Unternehmenskultur
Managementansatz
Um als multinationaler Konzern international tätig sein zu können, bedarf es klarer Verhaltensregeln. Compliance und die Einhaltung geltender Gesetze und Vorschriften in den relevanten Bereichen umfassen deswegen mehrere Richtlinien für die soziale, wirtschaftliche und ökologische Verantwortung.
Auswirkungen, Risiken und Chancen
Mangelnde Sorgfalt bei der Einhaltung ethischer und sozialer Standards kann Verstösse innerhalb des Unternehmens und im Umgang mit externen Stakeholdern begünstigen, die auf individueller (Diskriminierung, Gesundheitsprobleme, Stellenwechsel) wie auf gesellschaftlicher Ebene (Verzerrung des fairen Wettbewerbs) Schäden verursachen können. Undurchsichtige Strukturen und eine schlechte Unternehmensführung bergen zudem das Risiko von Vertrauensverlust bei Verbraucherinnen und Verbrauchern und Investoren sowie Reputationsschäden. Eine gute Unternehmenskultur kann andererseits die Reputation stärken und zu einer höheren Mitarbeitendenzufriedenheit und Gesamtproduktivität führen.
Werte und Verhaltensnormen
Die erfolgreiche Umsetzung der Unternehmens- und Nachhaltigkeitsstrategie von Geberit basiert auf zentralen Werten wie Integrität, Bescheidenheit, Teamgeist, Begeisterung und Erneuerungsfähigkeit. Diese Werte sind im Geberit Kompass und im Geberit Verhaltenskodex festgehalten, die vom Verwaltungsrat und der Konzernleitung erarbeitet und genehmigt wurden. Der Kompass beschreibt die Eckpfeiler der Unternehmenskultur, einschliesslich der gemeinsamen Grundlage («Unsere Mission»), der Werte, Handlungsgrundsätze und Erfolgsfaktoren. Er wird jährlich im Rahmen des Strategieprozesses überprüft und, falls nötig, aktualisiert. Eine umfassend überarbeitete Version des Kompasses wird im Jahr 2025 eingeführt.
Die Geberit Gruppe ist aufgrund der Marktposition und Grösse ein bedeutendes Unternehmen in der Schweizer Industrielandschaft und in ihrer Branche. Daher sieht sich das Unternehmen in der Pflicht, in ethischen und sozialen Fragen eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Der Geberit Verhaltenskodex für Mitarbeitende ist ein Instrument dazu. Der Verhaltenskodex für Mitarbeitende hält die Prinzipien der Unternehmenskultur fest. Er beschreibt Grundsätze wie die Achtung der Menschenrechte und definiert ethische und soziale Standards und Leitlinien für das tägliche Handeln im Unternehmen sowie im Namen des Unternehmens. Zudem bildet er die Basis für die Überprüfung der Einhaltung der Gesetze und Sorgfaltspflichten. Der Verhaltenskodex für Mitarbeitende wurde 2007 eingeführt und 2015 aktualisiert. Die im Berichtsjahr überarbeitete Version wird 2025 eingeführt.
Zu den Prinzipien, die der Verhaltenskodex für Mitarbeitende festhält, gehören unter anderem Achtung der Menschenrechte sowie Vielfalt und Chancengleichheit. Mit einem Gleichbehandlungsansatz, der über die Verhinderung und Sanktionierung von Diskriminierung hinausgeht, leistet Geberit einen Beitrag zur Beseitigung gesellschaftlicher und systemischer Ungleichheiten.
Der Verhaltenskodex untersagt Diskriminierung im Sinn der Kernarbeitsnormen der International Labour Organisation (ILO). Weder Diskriminierung noch Mobbing aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, Religion, Glaubensbekenntnis, nationaler Herkunft, Alter, sexueller Ausrichtung, körperlicher oder geistiger Behinderung, Familienstand, politischen Ansichten oder anderen gesetzlich geschützten Merkmalen werden toleriert. Das Unternehmen ist bestrebt, seinen Mitarbeitenden ein sicheres Arbeitsumfeld zu bieten. Jegliche Formen von Gewalt am Arbeitsplatz, einschliesslich Drohungen, Drohgebärden, Einschüchterungen, Angriffe und ähnlicher Verhaltensweisen, sind untersagt. Die Einhaltung wird jährlich im Rahmen einer gruppenweiten Umfrage überprüft, um das Risiko durch Verstösse gegen Gleichbehandlungsgrundsätze zu minimieren.
