TCFD Reporting
Im Rahmen seiner Klimaberichterstattung wendet Geberit die Richtlinien der «Task Force on Climate-related Financial Disclosures» (TCFD) zu klimabezogenen Risiken und Chancen an. Die Berichterstattung zu Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Zielen zeigt auf, wie Geberit physische Risiken sowie Übergangsrisiken und Chancen, die durch den Klimawandel hervorgerufen werden und die einen finanziellen Einfluss auf das Unternehmen haben können, identifiziert und managt.
Nachhaltigkeit heisst für Geberit, langfristig und verantwortungsvoll zu denken und zu handeln und dadurch langfristig erfolgreich zu sein. Bei allen Entscheidungsprozessen werden ökonomische, ökologische und soziale Gesichtspunkte ausgewogen berücksichtigt. Geberit steht für ein hohes Umweltbewusstsein und hat sich zu einer umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Produktion sowie der Entwicklung von innovativen, qualitativ und designmässig hochwertigen, wasser- und energiesparenden Produkten verpflichtet. In diesem Sinn wird auch das Thema Klimaschutz gemanagt. Geberit hat das strategische Ziel, aktiv zum Klimaschutz beizutragen und konsequent den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu reduzieren, innerhalb wie auch ausserhalb des eigenen Unternehmens.
1. Governance
Die verantwortungsbewusste und zukunftsorientierte Unternehmensführung von Geberit stärkt die Widerstandsfähigkeit des «Go-To-Market»-Modells (Geschäftsmodell) und somit die langfristige Wertschöpfung des Unternehmens. Seit vielen Jahren nimmt Geberit deshalb seine Verantwortung im Bereich Nachhaltigkeit sehr ernst und verbessert kontinuierlich den ganzheitlichen Managementansatz der wesentlichen Themen. Die höchste Ebene der direkten Verantwortung für klimabezogene Risiken und Chancen liegt beim Verwaltungsrat. Klimabezogene Themen betreffen alle Geschäftsbereiche von Geberit und bedürfen daher der Übersicht und Steuerung auf höchster Ebene innerhalb der Organisation.
Der Verwaltungsrat bestimmt zusammen mit der Konzernleitung die Unternehmensstrategie. Die Nachhaltigkeitsstrategie ergänzt die Unternehmensstrategie mit zwölf Modulen. Wesentliche Module mit Bezug zum Klimaschutz umfassen die Energie- und CO2-Reduktion in Produktion und Logistik, die Entwicklung von innovativen, nachhaltigen und ressourcenschonenden Produkten und die konsequente Umsetzung der Ecodesign-Prinzipien sowie eine nachhaltige Lieferkette. Dabei spielt auch das intelligente Wassermanagement in der Produktion wie auch bei den Produkten eine wichtige Rolle. Die im Jahr 2022 überarbeitete CO2-Strategie, die unter anderem einen internen CO2-Referenzpreis und eine Bonus-Komponente für das Gruppenkader sowie Mitarbeitende in der Schweiz einführte, wurde von der Konzernleitung entwickelt und vom Verwaltungsrat geprüft und freigegeben. Die Konzernleitung ist verantwortlich für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie (inkl. CO2-Strategie als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie). Ergebnisse und Zielerreichung werden im Minimum einmal jährlich dem Verwaltungsrat zur Prüfung vorgelegt, so auch im Berichtsjahr.
