird mit externen Transportdienstleistern erbracht. Für das Monitoring wird seit 2010 ein von Geberit entwickelter Logistikrechner eingesetzt, der die zwischenbetriebliche und Distributionslogistik abdeckt. Im Berichtsjahr wurden mit den Transportdienstleistern 644,5 Mio. tkm (Tonnenkilometer) umgesetzt (Vorjahr 672,3 Mio. tkm). Dies führte zu einem Energieverbrauch in der Höhe von 1 187 TJ (Vorjahr 1 267 TJ). Die Reduktion der Transportleistung und des Energieverbrauchs resultiert hauptsächlich aus dem Volumenrückgang. Für weitere Informationen siehe Logistik.

Der Energieverbrauch durch die Nutzung der verkauften Produkte ist durch den direkten Stromverbrauch der Produkte (v. a. Dusch-WCs) und der Erwärmung von Wasser für die Waschtischarmaturen bestimmt. Er basiert auf dem jeweiligen durchschnittlichen Jahresverbrauch multipliziert mit den Verkaufszahlen im Berichtsjahr und der erwarteten Nutzungsdauer und betrug im Berichtsjahr rund 412 TJ.

Energieintensität (GRI 302-3)

Die Energieintensität ist eine wichtige Steuergrösse in den Produktionswerken und wird monatlich im Management-Cockpit verfolgt und bezieht sich auf die produzierten Mengen in Stückäquivalente und in den Keramikwerken zusätzlich auf die produzierte Menge bezogen auf das Gewicht. Diejenigen Werke mit einer Zertifizierung nach ISO 50001 (Energie) haben zudem ein verfeinertes Monitoring eingeführt. Auf Konzernebene wird analog Umweltbelastung und CO2-Emissionen der Nettoumsatz als Bezugsgrösse herangezogen. Der Energieverbrauch pro Nettoumsatz konnte 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 12,3% verbessert werden.

Verringerung des Energieverbrauchs (GRI 302-4)

Wichtige fortlaufende Massnahmen zur Energieeinsparung in der Produktion umfassen:

  • Optimierung der Produktionsprozesse in Hinblick auf Effizienz, Auslastung, Stabilität, Ausschuss, Energie- und Ressourcenverbrauch
  • Kontinuierliche Modernisierung des Maschinenparks und Einkauf energieeffizienter Anlagen sowie systematische Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik
  • Optimierung der Kühlanlagen durch Nutzung der natürlichen Umgebungskälte (Freecooling oder Grundwasser)
  • Bessere Nutzung intern vorhandener Prozessabwärme (Wärmerückgewinnung, bspw. für die Vorwärmung von Kunststoffgranulat oder das Trocknen von Gipsformen und Keramikrohlingen)
  • Sorgfältiger Einsatz von Druckluft und Nutzung der erzeugten Abwärme
  • Verbesserung der Isolation von Gebäuden

Konkrete Beispiele, welche die Reduktion des Energieverbrauchs in der Produktion unterstützen:

  • Erhöhung der Anzahl Spritzgussmaschinen mit energieeffizienter Antriebstechnik (hybrid, vollelektrisch, Stand-by) auf 229 sowie Inbetriebnahme einer siebten vollelektrischen Anlage zum Kunststoff-Blasformen
  • Prozessoptimierung bei der Herstellung von Mapress-Edelstahl-Fittings in Langenfeld (DE) führt durch schrittweisen Entfall der Beize zu einer Reduktion des Strom- und Erdgasverbrauchs
  • Ersatz bestehender konventioneller Gipsgussanlagen durch moderne Druckgussanlagen in Koło und Włocławek (PL) zur Erhöhung der Effizienz, Verbesserung der Ergonomie sowie Reduktion des Rohstoffverbrauchs und der Gipsabfälle
  • Inbetriebnahme eines ersten Glasurspritzroboters in Carregado (PT) zur Erhöhung der Effizienz, Verbesserung der Ergonomie und Reduktion des Rohstoffverbrauchs

Massnahmen, um den Energieverbrauch in der zwischenbetrieblichen und Distributionslogistik zu vermindern:

