Editorial
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre
Ein ausserordentlich schwieriges Geschäftsjahr 2023 liegt hinter uns. Die Volumina waren aufgrund der rückläufigen Bauindustrie in Europa sowie des hohen Volumenniveaus im Vorjahr deutlich tiefer. Zudem war die Sanitärindustrie in einigen Ländern von der Verschiebung der Nachfrage von Sanitär- zu Heizungslösungen belastet. Die globalen und regionalen Lieferketten beruhigten sich dagegen im Berichtsjahr etwas. Die Verfügbarkeit von Rohmaterialien und Komponenten war gut, die Lieferfristen fielen deutlich kürzer aus als im Vorjahr. Trotz des sehr schwierigen Marktumfelds konnten die operativen Margen im Vorjahresvergleich deutlich gesteigert werden, dies hauptsächlich aufgrund der hohen operativen Flexibilität insbesondere in den Werken und der Logistik, der deutlich gesunkenen Energiepreise und des konsequenten Preismanagements. Die Auswirkungen des gegenüber den meisten Währungen deutlich erstarkten Schweizer Frankens konnten damit ebenfalls mehrheitlich absorbiert werden. Insgesamt ist dies ein Hinweis auf unsere strukturelle und finanzielle Stärke sowie die Widerstandsfähigkeit unseres Geschäftsmodells. Damit gelang es, unsere Position als führender Anbieter von Sanitärprodukten weiter zu festigen und Marktanteile zu gewinnen.
Umsatzrückgang aufgrund sehr hohem Vorjahresniveau und rückläufiger Bauindustrie
Der Nettoumsatz der Geberit Gruppe reduzierte sich im Jahr 2023 um 9,1% auf CHF 3 084 Mio. Dieser Rückgang war stark beeinflusst durch negative Währungseffekte in Höhe von CHF 147 Mio. aufgrund des Schweizer Frankens, der gegenüber den meisten anderen Währungen deutlich stärker wurde. In lokalen Währungen resultierte ein Rückgang von 4,8%. Preiserhöhungen von rund 8% beeinflussten die Entwicklung positiv. Die Volumina waren aufgrund der rückläufigen Bauindustrie in Europa sowie des hohen Vorjahresniveaus deutlich tiefer. Ebenfalls war die Sanitärindustrie in einigen Ländern von der Verschiebung der Nachfrage von Sanitär- zu Heizungslösungen belastet.
Operative Flexibilität und Kostendisziplin führen zu deutlich gesteigerten operativen Margen
Trotz des sehr schwierigen Marktumfelds mit deutlich tieferen Volumina und erheblicher Lohninflation konnten wir unsere Profitabilität steigern. Diese starke Leistung wurde hauptsächlich durch die hohe operative Flexibilität insbesondere in den Werken und der Logistik, die gesunkenen Rohmaterial- und Energiepreise sowie ein konsequentes Preismanagement ermöglicht.
In Schweizer Franken waren sämtliche Ergebnisse stark von negativen Währungsentwicklungen belastet. Insgesamt stieg der operative Cashflow (EBITDA) um 1,4% auf CHF 921 Mio., währungsbereinigt resultierte eine Zunahme von 7,8%. Die EBITDA-Marge stieg gegenüber der Vorjahresperiode deutlich um 310 Basispunkte auf 29,9% an. Hauptsächlich aufgrund eines positiven steuerlichen Einmaleffekts im Vorjahr sowie eines im Vorjahresvergleich negativeren Finanzergebnisses nahm das Nettoergebnis um 12,6% auf CHF 617 Mio. ab (währungsbereinigt -6,3%), was einer Nettoumsatzrendite von 20,0% (Vorjahr 20,8%) entspricht. Der Gewinn je Aktie ging 10,2% zurück auf CHF 18.39 (Vorjahr CHF 20.48). Dabei führten die positiven Effekte des Aktienrückkauf-Programms dazu, dass die Abnahme im Vergleich zur Entwicklung beim Nettoergebnis jedoch unterproportional ausfiel. Währungsbereinigt resultierte eine Abnahme von 3,7%.
