Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Managementansatz
Arbeitssicherheit und Gesundheit haben bei Geberit hohe Priorität. Das Unternehmen strebt ein unfallfreies Arbeitsumfeld an und hat dafür hohe Sicherheitsstandards etabliert.
Auswirkungen, Risiken und Chancen
Arbeitsunfälle beeinträchtigen sowohl das Berufsleben als auch das private Umfeld der Betroffenen und können Produktionsabläufe sowie die Produktivität des Unternehmens negativ beeinflussen. Zudem verursachen Ausfalltage erhebliche Kosten und können der Unternehmensreputation schaden. Gute Sicherheitsstandards wiederum verbessern Effizienz und Unternehmenskultur.
Obwohl die Unfallrisiken am Arbeitsplatz in der Sanitärproduktion gering sind, bergen einige Tätigkeiten wie das Heben schwerer Lasten, der Umgang mit Gefahrstoffen oder heissen Oberflächen ein erhöhtes Unfallrisiko. Besonders in der Keramikherstellung besteht ein potenzielles Risiko für arbeitsbedingte Erkrankungen wie Silikose (Staublungenerkrankung). Gruppenweit wurde ein Grenzwert für Staubemissionen festgelegt, der an verschiedenen Standorten unter der jeweiligen gesetzlichen Vorgabe liegt. Die Staubemissionen werden systematisch überwacht. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für lokale Korrekturmassnahmen. Das Thema wird auch im Rahmen des Geberit Sicherheitssystems und der Zertifizierung nach ISO 45001 (Arbeitssicherheit und Gesundheit) systematisch adressiert.
Die Gruppe beteiligt sich zudem als Mitglied des FECS, einer Unterorganisation der Cerame-Unie (europäischer Verband der Keramikindustrie), am Programm der NEPSI (The European Network on Silica). Dieses beinhaltet die Kontrolle der Quarzfeinstaubexposition sowie die Umsetzung von Best-Practice-Ansätzen. Das Unternehmen arbeitet länderspezifisch mit Behörden, Berufsgenossenschaften und Gewerkschaften zusammen, um Themen wie Schutzausrüstung und Arbeitsinspektionen oder Aus- und Weiterbildung zu adressieren.
Managementsystem für Arbeitssicherheit und Gesundheit
Die Verantwortung für das Thema Arbeitssicherheit und Gesundheit liegt bei der Abteilung Nachhaltigkeit, die direkt dem CEO unterstellt ist. Die Umsetzung der Massnahmen und Definition weiterer Massnahmen auf lokaler Ebene liegt bei den einzelnen Gesellschaften.
Geberit hat bezüglich Arbeitssicherheit und Gesundheit klare Ziele definiert. Bis Ende 2025 sollen die Anzahl und Schwere der Unfälle im Vergleich zu 2015 halbiert werden. Der Zielwert für die Unfallhäufigkeit AFR (Accident Frequency Rate) liegt bei 5,5 Arbeitsunfällen mit Ausfallzeit von einem Arbeitstag oder mehr pro Million Arbeitsstunden. Die Unfallschwere ASR (Accident Severity Rate) soll unter den Wert von 90 Ausfalltagen pro Million Arbeitsstunden reduziert werden. Diese Kennzahlen werden regelmässig überprüft und an die Konzernleitung berichtet. Sie sind Teil der Jahresbeurteilung der Führungsverantwortlichen.
Alle Produktionswerke und das Logistikzentrum in Pfullendorf (DE) sind nach der Norm für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz ISO 45001 zertifiziert. Sie verfügen über Sicherheitsfachkräfte, in Rapperswil-Jona (CH) und Pfullendorf (DE) zusätzlich über Gesundheitsmanager. Ein gruppenweites Safety-Team entwickelt die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz kontinuierlich weiter und fördert den Austausch von Best-Practice-Beispielen. Bereits 2023 wurden gruppenweit gültige neue Sicherheitsstandards und ein Konzept für werksübergreifende Audits eingeführt. Im Berichtsjahr wurden vier Audits durchgeführt.
