Ecodesign und Produkte

Managementansatz

Die Nutzung natürlicher Ressourcen und der Wettbewerb um die immer knapper werdenden Rohstoffe nehmen weltweit stetig zu. Die Herstellung hochwertiger, langlebiger Sanitärprodukte, insbesondere die Herstellung von Sanitärkeramiken, ist ressourcenintensiv.

Auswirkungen, Risiken und Chancen

Der Verbrauch von endlichen Rohstoffen, Halbfabrikaten und Fertigprodukten verringert die Verfügbarkeit von (endlichen) Ressourcen. Darüber hinaus verursacht die Abfallentsorgung entlang der gesamten Wertschöpfungskette verschiedene Emissionen in die Umwelt. Die Verwendung von Recyclingmaterialien könnte die Abhängigkeit von neu gewonnenen oder hergestellten Werkstoffen und die Abfallmengen verringern. Der Einsatz von rezyklierten Werkstoffen geht jedoch mit Risiken für das Unternehmen einher. Zum einen ist die Verfügbarkeit von Rezyklaten limitiert, zum andern birgt die Verwendung von Rezyklaten das Risiko von Qualitätsverlust und höheren Ausschussraten.

Langlebige Produkte von hoher Qualität sind für Geberit daher der wichtigste Hebel, einen Mehrwert für die Kundschaft, die Gesellschaft und den Umweltschutz zu schaffen. Das Produktdesign wirkt sich signifikant auf den Wasser-, Energie- und Ressourcenverbrauch in der Produktherstellung und in der Nutzungsphase aus.

Seit 2007 werden alle Produkte konsequent nach dem Ecodesign-Prinzip entwickelt: Jedes neue oder weiterentwickelte Produkt wird über den gesamten Lebenszyklus, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung, betrachtet und soll in ökologischer Hinsicht besser sein als sein Vorgänger – ohne Einbussen bei der Qualität, Funktionalität oder Langlebigkeit. Dabei umfasst Ecodesign alle Etappen im Produktlebenszyklus und trägt somit dem Kreislaufgedanken Rechnung, wie die Abbildung zeigt.

Ecodesign als Prinzip der Produktentwicklung bei Geberit

Neben der Wahl der am besten geeigneten Materialien und einer kontinuierlichen Suche nach schadstofffreien Alternativen sowie ressourcenschonendem Design zeichnen sich die Produkte von Geberit durch eine besondere Langlebigkeit aus. Ihre Lebensdauer übersteigt nicht selten 50 Jahre, beispielsweise bei Abwasserrohren aus Kunststoff. Sie lassen sich einfach reinigen, unterhalten und reparieren. Darüber hinaus stellt der Schweizer Konzern 50 Jahre lang die Spülfunktionalität der Unterputzspülkästen sicher, was bedeutet, dass die entsprechenden Ersatzteile so lange erhältlich bleiben (ausgenommen spezifische Funktionalitäten von elektronischen Produkten). Auch die Ersatzteilsicherheit von 25 Jahren für einen weiteren bedeutenden Teil des Sortiments leistet einen wichtigen Beitrag zur hohen Lebensdauer. Zusätzlich gilt für einen bedeutenden Teil der Keramikprodukte eine lebenslange Garantie. Ein weiteres Qualitätsmerkmal der neu entwickelten Produkte und Komponenten ist die Rückwärtskompatibilität. Sie bedeutet, dass ältere Produkte mit neuen Komponenten und Funktionen aufgewertet werden können (so zum Beispiel Füll- und Spülventile). All diese Eigenschaften tragen entscheidend dazu bei, den Energie- und Ressourceneinsatz zu minimieren, die Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten zu erhöhen und die Stoffkreisläufe zu schliessen. Die Verpackung wird ebenfalls im Rahmen des Ecodesign-Prozesses optimiert, indem weniger Material verwendet und der Anteil an rezyklierten Materialien fortlaufend erhöht wird.

Aktivitäten und Beispiele

Insgesamt wurden seit 2007 bis Ende des Berichtsjahrs über 200 Ecodesign-Workshops im Rahmen der Neu- und Weiterentwicklung von Produkten durchgeführt. Umweltrelevante Daten werden für eine spätere Nutzung erfasst und stehen für die digitalisierte Planung mittels BIM (Building Information Modelling) zur Verfügung.