Seit über 30 Jahren wird das Thema Nachhaltigkeit aktiv bearbeitet und seit 1992 gibt es eine dedizierte Funktion, anfänglich mit Fokus auf Umweltthemen und dann sukzessive mit erweitertem Themen- und Verantwortungsumfang. Der zentrale Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit berichtet seit über 20 Jahren direkt an den CEO. Seit 2020 ist diese Abteilung auch für das gruppenweite Prozessmanagement sowie die ISO-Zertifizierung zuständig und wurde in Nachhaltigkeit und Prozessmanagement umbenannt. Sie koordiniert unter anderem die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeits- und der CO2-Strategie und die damit verbundenen Aktivitäten. Zudem entwickelt sie Ansätze, um klimabezogene Risiken und Chancen zu identifizieren, zu bewerten, zu überwachen und darüber zu berichten. Verschiedene relevante Umweltdaten wie Energie- und Wasserverbrauch werden monatlich in einem zentralen Tool erfasst und ermöglichen, klimabezogene Kennzahlen monatlich zu überwachen und im Rahmen eines Energie- und CO2-Reportings an die Konzernleitung und die direkt verantwortlichen Manager, insbesondere die Werksleiter, zu verteilen. Umfassende Ergebnisse des Monitorings klimabezogener Themen werden jährlich in einem Konzern-Umweltbericht zusammengefasst. Der Bereich Nachhaltigkeit und Prozessmanagement ist zudem für die jährliche Nachhaltigkeitsberichterstattung nach GRI inklusive Nachhaltigkeitsstrategie, Kennzahlen Nachhaltigkeit sowie verschiedener weiterer Berichtsstandards wie SASB, nichtfinanzielle Berichterstattung gemäss Schweizerischem Obligationenrecht (Art. 964a ff. OR), SDG und UNGC verantwortlich. Auch das Reporting gemäss Carbon Disclosure Project (CDP) obliegt dessen Verantwortungsbereich.
Die Verantwortung für die Planung und Umsetzung der Massnahmen der zwölf Module der Nachhaltigkeitsstrategie liegt entweder bei einzelnen Geschäftsbereichen oder im zentralen Bereich Nachhaltigkeit und Prozessmanagement. Direkte Verantwortung übernehmen die Produktionswerke für das Modul grüne Produktion, die gruppenweite Logistik für das Modul grüne Logistik oder die gruppenweite Beschaffung für das Modul nachhaltige Lieferketten. Ein Netzwerk von EHS-Verantwortlichen in den Produktionswerken koordiniert Umwelt- und Arbeitssicherheitsthemen und setzt die Ziele und Massnahmen aus der Nachhaltigkeitsstrategie zusammen mit der Werksleitung lokal um. Zudem findet einmal jährlich ein globales Treffen statt, um Best-Practice-Erfahrungen auszutauschen und gruppenweite Standards und Prozesse weiterzuentwickeln.
Der Bericht zu Corporate Governance als Teil des Geschäftsberichts 2023 enthält weitere Informationen über die Governance-Struktur.
2. Strategie
Gemäss den TCFD-Richtlinien wird zwischen physischen Risiken sowie Übergangsrisiken und ‑chancen unterschieden. Wesentliche Risiken und deren finanzielle Bedeutung werden von Geberit im Rahmen des Risikomanagements regelmässig geprüft und beurteilt.
Physische Risiken beinhalten kurzfristige akute, extreme Wetterereignisse sowie längerfristige chronische, lokale Auswirkungen wie steigende Durchschnittstemperaturen, erhöhte Meeresspiegel oder vermehrte Trockenperioden. Diese kurz- und längerfristigen Auswirkungen können zu Sachschäden an der Infrastruktur führen, die Logistik beeinträchtigen oder zu Unterbrüchen in der Lieferkette führen. Steigende Durchschnittstemperaturen und vermehrte Hitzetage führen zu einem erhöhten Energiebedarf für die Kühlung von Maschinen, Prozessen und Arbeitsplätzen im Sommer und zu einem möglicherweise reduzierten Heizbedarf für Gebäude im Winter. Der Anstieg des Meeresspiegels kann dazu führen, dass Produktionsstandorte in Meeresnähe vor Überflutung geschützt werden müssen.
Insgesamt werden die physischen Risiken, die insbesondere den Bereich Operations (Beschaffung, Produktion und Logistik) betreffen, als gering bis moderat eingestuft.
Übergangsrisiken und ‑chancen ergeben sich durch neue gesetzliche, technologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends und Rahmenbedingungen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden.