Im Geberit Sicherheitssystem, gültig in allen Produktionswerken, Logistikstandorten sowie in der Managementgesellschaft mit allen Konzernfunktionen am Hauptsitz in Rapperswil-Jona (CH), sind Prozesse definiert, welche die Verbesserung der Arbeitsabläufe und -plätze fördern und speziell auf Verhaltensänderungen zur Unfallvermeidung fokussieren. Allgemein gültige Prinzipien zu Gesundheit, Arbeitssicherheit sowie Prävention sind Bestandteil des Verhaltenskodex und gelten für alle Mitarbeitenden.
Risikobeurteilung und Untersuchung von Unfällen
Die Risikobeurteilung von Arbeitsplätzen und die systematische Untersuchung von Arbeitsunfällen sind zentrale, gruppenweit standardisierte Elemente des Geberit Sicherheitssystems. Die Risikobeurteilung erfolgt auf Basis einer einheitlichen Methode und Bewertungsmatrix systematisch für alle relevanten Arbeitsplätze. Die Methode zur Unfalluntersuchung wurde im Berichtsjahr überarbeitet und wird nach einer Testphase 2025 eingeführt.
Grundsätzlich wird jeder Unfall gemeldet, unabhängig von Anstellungsverhältnis und Unfallschwere. Für Unfälle mit mindestens einem Arbeitstag Ausfallzeit erfolgt eine standardisierte Untersuchung, um Massnahmen zur Vermeidung zu entwickeln. Erkenntnisse aus schweren Unfällen werden gruppenweit geteilt. In allen 26 Produktionswerken ist eine softwarebasierte Lösung zur Unfallerfassung und -auswertung im Einsatz.
Arbeitsmedizinische Dienste
Geberit ergreift verschiedene Massnahmen, um Gesundheitsgefährdungen am Arbeitsplatz zu vermeiden. An mehreren Produktionsstandorten ist eine Betriebsärztin oder ein Betriebsarzt vor Ort oder wird bei Bedarf hinzugezogen. Je nach Risikoklassifizierung der Tätigkeiten werden präventive Massnahmen getroffen, beispielsweise regelmässige arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen in den Keramikwerken. Zudem liegt ein Fokus auf Lärmbelastung und Ergonomie.
Mitarbeitendenmitsprache
96% der Mitarbeitenden weltweit werden durch Arbeitsschutzausschüsse oder Sicherheitskomitees vertreten, in welchen Arbeitgeber und Arbeitnehmende Arbeitsschutzthemen diskutieren. Diese im Auftrag der Geschäftsleitung gebildeten Ausschüsse involvieren alle Organisationsebenen sowie diverse Spezialfunktionen (u. a. ärztliches Fachpersonal, Betriebsrat, Fachkraft Arbeitssicherheit). Mitarbeitende sind zudem in Prozesse des Geberit Sicherheitssystems wie Risikobeurteilung von Arbeitsplätzen oder Unfalluntersuchungen eingebunden.
Schulungen zu Arbeitssicherheit und Gesundheit
Regelmässig finden Schulungen zu Arbeitssicherheit und Gesundheit statt. Neue Mitarbeitende werden in den Willkommensveranstaltungen über lokale Arbeitsschutzbestimmungen informiert. An Produktions- und Logistikstandorten erfolgt zudem eine arbeitsplatzspezifische Gefahrenunterweisung durch Vorgesetzte.
In den Bereichen Produktion und Logistik wird unter anderem ein E-Learning-Programm genutzt, das den Mitarbeitenden hilft, Gefahrenstellen am Arbeitsplatz richtig zu erkennen und zu beheben. Im Berichtsjahr wurde es auf sieben zusätzliche Werke ausgeweitet.
Förderung der Gesundheit
Geberit fördert gruppenweit die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden durch verschiedene Programme und Angebote zur Gesundheitsvorsorge, etwa Sportmöglichkeiten oder Anti-Rauchen-Trainings. Für 82% der Belegschaft werden umfassende Gesundheitsförderungsprogramme angeboten.