Der Free Cashflow stieg deutlich um 11,3% auf CHF 625 Mio. Dies war auf den höheren operativen Cashflow sowie auf eine im Vorjahresvergleich positive Entwicklung im Nettoumlaufvermögen zurückzuführen. Mindernd wirkte sich hingegen das deutlich höhere Investitionsvolumen aus. Die Free-Cashflow-Marge erreichte 20,3% (Vorjahr 16,6%).
Deutlich höhere Investitionen
Die Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Anlagen betrugen 2023 CHF 197 Mio. Das sind CHF 42 Mio. beziehungsweise 27,1% mehr als im Vorjahr. Bezogen auf den Nettoumsatz lag die Investitionsquote bei 6,4% (Vorjahr 4,6%). Die im Vorjahresvergleich deutlich höheren Investitionen waren auf strategische Werkserweiterungen sowie den Bau eines neuen Kundenzentrums in Deutschland zurückzuführen. Im Rahmen der strategischen Stabilität wurden alle wichtigen grösseren Investitionsprojekte plangemäss umgesetzt.
Vielfältige physische und digitale Marketing- und Vertriebsaktivitäten
Den bedeutendsten Teil der vielfältigen Marktbearbeitungsaktivitäten erbringen unsere Mitarbeitenden im Aussendienst der verschiedenen lokalen Vertriebsgesellschaften. Sie sind in täglichem Kontakt mit Grosshändlern, Installateuren, Planern, Architekten und Investoren. Im ausserordentlich schwierigen Marktumfeld einer rückläufigen Bauindustrie intensivierten sie im Vergleich mit dem Vorjahr die Kundenkontakte. Dabei kamen verstärkt die Möglichkeiten des hybriden Verkaufs zum Einsatz, bei dem persönliche Kontakte mit digitalen Mitteln wie Videotelefonie oder Videokonferenzen kombiniert werden.
Im Berichtsjahr konnten wir in den 30 eigenen Informationszentren in Europa und Übersee rund 60 000 Berufsleute physisch an Produkten, Werkzeugen, Softwaretools und in Installationskompetenzen schulen. Gleichzeitig wurden in zahlreichen Märkten – oftmals gemeinsam mit dem Grosshandel – lokale oder digitale Anlässe veranstaltet, um die Handwerker über neue Produkte zu informieren. Mehr als 61 000 Kunden nahmen an solchen Veranstaltungen teil. Auch webbasierte Seminare und Trainings nehmen heute einen festen und wichtigen Platz im Schulungsangebot von Geberit ein. Sie verzeichneten im vergangenen Jahr 18 000 Teilnehmende.
Geberit Know-how für die Trinkwasserversorgung, die Dach- und Gebäudeentwässerung und den Bau von Sanitärräumen kommt bei zahlreichen Grossprojekten zum Einsatz. Für die Verantwortlichen und die Handwerker bieten die langlebigen, raumsparenden und installationsfreundlichen Systeme bei der Planung und Ausführung wesentliche Vorteile. Dazu gehört auch die kompetente technische Unterstützung bei Themen wie Schallschutz, Brandschutz, Statik oder Hygiene. In einzelnen Märkten gewinnen Hersteller von Fertigbädern oder Fertighäusern insbesondere aufgrund des Fachkräftemangels zunehmend an Bedeutung. Denn die industrielle Vorfertigung ermöglicht eine unkomplizierte Montage, schnellere Arbeitsabläufe und eine höhere Wirtschaftlichkeit. Die Kunden aus der Vorfertigungsindustrie werden bei uns von einer spezialisierten Vertriebsmannschaft betreut. Zudem werden der vorfertigenden Industrie spezifische Produktlösungen zur Verfügung gestellt, um den Vorfertigungsprozess weiter zu vereinfachen und zu beschleunigen. Auch wir sind seit Jahren in der industriellen Vorfertigung aktiv und stellen an den Standorten Lichtenstein (DE) und Matrei (AT) vorgefertigte Rahmenkonstruktionen für die Sanitärinstallation beziehungsweise komplett ausgestattete Fertigbäder für Neubauten und Renovationen her.