Aktuelle Produktbeispiele:

• Acanto WC mit TurboFlush: verbesserte Ausspülleistung dank optimierter Hydraulik der Keramik bei minimalem Wasserverbrauch.
• Die Verpackung des neu eingeführten Dusch-WC Alba wie auch der Dusch-WC-Modelle Sela und Mera wurde um etwa einen Drittel reduziert. Die kleinere Verpackung ermöglicht eine effizientere Stapelung. Beispielsweise können neu acht Einheiten des Modells Sela anstelle von bisher vier Einheiten pro Palette transportiert werden. Gleichzeitig werden ca. 450 g Papier pro Produkt durch die Digitalisierung der Produktdokumentation eingespart.
• 2-Mengen-Spülventile Typ 208 und Typ 212 für Spülkästen mit flexibler Spülmengeneinstellung, rückwärtskompatibel, ermöglichen optimale Ausspülung der WC-Schüssel bei minimalem Wasserverbrauch.
• Füll- und Spülventile für bodenstehende WCs für die nordischen Märkte mit Spülmengen bis 4/2 Liter sowie über 50% Anteil an eingesetztem Kunststoffregranulat.
• Laufender Ausbau des Sortiments an spülrandlosen WC- und Urinalkeramiken. Das randlose Design vereinfacht die Reinigung und reduziert den Verbrauch von Putzmitteln.
• Geberit ProTect SilentPanel für die Vorwand, reduzierter Materialeinsatz gegenüber der herkömmlichen Bauweise, gute Wiederverwendbarkeit und zu 60% aus rezyklierten PET-Flaschen hergestellt.
• Optimierte Gebäudeentwässerung SuperTube, die u. a. ohne Entlüftungsleitung auskommt und dadurch Materialeinsatz und Platz im Gebäude spart.
• Durchflussoptimiertes Rohrleitungssystem FlowFit für die Trinkwasser- und Heizungsversorgung, ergonomisch optimiert. Für vorgedämmte Rohre kommen nur nichthalogenierte Dämmmaterialien zum Einsatz.

Innovationen und Patente

Geberit investiert stark in eigene Forschung und Entwicklung. 2024 wurden 33 neue Patente angemeldet, in den letzten fünf Jahren waren es insgesamt 163. Für die Entwicklung neuer Produkte und Technologien hat das Unternehmen im Berichtsjahr CHF 74 Mio. (2,4% des Nettoumsatzes) aufgewendet, etwas mehr als im Vorjahr (CHF 70 Mio.). Ausserdem wurde in Werkzeuge und Maschinen für die Herstellung neuer Produkte investiert. Die Forschungs- und Ingenieur-Teams nutzen dafür modernste Technologien. Besonders hervorzuheben ist hier das bauphysikalische Labor, das für praxisnahe Versuche und Messungen auf dem Gebiet der Statik und Bauakustik konzipiert ist. Hierfür wurde das vierstöckige Gebäude schalltechnisch von der Umwelt entkoppelt. Der Aufbau des Gebäudes ermöglicht mehrgeschossige Testinstallationen, so zum Beispiel für das Entwässerungssystem SuperTube.

Umweltproduktdeklarationen

Bereits seit 2012 erstellt der Sanitärtechnikkonzern Umweltproduktdeklarationen (Environmental Produkt Declaration, EPD) für einzelne Produkte. Diese Deklarationen für Bauprodukte gemäss der Europäischen Norm EN 15804+A2 stellen relevante, vergleichbare und verifizierte Umweltinformationen zum Produkt transparent dar. Sie gelten fünf Jahre und können für Zertifizierungssysteme des nachhaltigen Bauens wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) angewendet werden.

Folgende Produkte haben bis Ende des Berichtsjahrs eine gültige EPD: Dusch-WCs AquaClean Alba, Mera und Sela, Sanitärkeramik, Entwässerungsrohre und -fittings PE, Silent-db20, Silent-PP und Silent-Pro, Trinkwasserrohre und Fittings FlowFit, Mapress Edelstahl, das Duofix Installationselement für das WC und die Betätigungsplatten Sigma 01/10/20/30.

Insgesamt sind damit 42% des Konzernumsatzes durch Produkte mit einer EPD abgedeckt.

Labels

Weiterhin setzt sich Geberit über Prozesse und Produkte hinaus für den sparsamen Umgang mit Wasser ein. Das Unternehmen war 2017 an der Gründung der Unified Water Label Association (UWLA, ehemals European Bathroom Forum) beteiligt. Mit dem Wasserlabel der UWLA sollen Kunden bei der Wahl von ressourceneffizienten Produkten unterstützt werden. Die Gruppe engagiert sich dafür, klare Beurteilungskriterien zu etablieren, die eine effektive Differenzierung wassersparender Produkte ermöglichen und so zur Erreichung der EU-Ziele zur Ressourceneffizienz beitragen.

Für rund 96% der Geberit Badmöbel wird das Holz aus zertifiziert nachhaltigen Quellen bezogen.

Für eine Übersicht über die Produktentwicklung siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2024 > Innovation. Für eine Übersicht über die Produktneuheiten siehe Geberit Website. Für Informationen zu Produktqualität und -compliance siehe GRI 416 und GRI 417.