Darüber hinaus verpflichtet sich Geberit zur sozialen, ökonomischen und ökologischen Verantwortung und Integrität in der Lieferkette. Der Verhaltenskodex für Lieferanten sichert die Einhaltung hoher Standards in der gesamten Lieferkette.
Umsetzung von Normen und Standards
Geberit hat ein effektives, dezentrales Compliance-System aufgebaut, um ethisches und gesetzeskonformes Verhalten sicherzustellen. Es umfasst in der Umsetzung verschiedene Elemente wie Richtlinien, kontinuierliche Trainings, Einführung neuer Mitarbeitender, E-Learning-Kampagnen, compliancebezogene Audits, die jährliche Berichterstattung zum Verhaltenskodex und die Geberit Integrity Line, eine Whistleblower-Hotline für Mitarbeitende und für Lieferanten.
Unter den Aktivitäten sind besonders hervorzuheben:
- Schulungen: Im Rahmen von Willkommensveranstaltungen werden alle Neueintretenden zum Geberit Verhaltenskodex geschult, insbesondere zu den Themen Bestechung, IT-Missbrauch, Mobbing und sexuelle Belästigung. In den europäischen Märkten gibt es zudem eine Schulung zum Thema Datenschutz, während in den relevanten Gesellschaften und Geschäftsbereichen der Gruppe zusätzlich anlass- und themenbezogene Trainings im Bereich Kartellrecht stattfinden. Informationen und Sensibilisierung werden regelmässig über das Geberit Intranet (GIN) bereitgestellt, das seit 2020 für alle Mitarbeitenden auch über eine Mobile App zugänglich ist.
- Zertifizierungen: Die Geberit Gruppe verfügt über ein Gruppenzertifikat nach ISO 9001 (Qualität), ISO 14001 (Umwelt) und ISO 45001 (Arbeitssicherheit und Gesundheit) mit Gültigkeit bis 2027. Alle Produktionswerke, das Logistikzentrum in Pfullendorf (DE) sowie die Managementgesellschaft mit allen Konzernfunktionen am Hauptsitz in Rapperswil-Jona (CH) sind nach diesen ISO-Normen zertifiziert. Zudem sind fünf Werke nach ISO 50001 (Energie) und neun Vertriebsgesellschaften nach ISO 9001 (Qualität) zertifiziert.
- Audit-Management: Weiterentwickelt wurde zudem das 2020 entwickelte und 2021 implementierte Audit-Tool. Dieses ermöglicht die digitale Verwaltung von internen und externen Audits und bietet als Teil der Prozessverbesserung eine Übersicht über die Massnahmen und deren Umsetzung. Durch die gruppenweite Verfügbarkeit des Tools können zudem Best-Practice-Ansätze besser ausgetauscht werden.
- Regelmässige Prüfung: In den Bereichen Arbeitnehmerschutz und Menschenrechte orientiert sich das Unternehmen an den UN-Leitprinzipien sowie an Art. 964a ff. OR. Da der Konzern weltweit tätig ist, auch in risikobehafteten Regionen, wird die Einhaltung der Menschenrechte jährlich in allen Gesellschaften überprüft Geberit Verhaltenskodex. Weitere Informationen zur Umsetzung der Sorgfaltspflichten und zur Compliance im Bereich Beschaffung siehe Beschaffung.
Ethische Beratung und Bedenken
Gemäss dem Geberit Verhaltenskodex handeln die Mitarbeitenden richtig, wenn sie die Vorkommnisse, die gegen geltendes Recht, ethische Standards oder gegen den Verhaltenskodex verstossen, offen ansprechen. Damit tragen sie zu ihrem eigenen Schutz, dem ihrer Kolleginnen und Kollegen und dem Schutz der Rechte und Interessen des Unternehmens bei.