Unseren professionellen Kunden bieten wir mit digitalen Arbeitshilfen möglichst bedürfnisgerechte Unterstützung im Berufsalltag. Mittlerweile bestehen 14 Applikationen, die Fachleute bei der Planung und Kalkulation von Sanitärinstallationen oder bei der Inbetriebnahme und Wartung von Geräten unterstützen. Im Berichtsjahr lag der Fokus darin, die Bekanntheit dieser Applikationen weiter zu steigern respektive sie in zusätzlichen Geberit Märkten einzuführen. Für unsere Endkundinnen und ‑kunden bieten sechs Applikationen wie der Waschplatz-Konfigurator, der 3D-Badplaner oder die virtuellen Showrooms für Betätigungsplatten Inspirationen für die Badezimmergestaltung. Im Jahr 2023 verstärkten wir die Bestrebungen, diese Programme in weiteren Märkten verfügbar zu machen. Inzwischen kommen die verschiedenen Tools in 38 Märkten zum Einsatz.
Neue Produkte für unsere Märkte weltweit
Im Jahr 2023 haben wir unser Produktsortiment weiter ergänzt und zahlreiche neue Produkte im Markt lanciert. So wurde beim neuen Acanto-WC mit TurboFlush die Geometrie der Innenschüssel neu entwickelt und hydraulisch optimiert. Das resultiert in einer effizienteren Ausspülung, welche die geltenden Normen deutlich übertrifft und auch zum Wassersparen beiträgt. Die neue Duschrinne CleanLine50 punktet mit schmalem Design und benötigt in der Herstellung über 50% weniger Material als das Vorgängermodell. Darüber hinaus wurden weitere Badezimmerprodukte für Endkundinnen und Endkunden wie auch eine breite Palette von technischen Produkten für das Handwerk eingeführt.
Um unser Know-how zu schützen, haben wir im abgelaufenen Geschäftsjahr 25 Patente angemeldet, in den letzten fünf Jahren insgesamt 159 Patente.
Strategische Stabilität trotz starker Volumenrückgänge
Die globalen und regionalen Lieferketten haben sich im Berichtsjahr etwas beruhigt. Die Verfügbarkeit bei Rohmaterialien und Komponenten war gut, die Lieferfristen deutlich kürzer als im Vorjahr. Die Kundschaft konnte mit dem gesamten Sortiment auf dem gewohnten, hohen Niveau beliefert werden.
Die starken Volumenrückgänge im Berichtsjahr stellten unsere Werke und unser Logistiknetzwerk jedoch vor grosse Herausforderungen. Trotzdem konnten wir die Produktivität in beiden Bereichen auf sehr hohem Niveau halten. Dies wurde wiederum durch zahlreiche Massnahmen und Projekte erreicht, mit denen die Produktionsprozesse und der Energie- und Materialeinsatz optimiert und die Effizienz gesteigert werden konnten. Dazu trug auch eine hohe operative Flexibilität bei, insbesondere mittels Kapazitätsanpassungen bei den temporären und befristeten Mitarbeitenden und mittels natürlicher Fluktuation.
Bei der Keramikproduktion wurde die Umsetzung einer im Vorjahr initiierten Spezialisierungsstrategie fortgeführt. Parallel dazu wurde die weitere Automatisierung von einzelnen Produktionsprozessen vorangetrieben. In den Kunststoff und Metall verarbeitenden Werken wurden im Sinne der strategischen Stabilität zahlreiche Investitionsprojekte weiter vorangetrieben, um die mittel- und langfristig benötigten Kapazitäten rechtzeitig aufzubauen und die Effizienz der Prozesse weiter zu verbessern.
Umweltleistung erneut deutlich verbessert – CO2-Belastung substanziell reduziert
Die absolute Umweltbelastung der Geberit Gruppe nahm im Jahr 2023 weiter um 17,6% ab. Der währungsbereinigte Nettoumsatz nahm im selben Zeitraum um 4,8% ab. Als Resultat konnten wir die Umweltbelastung im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (Ökoeffizienz) um 13,4% reduzieren. Seit der Integration der energieintensiven Keramikproduktion im Jahr 2015 verbesserte sich die Ökoeffizienz um 62,6%. Bezüglich des langfristigen Zielwerts, der auf einer durchschnittlichen Verbesserung von 5% pro Jahr basiert, liegen wir weiterhin sehr gut auf Kurs.