- Änderungen bei Umweltschutzbestimmungen sowie regulatorische Verschärfungen können zu verschärften Anforderungen bezüglich Energieeffizienz und des Einsatzes erneuerbarer Energieträger sowie zu erhöhten CO2-Abgaben auf Treib- und Brennstoffe und damit zu erhöhten Energiekosten führen. Auch im Bereich Wasser kann es aufgrund geringerer Verfügbarkeit und von Verschlechterung der Qualität zu verschärften Auflagen kommen. Dies würde die Nachfrage nach wassersparenden Sanitärsystemen, insbesondere bei den WCs verstärken und Geberit könnte Marktanteile gewinnen.
- Der Trend hin zur Ressourceneffizienz und zur Kreislaufwirtschaft führt zu steigenden Anforderungen an die Qualität, die Langlebigkeit, die Reparierbarkeit und das Recycling von Produkten und Baustoffen. Diese Entwicklungen können Auswirkungen auf das Produktportfolio und die Produktionswerke haben. Zudem steigen die Erwartungen von Kunden, Investoren und Mitarbeitenden hin zu nachhaltigen, CO2-reduzierten Produkten und Dienstleistungen. Geberit ist mit seinen qualitativ hochwertigen und langlebigen Produkten gut aufgestellt und hat Chancen, weitere Marktanteile hinzuzugewinnen.
- Die grösste Chance ergibt sich für Geberit aus einer an vielen Orten lokal eingeschränkten Verfügbarkeit von Wasser als Folge des Klimawandels. Im Rahmen der periodisch durchgeführten Risikoanalysen im Global Risk Report 2024 des World Economic Forums (WEF) gehört Wasserknappheit (als wesentlicher Teil des Themas «Krisen bei natürlichen Ressourcen») zu den zehn Globalrisiken mit grösster Bedeutung in den nächsten zehn Jahren. Dieser Trend beeinflusst die Entwicklung von Sanitärtechnik. Wassersparende und ressourceneffiziente Produkte werden an Bedeutung gewinnen. Geberit nutzt diese Möglichkeit, um der weltweit steigenden Nachfrage nach wassersparenden Produkten gerecht zu werden, zu einem schonenderen Umgang mit Wasser beizutragen und sich damit als Nachhaltigkeitsleader zu behaupten. Wassersparende Produkte tragen bereits heute signifikant zum Konzernumsatz bei.
Insgesamt ergeben die angesprochenen Trends und Veränderungen primär Chancen für Geberit, als Nachhaltigkeitsleader und Marktführer nachhaltiger Sanitärprodukte Marktanteile zu gewinnen.
Integration in Geschäftsprozesse
Für die Risikominimierung und die Nutzung von Chancen am Markt ist der übergeordnete strategische Ansatz von Geberit zentral: Geberit integriert den Nachhaltigkeitsansatz Schritt für Schritt konsequent in die Geschäftsprozesse und ins Kerngeschäft – und das seit über 30 Jahren. Die Sanitärtechnologie «hinter der Wand» verbindet Zuverlässigkeit und Qualität mit Innovation. Dadurch wird eine einfache, schnelle und sichere Planung und Installation ermöglicht. Die Badezimmersysteme «vor der Wand» überzeugen durch Design, Funktionalität und Nachhaltigkeit, z. B. wenn es ums Wassersparen geht. Durch die Anwendung der Ecodesign-Prinzipien wird jedes Produkt entlang des gesamten Lebenszyklus überprüft und optimiert. Durch die Entwicklung und den Verkauf von wassersparenden Sanitärlösungen leistet Geberit einen wertvollen Beitrag zur Schonung der immer knapper werdenden Trinkwasserressourcen. Ein zweiter grosser Beitrag liegt im Klimaschutz, denn Wassersparen bedeutet auch Energiesparen und damit indirekt auch die Reduktion von CO2-Emissionen.
Mit der konsequenten Umsetzung seiner Nachhaltigkeits- und CO2-Strategie arbeitet Geberit konkret daran, Risiken durch den Klimawandel zu minimieren und Chancen zu nutzen.
