Risikomanagement
GRI
Die Geberit Gruppe verfügt über ein vom Verwaltungsrat genehmigtes Risikomanagementsystem. Dieses System umfasst einen strukturierten Prozess zur Erfassung und zum Management von diversen Risiken inklusive ESG-bezogener Risiken.
Der Risikomanagement-Prozess beinhaltet folgende Schritte:
- Risikoidentifikation und ‑klassifizierung: ordnungsgemässe Identifikation und Bewertung der wesentlichen Risiken. Diese werden alle zwei Jahre vom Verwaltungsrat und der Konzernleitung eingehend diskutiert.
- Risikoanalyse: Bewertung spezifischer Geschäftsrisiken und Analyse der Veränderungen seit der letzten Umfrage. Die Eintrittwahrscheinlichkeit (Probability of Occurrence) wird anhand einer Skala von unwahrscheinlich (1) bis häufig (5) bewertet. Um die Auswirkungen eines identifizierten Risikos zu skalieren, wird die Skala der Auswirkungen des Risikoeintritts (Impact of Risk Event) verwendet. Die Skala reicht von unbedeutend (1) bis sehr kritisch (5). Basierend auf der Kombination der beiden Scores werden die Risiken klassifiziert.
- Risikosteuerung: Für jedes Risiko werden Instrumente, Massnahmen und Verantwortlichkeiten definiert und in regelmässigen Abständen überprüft.
- Risikoreporting: Die regelmässige Berichterstattung an die Konzernleitung und den Verwaltungsrat ist Teil der Risikoerhebung, die alle zwei Jahre durchgeführt wird.
Die Konzernleitung steuert operativ das Risikomanagement, während Verantwortliche für einzelne Risiken konkrete Massnahmen umsetzen und kontrollieren. Die interne Revision koordiniert den Prozess und erstellt alle zwei Jahre einen Risikobericht für den Verwaltungsrat. Zusätzlich werden wesentliche Risiken regelmässig in Konzernleitungs- und Verwaltungsratssitzungen besprochen.
Für weitere Informationen zum Risikomanagement von Geberit siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Strategie und Ziele > Risikomanagement sowie Berichtsteil > Corporate Governance > Verwaltungsrat > Informations- und Kontrollinstrumente gegenüber der Konzernleitung. Für eine Übersicht zu Compliance-Themen des Konzerns siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2024 > Compliance.
Umgang mit klimabezogenen Risiken und Chancen
Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel sind ein integraler Bestandteil des gesamten Risikomanagementsystems.
Gemäss den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) Art. 964a ff. OR-Inhaltsindex wird zwischen physischen Risiken sowie Übergangsrisiken und ‑chancen unterschieden. Geberit überprüft und bewertet diese Risiken und deren finanzielle Bedeutung regelmässig im Rahmen des Risikomanagements.
Physische Risiken umfassen sowohl kurzfristige, extreme Wetterereignisse als auch langfristige, lokale Veränderungen wie steigende Durchschnittstemperaturen, höhere Meeresspiegel und häufigere Trockenperioden. Diese kurz- und langfristigen Effekte können Sachschäden an der Infrastruktur verursachen, die Logistik beeinträchtigen oder zu Unterbrechungen in der Lieferkette führen. Steigende Temperaturen und häufigere Hitzetage erhöhen den Energiebedarf für die Kühlung von Maschinen, Prozessen und Arbeitsplätzen im Sommer, während der Heizbedarf für Gebäude im Winter möglicherweise sinkt. Ein höherer Meeresspiegel kann zudem den Schutz von Produktionsstandorten in Küstennähe vor Überflutungen erforderlich machen.
Insgesamt werden die physischen Risiken, die vor allem die Bereiche Beschaffung, Produktion und Logistik betreffen, in Bezug auf ihre finanziellen Auswirkungen als gering bis moderat eingeschätzt.
Übergangsrisiken und ‑chancen ergeben sich durch neue gesetzliche, technologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends und Rahmenbedingungen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden.
- Änderungen von Umweltschutzbestimmungen und strengere Regulierungen können höhere Anforderungen an die Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien mit sich bringen sowie zu steigenden CO₂-Abgaben auf Treib- und Brennstoffe und damit zu höheren Energiekosten führen. Auch im Bereich Wasser kann es aufgrund geringerer Verfügbarkeit und Verschlechterung der Qualität zu verschärften Auflagen kommen. Dies würde die Nachfrage nach wassersparenden Sanitärsystemen, insbesondere bei den WCs, verstärken, wodurch Geberit zusätzlichen Umsatz generieren könnte.