Das mittelfristige Ziel, die relativen CO2-Emissionen jährlich um 5% zu reduzieren, übertrafen wir auch im Berichtsjahr deutlich. Im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz reduzierten sich die CO2-Emissionen um 15,6%. Die absoluten CO2-Emissionen sanken im Vergleich zum Vorjahr um 19,6% auf 121 014 Tonnen und wurden damit deutlich stärker reduziert als die Volumina. Diese Reduktion ist auf zielgerichtete operative Massnahmen, die kontinuierliche Erhöhung des Anteils von Strom aus erneuerbaren Energien und auf einen Rückgang der Produktionsvolumina zurückzuführen. Seit der Übernahme der energieintensiven Keramikproduktion im Jahr 2015 gelang es uns, die CO2-Emissionen im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (CO2-Intensität) um 63,2% zu senken.
Erneut von EcoVadis ausgezeichnet
Erneut wurden wir für unser Nachhaltigkeitsmanagement von EcoVadis ausgezeichnet. Das Prädikat «Gold» ist die zweithöchste Auszeichnung, die im Rahmen der jährlichen Beurteilung vergeben wird. Geberit platzierte sich damit in den Top-5-Prozent der bewerteten Unternehmen. EcoVadis hat sich als einer der weltweit grössten Anbieter von Nachhaltigkeitsbewertungen etabliert und ein globales Netzwerk von über 100 000 Unternehmen in rund 180 Ländern geschaffen. Die umfassende Analyse, die 21 Kriterien in den Bereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung berücksichtigt, trägt zur Transparenz der Nachhaltigkeitsperformance der Unternehmen bei. Die Gold-Auszeichnung macht für Kunden und Lieferanten sichtbar, dass wir über ein umfassendes und systematisches Nachhaltigkeitsmanagement verfügen.
ESG-Governance
Die wert- und zukunftsorientierte Unternehmensführung stärkt die Widerstandsfähigkeit unseres Geschäftsmodells und somit die langfristige Wertschöpfung von Geberit. Als einer der strategischen Erfolgsfaktoren des Unternehmens wurde eine auf Nachhaltigkeit bedachte Unternehmensführung definiert. Diese umfasst eine langfristige Planung von Investitionsprojekten unter Berücksichtigung eines internen CO2-Referenzpreises, die Kontrolle der Zielerreichung der definierten Massnahmen und die Integration des CO2-Reduktionszielwerts als eines von fünf gleichgewichteten Kriterien in die Berechnung des Bonus für das Management sowie einen Teil der Mitarbeitenden.
Alle an der Nachhaltigkeitsstrategie und deren Umsetzung beteiligten Stellen mit den entsprechenden Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind klar definiert; die oberste Verantwortung liegt beim Verwaltungsrat (vgl. dazu ESG-Governance).
Nachhaltigkeitsberichterstattung gezielt ausgebaut
Geberit berichtet umfassend zum Thema Nachhaltigkeit. Der Leistungsausweis zur Nachhaltigkeit wird seit 2006 jährlich gemäss den Vorgaben der Global Reporting Initiative (GRI) dargestellt. Neu deckt die Nachhaltigkeitsberichterstattung zudem die Anforderungen des revidierten Schweizerischen Obligationenrechts (Art. 964a ff OR) zur nicht-finanziellen Berichterstattung ab. Die entsprechende Berichterstattung zu Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen, Achtung der Menschenrechte und Bekämpfung von Korruption wurde in die bestehende, über viele Jahre weiterentwickelte Berichterstattung nach den GRI-Standards integriert. Die ab 2024 vorgeschriebene Klimaberichterstattung wird bereits heute im TCFD-Bericht von Geberit abgedeckt.
Wasserverbrauch im Fokus
Der sorgfältige und sparsame Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser ist für uns eines der zentralen Themen. Der konsequente Fokus auf die Reduktion des Wasserverbrauchs sowohl in der Produktion als auch in der Produktnutzungsphase stellt unseren grössten Hebel dar, einen Teil zur nachhaltigen Entwicklung beizutragen.