Umfassende CO2-Strategie
Die Geberit Gruppe steht für einen ambitionierten und umsetzungsorientierten Ansatz bei ihren Aktivitäten. Dies gilt auch für die im Jahr 2022 überarbeitete CO2-Strategie. Kernelement ist die Integration der CO2-Strategie in sämtliche relevanten und bestehenden Geschäftsprozesse sowie die Behandlung der CO2-Emissionen als externe Kosten mittels eines internen CO2-Pricings. Damit soll die Verantwortung für die Reduktion des eigenen CO2-Fussabdrucks breit im Unternehmen abgestützt und in den täglichen Geschäftstätigkeiten übernommen werden sowie sichergestellt werden, dass die ergriffenen Massnahmen langfristig und nachhaltig wirken.
Transparenz
Das jährliche Erstellen einer umfassenden Betriebsökobilanz ist fester Bestandteil des Umweltmanagements. Sie umfasst alle Produktionswerke weltweit, die zentrale Logistik Pfullendorf (DE), weitere kleinere Logistikeinheiten sowie grössere Vertriebsgesellschaften. Seit 2012 wird ein CO2-Fussabdruck entlang der Wertschöpfungskette (Scope 1 bis 3) berechnet, siehe CO2 und andere Emissionen.
Im Rahmen der überarbeiteten CO2-Strategie wurde das interne Reporting weiter ausgebaut: Kennzahlen zu CO2-Emissionen wurden in die regulären, monatlichen Reporting- und Forecasting-Prozesse integriert. Zudem wird die Berechnung der CO2-Emissionen (Scope 1 und 2) seit 2022 im Rahmen einer «Limited Assurance» extern geprüft, siehe Prüfbericht Treibhausgasbilanz.
Nebst dem Fokus auf die Scope 1- und 2-Emissionen wird fortlaufend auch weiter an der Transparenz der Scope 3-Emissionen gearbeitet: zum einen auf Produktebene im Rahmen von Umweltproduktdeklarationen (EPD), die jedes Jahr für weitere Produkte erstellt werden, zum anderen auch bei den Scope 3-Emissionen der eingekauften (Produktions-)Materialien aus der Lieferkette, deren Transparenz schrittweise verfeinert wird.
Verantwortung
Seit 2022 wird die jährliche Zielerreichung der Reduktion der CO2-Intensität als eines von fünf gleichgewichteten Kriterien in die Berechnung des Gruppenbonus integriert. Damit werden die jährlichen Reduktionsziele für das gesamte Gruppenmanagement (rund 220 Führungskräfte) sowie für die Mitarbeitenden in der Schweiz (insgesamt rund 1 500 Mitarbeitende) mit einer Gewichtung von 20% bonusrelevant.
CO2-Pricing
Eine zentrale Bedeutung hat das interne CO2-Pricing. Einmal pro Jahr wird von der Konzernleitung im Rahmen des Budgets ein CO2-Referenzpreis vorgeschlagen und vom Verwaltungsrat freigegeben – für das Jahr 2023 waren dies EUR 80 pro Tonne CO2. Diese Grösse orientiert sich am Preis des europäischen Handelssystems für CO2 (Emissions Trading System, ETS). Der interne CO2-Referenzpreis verkörpert die Referenzkosten für die Einsparung einer Tonne CO2. Projektbezogen wird ein impliziter CO2-Projektpreis mittels einer Wirtschaftlichkeitsrechnung berechnet, der als Entscheidungsgrundlage für Investitionen in Energie- beziehungsweise CO2-reduzierende Massnahmen dient.
