Beschaffung
Managementansatz
Geberit weist eine Produktion mit hoher Fertigungstiefe auf. Die eingekauften Materialien sind mehrheitlich Rohmaterialien und Halbfabrikate mit hohem Rohmaterialanteil. Daraus resultiert ein geringer Anteil von Materialkosten am Nettoumsatz. Die Verfügbarkeit von Materialien wird durch eine umsichtige und lokal ausgerichtete Beschaffungsstrategie, institutionalisierte Einkaufsprozesse und einen starken Fokus auf eine partnerschaftliche Lieferantenbeziehung sichergestellt. Die hohe Fertigungstiefe sowie der sehr hohe Anteil westeuropäischer Lieferanten haben zur Folge, dass das allgemeine Risikoprofil der Lieferkette hinsichtlich Umwelt- und Sozialrisiken verhältnismässig gering ist.
Auswirkungen, Risiken und Chancen
Geberit verantwortet soziale, ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen in der vorgelagerten Wertschöpfungskette. Dabei entstehen durch die Lieferanten indirekte Umweltauswirkungen (Scope-3-Emissionen). Die Lieferkette birgt auch potenzielle Risiken für das Unternehmen, insbesondere bei Nichteinhaltung von Standards durch Lieferanten. Dies könnte zu Reputationsverlust, regulatorischen Herausforderungen, reduzierter Planungssicherheit sowie rechtlichen Konsequenzen führen. Chancen liegen in der Optimierung der Lieferkette durch enge Zusammenarbeit und ressourcenschonende Prozesse, die sowohl Kosten sparen als auch ökologisch verantwortungsvolle Aktivitäten fördern.
Managementsystem
Von Partnern entlang der Wertschöpfungskette wird eine in jeder Hinsicht korrekte Geschäftstätigkeit erwartet. Die zentralen Anforderungen an die Lieferanten und Geschäftspartner sind verbindlich in einem Verhaltenskodex für Lieferanten festgehalten. Der Verhaltenskodex für Lieferanten ist in 15 Sprachen verfügbar. Alle Lieferanten sind zur Einhaltung des Verhaltenskodex für Lieferanten verpflichtet, der internationale Standards wie den UN Global Compact, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die ILO-Erklärung über grundlegende Arbeitsrechte sowie die Sorgfaltspflichten gemäss Art. 964a ff. OR umfasst. Er macht konkrete Vorgaben u. a. zu den Themenbereichen Menschenrechte (inklusive Kinder- und Zwangsarbeit), Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Entlöhnung, Umweltschutz sowie Integrität (inklusive Bestechung und Korruption) und verpflichtet die Lieferanten, deren Einhaltung nachweisen zu können. Bei Verstössen werden Korrekturmassnahmen ergriffen, und im Wiederholungsfall kann die Geschäftsbeziehung beendet werden. Seit 2017 steht den Lieferanten auch eine Integrity Line zur Verfügung, über die Unregelmässigkeiten im Einkaufsprozess oder Verstösse gegen den Verhaltenskodex für Lieferanten anonym gemeldet werden können.
Ein effektives Management der Umwelt- und Sozialkriterien bei Lieferanten unterstützt die Einhaltung von Gesetzen, Menschenrechten und Arbeitsbedingungen. Die Verantwortung für die Umsetzung des Managementsystems im Bereich Corporate Purchasing liegt bei der Funktion Supply Chain Compliance & Sustainability.
Die Beschaffung wird global über Lead Buyer gesteuert, die für Warengruppen verantwortlich sind. Seit 2021 besteht eine neue Beschaffungsstrategie, die eine ganzheitliche Betrachtung (Total Value of Ownership) mit Fokus auf ökologische und soziale Aspekte verfolgt. Neue Mitarbeitende im Beschaffungsbereich werden in Schulungen mit dem Prozess einer ökologisch und sozial verantwortungsvollen Beschaffung vertraut gemacht, und Nachhaltigkeit ist Teil der jährlichen Beurteilungsgespräche. Zudem finden regelmässig vertiefende Schulungen für Lead Buyer statt.
Bei der Lieferantenbewertung wird grösste Transparenz angestrebt. Alle Partner werden nach standardisierten Kriterien wie Unternehmen, Qualität, Nachhaltigkeit, Preis, Beschaffung, Liefertreue, Produktion und Technologie bewertet. Ein Qualitätsaudit, inklusive Umwelt- und Arbeitssicherheitsprüfungen, ist meist Teil der Auswahl. Bei Unstimmigkeiten folgt ein vertieftes Audit.