Ein besonderer Fokus liegt auf der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung, insbesondere in den keramischen Werken. Ergonomische Verbesserungen werden beispielsweise durch optimierte Abläufe bei der Verpackung von Rohrleitungen im Werk Givisiez (CH), den vermehrten Einsatz von Robotern in Lichtenstein (DE) und in Koło (PL) sowie durch den Einsatz von Hebehilfen in den Giessereien der Werke Gaeta (IT) und Carregado (PT) erzielt.
Zudem werden Führungskräfte in gesundheitsbewusstem Führen geschult, und es gibt Reintegrationsgespräche zur Unterstützung der Rückkehr von Mitarbeitenden nach längerer Krankheit.
Unfälle und Ausfallquote
Durch kontinuierliche Optimierung und Modernisierung von Anlagen und Prozessen sorgt das Unternehmen für sichere und saubere Arbeitsplätze in den Produktionsstätten. Dazu gehören beispielsweise Entgratungsvorrichtungen für scharfe Blechkanten bei Installationsregistern, der Ersatz gefährlicher Stoffe sowie Massnahmen zur Reduzierung von Staub- und Lärmemissionen – etwa technische Lärmschutzlösungen im Werk Shanghai. Ein standardisiertes Reporting zur Arbeitssicherheit prüft die Wirksamkeit der Massnahmen.
Im Berichtsjahr wurden 111 Unfälle (Vorjahr 132) und 2 275 arbeitsunfallbedingte Ausfalltage (Vorjahr 2 177) verzeichnet. In der Statistik werden nur diejenigen Arbeitsunfälle von Mitarbeitenden und Lernenden ausgewiesen, die während der Arbeitszeit oder auf einer Dienstreise geschehen sind und zu Ausfallzeiten von einem Arbeitstag oder mehr geführt haben. Die häufigsten Verletzungen waren Prellungen am Körper sowie Schnitt- und Stichwunden an Händen. Im Berichtsjahr sank die Unfallhäufigkeit auf einen Wert von 6,0 (Vorjahr 7,3), was einer Reduktion von 17,8% entspricht. Die Unfallschwere stieg im selben Zeitraum um 3,1% auf einen Wert von 123,4 (Vorjahr 119,7). Seit 2015 nahm die Unfallhäufigkeit um 47,4% und die Unfallschwere um 40,2% ab.
Unfallhäufigkeit (AFR)
Arbeitsunfälle mit Abwesenheit ≥ 1 Arbeitstag pro Mio. Arbeitsstunden
Unfallschwere (ASR)
Ausfalltage pro Mio. Arbeitsstunden
2024 gab es einen schweren Unfall und keine Unfälle mit Todesfolge. Zudem betrug die gruppenweite Ausfallquote durch Unfälle und krankheitsbedingte Abwesenheiten bezogen auf die Sollarbeitszeit 5,2% (Vorjahr 5,2%). Davon waren 98,4% krankheitsbedingt (Vorjahr 98,4%).
Weitere Kennzahlen finden sich unter Kennzahlentabellen > Soziale Themen.
Arbeitsbedingte Erkrankungen
Rund 50% der Mitarbeitenden in der Keramikherstellung sind regelmässig erhöhter Quarzfeinstaubbelastung ausgesetzt. Zum Schutz sind technische, organisatorische und persönliche Massnahmen implementiert, einschliesslich definierter Minimalstandards für persönliche Schutzausrüstung sowie Hygiene. Geberit unternimmt grosse Anstrengungen, die Exposition der Mitarbeitenden in den Risikobereichen entweder zu vermeiden (z. B. durch den Einsatz von weiteren Glasierrobotern) oder zu minimieren (u. a. durch Implementierung von Silos für mikronisiertes Siliziumdioxid mit direkter automatischer Befüllung, durch Verwendung von niedrigem Luftdruck und Vakuummaschinen). Die Mitarbeitenden erhalten zudem regelmässig arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen wie Lungenfunktionstests und Röntgenuntersuchungen.