Energie
Zentrale Hebel der CO2-Strategie sind Massnahmen zur Energieeinsparung, Effizienzsteigerung, Wärmerückgewinnung und Energiebeschaffung in den Werken. Die entsprechenden Massnahmen werden im Rahmen eines Masterplans Energie und eines rollierenden CO2-Forecastings der wesentlichen Werke ausgearbeitet und umgesetzt. Der Anteil erneuerbarer Energien wird im gesamten Betrieb weiter ausgebaut, stets unter Berücksichtigung des internen CO2-Referenzpreises und der Wirtschaftlichkeit der geplanten Vorhaben. Hierzu stehen verschiedene Mittel zur Verfügung: Einkauf von Ökostrom mit Herkunftsnachweis, langfristige Stromkaufvereinbarungen (Power Purchase Agreements, PPA) mit ausgewählten Anlagenbetreibern oder die Installation von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Produktionswerke zur Erzeugung von Strom für den Eigenbedarf, siehe Energie.
Strukturelle Reduktion
Im Keramikbereich, der rund zwei Drittel der CO2-Emissionen von Geberit (Scope 1 und 2) verursacht, bestehen die grössten Einsparpotenziale. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Reduktion der Ausschussraten und der Rückbrandrate. Laufend optimiert werden der Brennprozess und die Verwendung der dabei entstehenden Abwärme. Diese kann für andere Prozessschritte genutzt werden, so zum Beispiel für die Trocknung der Gipsformen oder Keramikrohlinge. Zudem wurden Projekte lanciert, um langfristig Möglichkeiten des Umstiegs auf nachhaltige Energieträger wie zum Beispiel Biogas oder grünen Wasserstoff zu prüfen sowie den Keramikausschuss systematisch wiederzuverwenden, siehe Ressourcen und Kreislaufwirtschaft.
Im Rahmen des Einkaufs und der Produktentwicklung trägt Geberit auch zur Verminderung von Scope 3-Emissionen bei. Zudem werden seit 2007 alle neuen Produkte im Rahmen von Ecodesign-Workshops bezüglich Nachhaltigkeit optimiert. Jedes Produkt wird über den gesamten Lebenszyklus betrachtet und soll in ökologischer Hinsicht besser sein als sein Vorgänger – ohne Einbussen bei der Qualität, Funktionalität oder Langlebigkeit. Bezogen auf die einzelnen Bereiche in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette zielen die geplanten Massnahmen auf folgende Verbesserungen:
- Sicherstellung von hoher Qualität, Langlebigkeit und Reparierbarkeit
- Reduktion des Wasser- und Energieverbrauchs in der Nutzungsphase
- Reduktion der eingesetzten Materialmengen und Vermeidung gefährlicher Inhaltsstoffe
- Erhöhung des Anteils an rezyklierten und nachhaltigen, CO2-reduzierten Materialien
- Vereinfachung der Zerlegbarkeit und Rezyklierbarkeit der Produkte und ihrer Bestandteile
- Reduktion des Verpackungsmaterials
- Optimierung der Transportwege und der Auslastung der Transportgefässe
Das nachhaltige Design der Produkte hat einen massgeblichen Einfluss auf die Scope 3-Emissionen von Geberit. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Produkte kann sich das Unternehmen Wettbewerbsvorteile bei Kundinnen und Kunden mit erhöhtem Nachhaltigkeitsbewusstsein sichern, technologische Wettbewerbsvorteile erzielen und mögliche Risiken aus zukünftigen Regulierungen reduzieren.
Auch eine nachhaltige Lieferkette trägt zur Risikoreduktion bei. Prinzipiell weist Geberit eine Produktion mit hoher Fertigungstiefe auf, das heisst, eingekaufte Materialien sind mehrheitlich Rohmaterialien und Halbfabrikate mit hohem Rohmaterialanteil. Lieferanten von Geberit sind zur Einhaltung umfassender Umwelt- und Sozialstandards verpflichtet. Das Lieferantenmanagement beinhaltet unter anderem ein Risikomanagement zu Umwelt-, Arbeitssicherheits- und Menschenrechtsthemen. Die Wahl der geeigneten Materialien mit möglichst geringen CO2-Emissionen spielt eine immer wichtigere Rolle und wird unter anderem bei Lieferantengesprächen angesprochen und in die Entscheidung miteinbezogen, siehe Beschaffung. Klimarisiken bei Lieferanten können für Geberit zu Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung führen und somit Auswirkungen auf die Betriebsabläufe der Produktion von Geberit haben. Das Risikomanagement zur nachhaltigen, stark regional/lokal ausgerichteten Beschaffungsstrategie von Materialien trägt dazu bei, Klimarisiken bezüglich der Lieferkette besser zu managen und zu reduzieren.