Bei Vorkommnissen sollten die Mitarbeitenden das persönliche Gespräch mit Vorgesetzten suchen. Als Whistleblower-Hotline steht allen Mitarbeitenden die Geberit Integrity-Line in der jeweiligen Landessprache zur Verfügung. Sie ist ein Angebot, damit die Mitarbeitenden anonym auf Fälle, die gegen geltendes Recht, ethische Standards oder gegen den Verhaltenskodex verstossen, aufmerksam machen können. Die Integrity-Line wird von einer auf diesem Gebiet erfahrenen externen Firma betrieben und steht an sieben Tagen der Woche rund um die Uhr zur Verfügung. Sie entspricht den Anforderungen der EU-Whistleblower-Richtlinie. Zum Abschluss der Umsetzung der auf Basis der EU-Whistleblower-Richtlinie erlassenen nationalen Gesetze wurde auch in Polen zusätzlich zur konzernweiten Meldestelle ein weiterer nationaler Kanal eingerichtet. Im Berichtsjahr verzeichnete die Integrity Line für Mitarbeitende zwei unwesentliche Meldungen.
Geberit erwartet auch von seinen Partnern entlang der Wertschöpfungskette eine in jeder Hinsicht korrekte Geschäftstätigkeit. Die zentralen Anforderungen an die Lieferanten und Geschäftspartner wurden verbindlich in einem Verhaltenskodex für Lieferanten festgehalten. Dieses Dokument behandelt u. a. die Themenbereiche Menschenrechte (inklusive Kinder- und Zwangsarbeit), Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Vergütung, Umweltschutz sowie Integrität (inklusive Bestechung und Korruption). Seit 2017 steht den Lieferanten auch eine Integrity Line zur Verfügung, über die Unregelmässigkeiten im Einkaufsprozess oder Verstösse gegen den Verhaltenskodex für Lieferanten anonym gemeldet werden können. Im Berichtsjahr gab es seitens der Lieferanten keine Meldungen.
Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften
Die Einhaltung der Vorgaben des Verhaltenskodex sichert ein effektives, dezentrales Compliance-System. Folgende Themenfelder stehen im Verantwortungsbereich der jeweiligen Abteilungen:
- Kartellrecht (GRI 206), Korruption (GRI 205) und Datenschutz (GRI 418): Corporate Legal Services
- Produkthaftung (GRI 416, 417): Corporate Product Quality
- Fundamentale Arbeitnehmerrechte (Fortschrittbericht UNGC, Abschnitte Menschenrechte und Arbeitspraktiken): Corporate Human Resources
- Umwelt, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in der Produktion und Logistik (GRI 403): Corporate Sustainability
- Lieferkettengesetze und Umsetzung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette (Art. 964a ff. OR Umwelt- und Sozialbelange): Corporate Purchasing
Von allen Mitarbeitenden wird erwartet, dass sie diesen Kodex kennen, verstehen und ohne Ausnahmen danach handeln.
Eine umfassende Überprüfung der Einhaltung des Verhaltenskodex findet im Rahmen der jährlichen Berichterstattung statt. Alle Gesellschaften erhalten über 60 Fragen zu den aufgelisteten Themenfeldern. Ausserdem führt die interne Revision vor Ort Audits durch. Diese umfassen auch separate Interviews mit den Geschäftsführenden der einzelnen Gesellschaften zu den im Verhaltenskodex erwähnten Themen. Die entsprechenden Angaben werden überprüft. Die Ergebnisse aus Umfrage und Audits sind die Grundlage für den jährlichen Compliance-Bericht an den Verwaltungsrat und die Konzernleitung und werden gemäss den GRI-Standards in diesem Report veröffentlicht. Verstösse gegen den Verhaltenskodex werden konsequent geahndet.
Die Compliance-Organisation wurde zuletzt 2021 durch die Revisionsgesellschaft KPMG geprüft. Ergänzend fanden im Berichtsjahr in 19 Gesellschaften der Geberit Gruppe interne Audits mit Compliance-Prüfungen statt.
Im Zusammenhang mit einem Arbeitsunfall im Vorjahr wurde im Berichtsjahr nach nationalen Bestimmungen Bussgeld in Höhe von rund 18 000 Euro verhängt. Im Übrigen gab es keine Verstösse gegen arbeitsschutzrechtliche oder umweltrechtliche Vorschriften.
Für weitere Informationen zum Thema Compliance siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2024 > Compliance.