Im Berichtsjahr betrug der Wasserverbrauch in der Produktion insgesamt 850 178 m3 (Vorjahr 908 407 m3). Verglichen mit dem Jahr 2015, in dem das Keramikgeschäft übernommen worden war, sank der Wasserverbrauch um 27,4%. Geberit setzt konsequent Massnahmen um, die den Wasserverbrauch sukzessive reduzieren. Dazu gehört insbesondere die Wiederverwendung von Wasser im Produktionsprozess und in Labors. Der grösste Anteil des Wasserverbrauchs, rund 80%, entsteht bei der Keramikherstellung. In diesem Bereich sank der Wasserverbrauch gegenüber dem Vorjahr um 5%; seit 2015 wurde eine Einsparung von 31% erreicht.
Mittels Ecodesign überprüfen und verbessern wir die Produkte auch hinsichtlich des Wasserverbrauchs. Unsere innovativen Sanitärprodukte helfen, den Wasserverbrauch in Gebäuden systematisch zu optimieren. Spülrandlose Keramiken, die optimierte TurboFlush-Technologie, wassersparende Armaturen, Urinale oder Spülventile helfen den Kundinnen und Kunden, die Ressource Wasser schonend einzusetzen. Gemäss einer Modellrechnung reduzierte sich beispielsweise der Wasserverbrauch für die WC-Spülung seit 1952 dank mehrerer Innovationen wie der Spül-Stopp-Spülkästen oder der Geberit 2-Mengen-Spülung um rund 80% von 70 auf 14 Liter pro Person und Tag.
Der Optimierung der Wassereffizienz messen wir weiterhin grösste Bedeutung bei. Das im Berichtsjahr neu lancierte WC-System veranschaulicht dies beispielhaft: Kombiniert man die Acanto WC-Keramik – ausgestattet mit der TurboFlush-Spültechnologie der neusten Generation – mit dem wassersparenden Spülventil 212 und der 2-Mengen-Betätigungsplatte, reduziert sich die benötigte Spülmenge bis auf 2,6 Liter für die Teilspülung und auf 4 Liter für die Vollspülung. Durch die optimal aufeinander abgestimmten Komponenten ist die Spülleistung um bis zu zehnmal höher als die Vorgaben internationaler Normen.
Kreislaufwirtschaft und Langlebigkeit
Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, einen Wirtschaftskreislauf möglichst ressourcen- und umweltschonend zu betreiben. Der grösste Hebel ist dabei die Lebensdauer eines Produkts. Je länger ein Produkt genutzt werden kann, desto geringer ist der Ressourceneinsatz pro Nutzung. Ein wesentlicher Beitrag von Geberit zur Kreislaufwirtschaft besteht deshalb darin, dank hochwertiger Materialien und strenger Qualitätsanforderungen eine möglichst lange Produktlebensdauer zu erreichen. Unsere Produkte werden typischerweise über Jahrzehnte genutzt. Die Lebensdauer übersteigt nicht selten 50 Jahre, beispielsweise bei Abwasserrohren aus Kunststoff. Darüber hinaus leistet die Ersatzteilsicherheit von 25 Jahren, die für einen bedeutenden Teil des Sortiments gilt, einen wichtigen Beitrag zur Langlebigkeit der Geberit Produkte und Systeme. Im Berichtsjahr erhöhten wir die Ersatzteilverfügbarkeit für alle mechanischen Komponenten der Unterputzspülkästen von 25 auf 50 Jahre. Zudem lassen sich viele unserer Produkte einfach reinigen, unterhalten und reparieren. Ebenfalls trägt die Rückwärtskompatibilität von neuen Produkten und Innovationen – beispielsweise bei Betätigungsplatten – zu einer längeren Lebensdauer eines bereits installierten Produkts bei.
Information Technology (IT)
Wir sind bei Geberit permanent daran, die IT-Sicherheit zu erhöhen und weiterzuentwickeln. Dies beinhaltet die Etablierung von Abwehrmassnahmen gegen Cyberrisiken inklusive der effizienten Aufdeckung und Behandlung allfälliger Attacken. Für die Aufrechterhaltung der Business Continuity sind umfangreiche Massnahmen etabliert. Organisatorisch kümmert sich ein IT-Sicherheitskomitee unter Leitung des CFO um alle relevanten Aspekte der IT-Sicherheit. Wir unterziehen die IT-Systeme unter Beizug externer Spezialisten regelmässig einer umfassenden und detaillierten Sicherheitsprüfung, die laufend neu aufgetauchte Risiken einschliesst. Die aktuellen Prüfungen bestätigten ein gutes Sicherheitsniveau. Insgesamt bewegen wir uns damit auf dem Niveau von Industrieunternehmen mit ähnlicher Grösse und Komplexität.