Risikoanalyse
Das Lieferantenmanagement, das seit 2007 besteht, umfasst ein Risikomanagement für Umwelt-, Arbeitssicherheits- und Menschenrechtsthemen. Lieferanten werden nach Produktionsland und Warengruppe einer Risikoklasse zugeordnet. Die Klassifizierung wird jährlich überprüft. Audits für Lieferanten der höchsten Risikoklasse werden mit externen Partnern durchgeführt
Zusätzlich zum risikobasierten Ansatz wird an einem Konzept für engere Zusammenarbeit mit Lieferanten in den Bereichen Compliance und CO2-Reduktion (Scope 3) gearbeitet. Im Berichtsjahr wurden Alternativen zu Kunststoff und Metall analysiert und die Verfügbarkeit von CO2-Daten geprüft.
Für weitere Informationen siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2024 > Beschaffung.
Kennzahlen
Geberit beschaffte im Jahr 2024 Rohmaterialien (28,1%), Halbfabrikate (45,0%) und Fertigprodukte (29,0%) mit einem Einkaufswert von CHF 850 Mio. (Vorjahr CHF 883 Mio.) von weltweit 1 481 Lieferanten. Die eingekauften Rohmaterialien und Halbfabrikate stammen hauptsächlich von Lieferanten aus Westeuropa (83,3% des Einkaufswerts). Der Anteil des Einkaufsvolumens aus Osteuropa beträgt 6,8%, aus Asien 8,9%, aus Amerika 0,8% und aus Afrika 0,2%.
Für weitere Informationen siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2024 > Beschaffung.
Massnahmen und Vorfälle
Im Berichtsjahr wurden 157 Lieferanten (Vorjahr 168) in der höchsten Risikoklasse identifiziert, was 7% des direkten Einkaufswerts (Vorjahr 6%) von Geberit entspricht.
2024 wurden sieben Audits bei Lieferanten mit erhöhtem Risiko in Serbien, China und in Indien durchgeführt. Die wesentlichen Verpflichtungen des Verhaltenskodex und der dort enthaltenen menschenrechtlichen, sozial- und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten wurden eingehalten; bei festgestellten Abweichungen wurden Korrekturmassnahmen vereinbart. Die meisten Abweichungen betrafen bauliche Mängel, Mängel bei der Arbeitssicherheit beziehungsweise ungenügende Erfassung und Dokumentation der geleisteten Arbeitszeit. Die Umsetzung der vereinbarten Korrekturmassnahmen wird seitens Geberit zeitnah überprüft und dokumentiert. Die Integrity Line meldete 2024 keine Verstösse. Alle neuen Lieferanten verpflichteten sich zur Einhaltung des Verhaltenskodex, und über 95% des Einkaufswerts sind bereits durch die unterzeichnenden Lieferanten abgedeckt.
Reduktion von Gefahren bei Geschäftspartnern
Geberit legt grossen Wert auf die Arbeitssicherheit und Gesundheit von Geschäftspartnern. Lieferanten verpflichten sich im Verhaltenskodex für Lieferanten, die Arbeitssicherheit sowie gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen in ihrer Unternehmung und Lieferkette sicherzustellen. Dies wird systematisch im Rahmen von Lieferantenaudits überprüft. Im Berichtsjahr wurden keine Vorfälle gemeldet.
Konfliktmineralien
Geberit führt keine Konfliktmineralien (Zinn, Tantal, Wolfram oder Gold) in die EU oder die Schweiz direkt ein oder verarbeitet diese und gilt damit nicht als einführende Organisation im Sinn der EU-Verordnung 2017/821 bzw. Art. 964j ff. des Schweizerischen Obligationenrechts. Werden Produkte, die solche Metalle enthalten, in die USA geliefert, gelten die Vorschriften des Dodd-Frank Act (Sec. 1502).
Kinder- und Zwangsarbeit
Geberit lehnt Kinder- und Zwangsarbeit kategorisch ab. Die Vermeidung solcher Praktiken dient dem Schutz der Menschenrechte und der Wahrung der Unternehmensreputation. Im eigenen Unternehmen wird das Risiko aufgrund der hohen Fertigungstiefe und der Qualitätsanforderungen als sehr gering eingeschätzt. Der Verhaltenskodex für Lieferanten verpflichtet zur Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen.
2024 wurden gemäss der jährlichen Überprüfung gruppenweit keine Fälle von Kinder-, Zwangs- oder Pflichtarbeit festgestellt. Auch bei Lieferanten sind im Rahmen der durchgeführten Audits keine Fälle von Kinder-, Zwangs- oder Pflichtarbeit aufgedeckt worden. Zudem ergab die Analyse zu Kinderarbeit bei Lieferanten mit erhöhtem Risiko keine begründeten Verdachtsmomente. Die Sorgfaltspflicht von Geberit wird seit Jahren durch ein etabliertes Risikomanagement sichergestellt.