- Der Trend hin zur Ressourceneffizienz und zur Kreislaufwirtschaft führt zu steigenden Anforderungen an die Qualität, die Langlebigkeit, die Reparierbarkeit und das Recycling von Produkten und Baustoffen. Diese Entwicklungen können Auswirkungen auf das Produktportfolio und die Produktionswerke haben. Zudem steigen die Erwartungen von Kundschaft, Investoren und Mitarbeitenden hinsichtlich nachhaltiger, CO2-reduzierter Produkte und Dienstleistungen. Geberit ist mit den qualitativ hochwertigen und langlebigen Produkten gut aufgestellt und könnte zusätzlichen Umsatz erwirtschaften.
- Die grösste Chance ergibt sich für den Schweizer Sanitärtechnikkonzern aus einer an vielen Orten lokal eingeschränkten Verfügbarkeit von Wasser als Folge des Klimawandels. Im Rahmen der periodisch durchgeführten Risikoanalysen im «Global Risk Report 2025» des World Economic Forums (WEF) gehört Wasserknappheit (als wesentlicher Teil des Themas Knappheit von natürlichen Ressourcen) zu den zehn globalen Risiken mit grösster Bedeutung in den nächsten zehn Jahren. Dieser Trend beeinflusst die Entwicklung von Sanitärtechnik. Wassersparende und ressourceneffiziente Produkte werden an Bedeutung gewinnen. Geberit nutzt diese Möglichkeit, um der weltweit steigenden Nachfrage nach wassersparenden Produkten gerecht zu werden, zu einem schonenden Umgang mit Wasser beizutragen und die eigene Marktposition zu stärken.
Insgesamt ergeben die sich abzeichnenden Trends und Veränderungen eher Chancen für das Unternehmen, mit innovativen, effizienten und wassersparenden Sanitärprodukten zusätzlichen Umsatz zu gewinnen.
Beurteilung der klimabezogenen Risiken und Chancen
Die folgende Tabelle zeigt die wesentlichen klimabezogenen Risiken und Chancen, die das Unternehmen identifiziert und bewertet hat. Dabei wurden sowohl kurzfristige als auch mittel- und langfristige Entwicklungen berücksichtigt.
Physische Risiken
Risiko |
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Charakterisierung |
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Beschreibung |
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Massnahmen |
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Einfluss von Überschwemmungen, Erdrutschen, Stürmen und anderen extremen Wetterereignissen auf Unternehmensstandorte; Verzögerungen in der Lieferkette |
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Extreme Wetterereignisse können die eigene Produktion, Logistik oder die Lieferkette von Geberit betreffen. Aufgrund (i) der kontinuierlichen Investitionen in die Gebäudeinfrastruktur und (ii) der Beschaffungsstrategie mit Fokus auf regionale/lokale Lieferanten nahe bei den Werken sind insbesondere die Risiken in der Lieferkette limitiert. |
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Ansteigen des Meeresspiegels infolge des Klimawandels |
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Ein Anstieg des Meeresspiegels könnte sich langfristig auf zwei Produktionswerke in Küstennähe in Gaeta (IT) und Ekenäs (FI) auswirken. Die übrigen 24 Werke, welche 98% des Gruppenumsatzes ausmachen, sind nicht betroffen. |
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Vermehrte Trockenperioden infolge des Klimawandels |
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Vermehrte Trockenperioden können einen negativen Einfluss auf die Verfügbarkeit und Qualität von Trink- oder Prozesswasser haben und insbesondere in der Keramikfertigung zu erhöhten Kosten führen. |
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Steigende Durchschnittstemperaturen infolge des Klimawandels |
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Steigende Durchschnittstemperaturen führen zu einem erhöhten Energiebedarf für die Kühlung von Maschinen, Prozessen und Arbeitsplätzen im Sommer und damit zu erhöhten Kosten. |
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Insgesamt werden diese Risiken und Chancen kurz- bis mittelfristig als gering bis moderat eingeschätzt.