Die operativen Schwerpunkte im Bereich IT liegen gegenwärtig bei der Steigerung der Effizienz und dem Schaffen von Mehrwert für die Kundschaft. Beispiele für Effizienzsteigerungen sind die KI-gestützte Beantwortung von Kundenanfragen in Deutschland, der KI-basierte Zahlungsverkehr-Workflow, die neue SAP-S/4-HANA-gestützte Logistiklösung EWM oder eine erste Fabrik, die mit einem Manufacturing Executive System (MES) ausgestattet wurde. Beispiele für Kundenmehrwert sind der neue Onlinekatalog und die erste Fassung des Systems zur Identifikation von kompatiblen Produkten (Product Relationship Management, PRM). Ende 2023 haben wir zudem eine Initiative zur noch besseren Nutzung von KI innerhalb der verschiedenen Funktionen gestartet.
Anhaltend attraktive Ausschüttungspolitik
Die Geberit Aktie startete mit einem Kurs von CHF 435.50 in das Börsenjahr 2023. Die Aktie erholte sich vor allem im ersten Halbjahr teilweise von der starken Bewertungskorrektur im Vorjahr. In den letzten beiden Monaten des Berichtsjahrs stieg der Kurs deutlich stärker als der Swiss Market Index (SMI) und schloss bei CHF 539.00, was einer Zunahme von 23,8% über das gesamte Jahr entspricht. Der SMI legte in derselben Periode 3,8% zu. Über die letzten fünf Jahre betrachtet, resultierte für die Geberit Aktie im Durchschnitt pro Jahr ein Zuwachs von 7,1% (SMI: +5,7%). Seit dem Börsengang (IPO) im Jahr 1999 betrug das durchschnittliche jährliche Wachstum +11,7% (SMI: +1,9%). Die Marktkapitalisierung der Geberit Gruppe erreichte Ende 2023 CHF 19,0 Mrd. Wie in den Vorjahren halten wir an der attraktiven Ausschüttungspolitik fest. Der Generalversammlung werden wir deshalb eine Dividendenerhöhung von 0,8% auf CHF 12.70 vorschlagen. Die Ausschüttungsquote von 70,1% des Nettoergebnisses liegt knapp über dem oberen Ende der durch den Verwaltungsrat definierten Bandbreite von 50 bis 70%.
Im Jahr 2023 schütteten wir im Rahmen der Dividendenzahlung CHF 424 Mio. an die Aktionäre aus. Mit dem am 20. Juni 2022 gestarteten Aktienrückkauf-Programm wurden im Berichtsjahr insgesamt 493 150 Aktien zu einem Betrag von CHF 238 Mio. erworben. Somit schütteten wir im Berichtsjahr CHF 662 Mio. beziehungsweise 106% des Free Cashflows im Rahmen der Dividendenzahlung und der Aktienrückkauf-Programme an die Aktionäre aus, was 3,5% der Marktkapitalisierung von Geberit per 31. Dezember 2023 entspricht. Über die letzten fünf Jahre wurden rund CHF 3,2 Mrd. in Form von Ausschüttungen oder Aktienrückkäufen an die Aktionäre zurückbezahlt, was 96,6% des Free Cashflows in dieser Zeitperiode entspricht.
Wir bedanken uns
Ein ganz besonderes Dankeschön gebührt wiederum unseren Kundinnen und Kunden für das entgegengebrachte Vertrauen und die konstruktive Zusammenarbeit. Die im Berichtsjahr in einem sehr anspruchsvollen Umfeld erzielten guten Resultate verdanken wir der hohen Motivation, der Leistungsbereitschaft und der Flexibilität unserer Mitarbeitenden. Ihnen gilt unser Dank und unsere Anerkennung. Bedanken wollen wir uns nicht zuletzt bei Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr anhaltendes Vertrauen in unser Unternehmen.