Ausgleich oder Beseitigung
Geberit verfolgt das Ziel, CO2-Emissionen möglichst aus eigener Kraft weitgehend zu reduzieren. Kundenseitig gibt es eine steigende Nachfrage nach CO2-reduzierten oder CO2-neutralen Produkten. Im Rahmen der CO2-Strategie testet Geberit den Ansatz, derzeit nicht vermeidbare CO2-Emissionen aus der Keramikherstellung mit dem Erwerb von hochwertigen CO2-Zertifikaten im Rahmen eines Pilotprojekts mit der Schweizer Stiftung myclimate auszugleichen. Die Berechnungsbasis bildet dabei die Umweltproduktdeklaration (EPD) zu Sanitärkeramik.
3. Risikomanagement
Die Geberit Gruppe verfügt über ein vom Verwaltungsrat genehmigtes Risikomanagementsystem. Die Risikopolitik definiert einen strukturierten Prozess, nach dem die Geschäftsrisiken inklusive Nachhaltigkeits- und Klimarisiken systematisch bearbeitet werden. In diesem Prozess werden die Risiken identifiziert, analysiert und hinsichtlich Eintretenswahrscheinlichkeit und Ausmass bewertet sowie Massnahmen zur Risikokontrolle festgelegt. Operativ ist die Konzernleitung für die Steuerung des Risikomanagements zuständig. Zudem werden im Unternehmen Verantwortliche für wesentliche Einzelrisiken benannt, im Fall von Nachhaltigkeits- und Klimarisiken ist dies der Leiter Nachhaltigkeit und Prozessmanagement. Diese Verantwortlichen treffen konkrete Massnahmen für das Risikomanagement und kontrollieren die Umsetzung. Die Interne Revision koordiniert den Risikomanagement-Prozess und erstellt alle zwei Jahre einen Risikobericht zuhanden des Verwaltungsrats. Wesentliche Risiken werden zudem laufend in den regelmässig stattfindenden Konzernleitungs- oder Verwaltungsratssitzungen diskutiert.
Integration der Klimarisiken in das allgemeine Risikomanagement der Organisation
Der Risikomanagement-Prozess beinhaltet folgende Schritte:
- Risikoidentifikation und ‑klassifizierung: ordnungsgemässe Identifikation und Bewertung der wesentlichen Risiken. Diese werden alle zwei Jahre von der Konzernleitung und vom Verwaltungsrat eingehend diskutiert.
- Risikoanalyse: Bewertung spezifischer Geschäftsrisiken und Analyse der Veränderungen seit der letzten Umfrage. Die Eintretenswahrscheinlichkeit (Probability of Occurrence) wird anhand einer Skala von unwahrscheinlich (1) bis häufig (5) bewertet. Um die Auswirkungen eines identifizierten Risikos zu skalieren, wird die Skala der Auswirkungen des Risikoeintritts (Impact of Risk Event) verwendet. Die Skala reicht von unbedeutend (1) bis sehr kritisch (5). Basierend auf der Kombination der beiden Scores werden die Risiken klassifiziert.
- Risikomanagement: Instrumente, Massnahmen und Verantwortlichkeiten werden für jedes Risiko definiert und in regelmässigen Abständen überprüft.
- Risikoüberwachung und Berichterstattung: Die Risikoüberwachung ist Teil der regelmässigen Berichterstattung an die Konzernleitung und den Verwaltungsrat und ist auch Teil der Risikoerhebung, die alle zwei Jahre durchgeführt wird.
Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel sind ein integraler Bestandteil der Gesamtrisiken des Unternehmens und werden deshalb bei der Risikobeurteilung ebenfalls berücksichtigt.