Übergangsrisiken
Risiko |
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Charakterisierung |
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Beschreibung |
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Massnahmen |
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Erhöhte Anforderungen an die Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energieträger sowie erhöhte CO2-Steuer auf fossile Brenn- und Treibstoffe |
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Erhöhte CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe führt primär in den europäischen Keramikwerken zu höheren Betriebskosten, welche aber je nach Bedarf dank der vorhandenen Preissetzungsmacht weitergegeben werden oder aufgrund der gesunden Profitabilität auch absorbiert werden können. Diese allfälligen höheren Betriebskosten beinhalten deshalb kein signifikantes Risiko für Geberit. |
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Neue Technologien wie z. B. energieeffiziente Maschinen bzw. CO2-reduzierte/ |
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Erhöhte Kosten im Bereich der Beschaffung neuer Maschinen, aufgrund des Einsatzes alternativer Brennstoffe (z. B. Biogas oder grüner Wasserstoff) und der Umstellung von Produktionsprozessen Richtung CO2-Neutralität. Die höheren Kosten führen jedoch aufgrund der gesunden Profitabilität zu keinen signifikanten Risiken für Geberit. |
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Chancen
Chance |
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Charakterisierung |
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Beschreibung |
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Massnahmen |
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Steigende Durchschnittstemperaturen infolge des Klimawandels |
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Steigende Durchschnittstemperaturen führen zu einem reduzierten Heizbedarf für Gebäude im Winter, was die Heizkosten reduziert. |
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Erhöhte CO2-Steuer auf fossile Brenn- und Treibstoffe |
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Aufgrund der gesunden Profitabilität von Geberit wären Wettbewerber stärker von höheren Kosten betroffen, was das Unternehmen für die Stärkung der eigenen Marktposition nutzen kann. |
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Erhöhte Anforderungen im Bereich Wassersparen |
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Erhöhte Anforderungen im Bereich Wassersparen führen zu einer grösseren Nachfrage nach wassersparenden Lösungen im Sanitärbereich. Geberit verfügt über ein breites Produktportfolio wassersparender Sanitärsysteme und hilft, den Umgang mit Wasser in Gebäuden systematisch und gesamtheitlich bei grösstmöglicher Hygiene zu optimieren, auch im Trinkwasserbereich. |
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Verschärfte Regulierungen im Bereich Kreislaufwirtschaft, insbesondere durch EU-Aktionsplan Green Deal |
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Die hohe Qualität und Langlebigkeit der Produkte führt dazu, dass Geberit bei einer verschärften Regulierung oder/und erhöhten Sensibilität betreffend Kreislaufwirtschaft die Marktposition stärken kann. Der EU Green Deal führt zu verstärkten Renovations- und Neubauaktivitäten im europäischen Bausektor, wovon der Sanitärtechnikkonzern als führender Anbieter von Sanitärprodukten profitiert. |
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Neue Technologien wie z. B. energieeffiziente Maschinen bzw. CO2-reduzierte oder CO2-neutrale Produktionsprozesse |
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Aufgrund der hohen Investitionsfähigkeit und -bereitschaft sowie der gesunden Finanzkraft profitiert Geberit im Vergleich zum Wettbewerb von Technologierisiken. |
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Veränderung der Kundenbedürfnisse und -erwartungen |
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Geberit verfügt bereits über eine breite Palette an ressourcenschonenden und energieeffizienten Produkten und kann die Innovationskraft nutzen, um das Produktportfolio weiter auszubauen. Stärkung der Marktposition und Gewinn von zusätzlichen Umsätzen aufgrund der Erschliessung und Steigerung des Anteils emissionsarmer Produkte. |
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Resilienz des Geschäftsmodells in unterschiedlichen Szenarien
Die genannten Risiken und Chancen können je nach Szenario unterschiedlich bewertet werden. Zur Sensitivitätsanalyse wurden zwei Szenarien herangezogen:
- Nachhaltiges Szenario: Dieses Szenario entspricht den Zielen des Pariser Klimaabkommens und einer globalen Erwärmung unter 2 °C. In diesem Szenario sind die physischen Auswirkungen des Klimawandels für das Unternehmen geringer. Die Anpassung an strengere regulatorische Anforderungen geht im Vergleich mit dem «Business-as-usual»-Szenario allerdings mit grösseren Anstrengungen beziehungsweise Kosten einher.
- «Business-as-usual»-Szenario: Dieses Szenario prognostiziert eine globale Erwärmung zwischen 2 °C und 3 °C. Der Temperaturanstieg in dieser Höhe könnte zu stärkeren physischen Risiken sowie zu regionaler Wasserknappheit führen. Zugleich geht dieses Szenario mit weniger strengen regulatorischen Eingriffen einher.
Insgesamt schätzt Geberit die beschriebenen Risiken in beiden Szenarien als gering bis moderat ein. Der Klimawandel bietet dem Unternehmen eher Chancen. Strengere Umweltauflagen, insbesondere in den Bereichen Energie, Wasserverbrauch und Wasserqualität, sowie ein wachsendes Umweltbewusstsein der Kundschaft erhöhen die Nachfrage nach langlebigen, wasser-, energie- und ressourcenschonenden Produkten. Der Sanitärtechnikkonzern ist dank dem breiten und kontinuierlich weiterentwickelten Sortiment gut darauf vorbereitet, was die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells gegenüber klimabedingten Einflüssen stärkt.
Im Geschäftsjahr 2024 wurden die Risiken und Chancen des Klimawandels auch im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse nach dem Prinzip der doppelten Materialität gemäss den ESRS (European Sustainability Reporting Standards) bewertet. Wesentliche Auswirkungen, Risiken und Chancen wurden umfassend analysiert und durch Umfragen bei Stakeholdern sowie im erweiterten Management überprüft. Dabei wurde bestätigt, dass klimawandelbezogene Risiken für Geberit nicht zu den wesentlichen Unternehmensrisiken zählen.