Ausblick auf das Jahr 2024
Für das laufende Jahr erwarten wir aufgrund der herausfordernden makroökonomischen Rahmenbedingungen und der anhaltenden geopolitischen Risiken eine insgesamt rückläufige Bauindustrie.
Die gestiegenen Baukosten und Zinsen haben in den letzten zwei Jahren die Nachfrage in der europäischen Bauindustrie – insbesondere im Neubausektor – erheblich gedämpft. Die Baugenehmigungen in Europa sind in den ersten neun Monaten des Jahres 2023, getrieben durch die schwache Entwicklung im Wohnungsbau, um rund 20% zurückgegangen, was zu einem entsprechenden Rückgang der Neubautätigkeit im Jahr 2024 führen wird. Den stärksten Rückgang erwarten wir in Nordeuropa und in Deutschland. Die Neubautätigkeit in der Schweiz dürfte sich hingegen aufgrund der geringeren Inflation und der niedrigeren Zinsen positiver entwickeln. Im globalen Renovationsgeschäft, dessen Anteil rund 60% am Geberit Umsatz beträgt, erwarten wir im Gegensatz dazu einen robusteren Verlauf, was hauptsächlich auf folgende Gründe zurückzuführen ist:
- grundsätzlicher Bedarf an Renovationen in mehreren europäischen Ländern, und
- kein zusätzlicher Druck durch die Verlagerung von Sanitär- zu Heizungslösungen wie im Vorjahr.
Trotz der insgesamt negativen Prognosen für die europäische Bauindustrie im Jahr 2024 sollten die erwarteten Zinssenkungen im Laufe des Jahres und der strukturelle Trend zu höherwertigen Sanitärstandards die Nachfrage positiv stimulieren. Bei den aussereuropäischen Märkten, in welchen Geberit aktiv ist, erwarten wir für das laufende Jahr ein gemischtes Bild mit einer starken Nachfrage beispielsweise in Indien, der Golfregion oder Ägypten und Rückgängen beispielsweise in China oder Australien.
Unabhängig vom herausfordernden Marktumfeld bleibt es für 2024 das Ziel, weitere Marktanteile zu gewinnen. Dies soll durch die beiden Leitprinzipien 1) strategische Stabilität und 2) operative Flexibilität erreicht werden. Damit sollen die Herausforderungen aufgrund der unsicheren Volumenentwicklung bewältigt werden, ohne das mittelfristige Potenzial zu beeinträchtigen. Im Rahmen der strategischen Stabilität werden trotz des rückläufigen Marktumfelds auch 2024 verschiedene strategische Wachstumsinitiativen und Investitionsprojekte, beispielsweise in ausgewählten Wachstumsmärkten ausserhalb Europas, wie geplant fortgesetzt beziehungsweise neu lanciert. Entsprechend der Geberit Strategie sollen parallel dazu die Geschäftsprozesse kontinuierlich optimiert und auch 2024 weiterhin hohe Margen und ein starker Free Cashflow erzielt werden. Basierend auf dem über die letzten Jahrzehnte aufgebauten, starken Fundament soll zudem die Nachhaltigkeitsperformance kontinuierlich verbessert werden.
Verwaltungsrat und Konzernleitung sind überzeugt, für die aktuellen und bevorstehenden Chancen und Herausforderungen sehr gut gerüstet und positioniert zu sein. Diese Einschätzung basiert auf der stabilen und langfristig ausgerichteten Strategie, dem bewährten Geschäftsmodell mit starken Kundenbeziehungen sowie der industrieführenden finanziellen Stabilität. Wesentlich für den künftigen Erfolg sind die erfahrenen und hoch motivierten Mitarbeitenden, eine Reihe von Erfolg versprechenden Wachstumsinitiativen, die in den letzten Jahren eingeführten Produkte und die vielversprechende Entwicklungspipeline, die schlanke und kundenorientierte Organisation, die etablierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Marktpartnern im Handel und im Handwerk sowie das weiterhin sehr solide finanzielle Fundament der Gruppe.
Freundliche Grüsse
Albert M. Baehny
Verwaltungsratspräsident
Christian Buhl
CEO