  • Sortimentslieferungen ab dem Logistikzentrum Pfullendorf (DE): Bessere Auslastung der Ladegefässe durch optimierte Laderaumberechnung und Umsetzung organisatorischer Massnahmen.
  • Effiziente Nutzung des Frachtraums: Einsatz von «High-Cube-Wechselbrücken» (rund 10% grössere Ladekapazität), Doppelstockvorrichtungen und Doppelstapelung von Spülkästen bei grossen Kundenlieferungen (Einsparung von rund 400 LKW-Fahrten im Berichtsjahr) sowie Einsatz von Lang-LKWs in Skandinavien mit bis 25 m Länge und 60 t Gesamtgewicht (rund 40% erhöhtes Ladevolumen).
  • Einsatz modernster Fahrzeugtechnologien: Gemessen an der Transportleistung lag der Anteil an modernsten Euro-6-Fahrzeugen bei 87% (Vorjahr 82%). Im Rundverkehr zwischen Jona (CH) und Pfullendorf (DE) sowie auf weiteren Transportstrecken sind zudem vier Erdgas-LKWs im Einsatz.
  • Verlagerung des LKW-Verkehrs auf die Schiene: Ab Pfullendorf (DE) erfolgen Transporte für Seefrachten nach Hamburg (DE) zu nahezu 100%, nach Italien zu 80% und in die Schweiz zu 15% mit der Bahn. Von Italien nach Pfullendorf beträgt der Bahnanteil 59% und in die Schweiz 86%.

Senkung des Energiebedarfs für Produkte und Dienstleistungen (GRI 302-5)

Die grösste Umweltleistung der Geberit Produkte liegt beim Wassersparen, wodurch indirekt auch Energie eingespart wird. Für die Förderung, Aufbereitung und Verteilung des Wassers sowie die anschliessende Behandlung des unverschmutzten Abwassers in einer Kläranlage werden gemäss Ecoinvent-Datenbank (Version 3.8) pro Kubikmeter Wasser 9,9 MJ Energie benötigt und 0,6 kg CO2-Emissionen freigesetzt. Der für Geberit berechnete Wasserfussabdruck zeigt, dass nahezu 100% des Wasserverbrauchs bei der Nutzung der Produkte anfällt. Dort ist die eingesparte Wassermenge sehr gross: Mit allen 2-Mengen- und Spül-Stopp-Spülkästen, die seit 1998 installiert wurden, konnten gemäss einer Modellrechnung gegenüber traditionellen Spülsystemen bis heute rund 42 050 Mio. m3 Wasser eingespart werden. Nebst Wasser können indirekt auch eine grosse Menge an Energie eingespart und CO2-Emissionen reduziert werden.

Direkte Energieeinsparungen bei den Produkten werden dank systematisch verbesserter Energieeffizienz ermöglicht. Konkrete Beispiele sind:

  • Das Geberit DuoFresh Modul entfernt unangenehme Gerüche direkt aus der WC-Keramik und reinigt die Luft mit einem Keramikwabenfilter. Damit können jährlich rund 50 l Heizöl im Vergleich zu traditionellem Fensterlüften eingespart werden.
  • Das Geberit Energierückhalteventil ERV schliesst die Entlüftungsleitung für Schmutzwasser über dem Dach mit einem magnetischen Membransystem ab. Es öffnet sich nur im Bedarfsfall und sorgt lediglich dann für Druckausgleich, wenn dies erforderlich ist. Unnötige Wärmeverluste werden so vermieden und die Einsparung von jährlich rund 50 l Heizöl wird so ermöglicht.
  • Beim Dusch-WC Geberit AquaClean Sela Comfort kann mit innovativer WhirlSpray- und Heating-on-Demand-Technologie der Energieverbrauch reduziert werden.
  • Das Geberit Urinalsystem umfasst Urinale mit elektronischen Steuerungen, aber auch mit komplett wasserlosem Betrieb. Die zentralen Elemente bilden die zwei von Geberit entwickelten spülrandlosen Urinalkeramiken Preda und Selva. Dank des geringen Ressourcenverbrauchs und der optionalen Möglichkeit, die Steuerung durch eine autarke Energiequelle mit Strom zu versorgen, können die Urinale höchste Anforderungen an nachhaltiges Bauen und an den wirtschaftlichen Betrieb erfüllen. Für verschiedene Vertriebsgesellschaften wurde dafür ein eigener Umwelt- und Kostenrechner entwickelt, siehe www.geberit.de.
  • Das modular aufgebaute Geberit Armaturensystem repräsentiert durchdachte Installationstechnik, verschiedene Energiekonzepte und elegante Armaturenkörper für die Wand- oder Standmontage. Nebst optimaler Nutzer- und Montagefreundlichkeit überzeugt das Produkt auch mit einem minimalen Wasser- und Energieverbrauch.
  • Die Geberit Control App ermöglicht eine Produktkonfiguration mithilfe des Smartphones, womit Geräte einfach und unkompliziert bedient und u. a. auch hinsichtlich des Energiemanagements und Wasserverbrauchs laufend optimiert werden können.