Beurteilung der durch Klimawandel bedingten Risiken und Chancen
Die folgende Tabelle zeigt die wesentlichsten klimabezogenen Risiken und Chancen, die das Unternehmen bisher identifiziert und bewertet hat und die sich auf Geberit auswirken könnten.
Art |
|
Impact auf Geberit (Risiken und Chancen) |
|
Massnahmen |
---|---|---|---|---|
Akut |
||||
Extreme Wetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen oder Erdrutsche |
|
Risiko |
|
Risikominimierung
|
|
||||
Chronisch |
||||
Längerfristige, lokale Auswirkungen des Klimawandels wie steigende Durchschnittstemperaturen, Anstieg des Meeresspiegels oder vermehrte Trockenperioden |
|
Risiko |
|
Risikominimierung und Chancennutzung
|
Art |
|
Impact auf Geberit (Risiken und Chancen) |
|
Massnahmen |
---|---|---|---|---|
Regulatorisch & Gesetzlich |
||||
Erhöhte Anforderungen an die Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energieträger sowie erhöhte CO2-Steuer auf fossile Brenn- und Treibstoffe |
|
Risiko |
|
Risikominimierung
|
Erhöhte Anforderungen im Bereich Wassersparen |
|
Chance |
|
Chancennutzung
|
Verschärfte Regulierungen im Bereich Kreislaufwirtschaft, insbesondere durch EU-Aktionsplan Green Deal |
|
Chance |
|
Chancennutzung
|
|
||||
Technologie |
||||
Neue Technologien wie z. B. energieeffiziente Maschinen bzw. CO2-reduzierte oder CO2-neutrale Produktionsprozesse |
|
Risiko |
|
Risikominimierung und Chancennutzung
|
|
||||
Markt |
||||
Veränderung der Kundenbedürfnisse und ‑präferenzen |
|
Risiko |
|
Risikominimierung und Chancennutzung
|
|
|
|
|
|
Reputation |
||||
Veränderte Erwartungen der Mitarbeitenden, Kunden und der Gesellschaft |
|
Risiko |
|
Risikominimierung und Chancennutzung
|
Insgesamt überwiegen für Geberit beim Thema Klimawandel die Chancen. Die Risiken werden als gering bis moderat eingestuft. Strengere Umweltvorschriften und Regulierungen insbesondere im Bereich Energie, Wasserverbrauch und Wasserqualität sowie ein grösseres Umweltbewusstsein der Kunden im Allgemeinen führen zu einer grösseren Nachfrage nach langlebigen wasser-, energie- und ressourcenschonenden Produkten. Hier bietet Geberit bereits heute eine breite Palette passender Produkte an.
Risiken und Chancen zum Klimawandel wurden 2020 und 2022 auch mit dem externen Stakeholderpanel besprochen. Wie im Panelstatement 2020 festgehalten, gehen die Panelmitglieder davon aus, dass sich die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen zum Klimaschutz ändern bzw. verschärfen werden. Die Nachfrage nach wassersparenden Produkten – als Folge des Klimawandels – schätzte das Panel «mittel» ein. Dafür wird erwartet, dass die Nachfrage nach Produkten zur Verbesserung der Trinkwasserqualität und der Hygiene steigt. Ebenso wird der Markt zunehmend nach Produkten verlangen, die sich reparieren und wiederverwerten lassen bzw. kreislauffähig sind. Wie im Panelstatement 2022 festgehalten, war sich das Panel einig, dass die Entwicklung von innovativen, qualitativ und designbezogen hochwertigen sowie langlebigen Sanitärprodukten wie auch die Ressourceneffizienz bei der Produktion und in der Nutzung der Produkte für Geberit zentrale Hebel sind. Somit ist der in der Strategie gelegte Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit bei Sanitärprodukten besonders wichtig, um Klimarisiken für Geberit in Zukunft zu minimieren und Chancen möglichst weitgehend zu nutzen.
4. Kennzahlen und Ziele
Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsberichterstattung legt Geberit seit vielen Jahren umfassende Kennzahlen und Ziele zu Nachhaltigkeit und CO2 offen: