Klimawandel und Umweltbelastung
Für Geberit bedeutet Nachhaltigkeit, langfristig und verantwortungsvoll zu handeln. Der Umgang mit Klimawandel und Klimaschutz ist in der Nachhaltigkeitsstrategie der Geberit Gruppe fest verankert. Diese strebt bereits seit Jahren eine energieeffiziente und ressourcenschonende Produktion an und setzt Anreize zur Entwicklung innovativer, qualitativ hochwertiger Produkte, die Wasser und Energie sparen. Neue beziehungsweise weiterentwickelte Produkte werden nach dem Ecodesign-Prinzip über den gesamten Lebenszyklus hinweg geprüft und optimiert. Mit wassersparenden Sanitärlösungen trägt das Unternehmen wesentlich zur Schonung der immer knapper werdenden Trinkwasserressourcen bei. Zusätzlich geht Wassersparen mit Energieeinsparungen einher und trägt somit auch indirekt zur Reduktion von CO2-Emissionen bei.
Klima-Transitionsplan
Das revidierte Schweizer CO2-Gesetz legt das Ziel fest, die Treibhausgasemissionen der Schweiz bis zum Jahr 2050 auf netto null zu reduzieren. Netto-null bedeutet, dass die Schweiz bis 2050 nur noch so viele Treibhausgase ausstösst, wie auch wieder aus der Atmosphäre entfernt oder kompensiert werden können. Das Netto-null-Ziel ist ein zentraler Bestandteil der Schweizer Klimapolitik. Entsprechend dem Pariser Klimaabkommen von 2015 soll das Schweizer Netto-null-Ziel dazu beitragen, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C, idealerweise 1,5 °C, gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen.
Das CO2-Gesetz verpflichtet die in der Schweiz tätigen Unternehmen, das Schweizer Netto-null-Ziel zu unterstützen und Massnahmen zu ergreifen, um bis 2050 die Treibhausgasemissionen auf netto null zu reduzieren.
Die Geberit Gruppe unterstützt das Netto-null-Ziel 2050 der Schweiz und die dazugehörige Schweizer Klimastrategie. Das Unternehmen strebt bereits seit langem eine Reduktion von CO2-Emissionen an. Ein Kernelement des gruppenweiten Klima-Transitionsplans ist die umfassende CO2-Strategie. Ziel ist eine Senkung der CO2-Intensität (CO2-Ausstoss im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz) um durchschnittlich 5% pro Jahr. Daraus ergibt sich eine langfristige Reduktion der CO2-Intensität (Scope 1 und 2) im Vergleich zum Referenzjahr 2015 um 75% bis 2030 bzw. um 80% bis 2035. Die absoluten CO2-Emissionen sollen im selben Zeitraum um 54% bis 2030 bzw. um 57% auf 104 000 Tonnen bis 2035 sinken.
Ein weiteres Kernelement des Klima-Transitionsplans ist der strategische Ansatz, klimabezogene Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen. Diese sind im Kapitel Risikomanagement ausführlich beschrieben. Der Ansatz sieht vor, dass bei allen Entscheidungsprozessen ausgewogen ökonomische, ökologische und soziale Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Mit der konsequenten Integration der Nachhaltigkeits- und CO2-Strategie ins Kerngeschäft arbeitet Geberit konkret daran, klimawandelbezogene Risiken zu minimieren und die Chancen zu nutzen, die sich aus der Entwicklung von wassersparenden, energieeffizienten und ressourcenschonenden Produkten ergeben.
Umfassende CO2-Strategie
Die Geberit Gruppe steht für einen ambitionierten und umsetzungsorientierten Ansatz bei ihren Aktivitäten. Dies gilt auch für die im Jahr 2022 überarbeitete CO2-Strategie. Kernelement ist die Integration der CO2-Strategie in sämtliche relevanten und bestehenden Geschäftsprozesse sowie die Behandlung der CO2-Emissionen als externe Kosten mittels eines internen CO2-Pricings. Damit soll die Verantwortung für die Reduktion des eigenen CO2-Fussabdrucks breit im Unternehmen abgestützt und in den täglichen Geschäftstätigkeiten übernommen sowie sichergestellt werden, dass die ergriffenen Massnahmen langfristig und nachhaltig wirken.
Transparenz
Das jährliche Erstellen einer umfassenden Betriebsökobilanz ist fester Bestandteil des Umweltmanagements. Sie umfasst alle Produktionswerke weltweit, das Logistikzentrum in Pfullendorf (DE), weitere kleinere Logistikeinheiten sowie grössere Vertriebsgesellschaften. Seit 2012 wird ein CO2-Fussabdruck entlang der Wertschöpfungskette berechnet, siehe Energie und CO2; Kennzahlentabellen > Umweltthemen.
Im Rahmen der überarbeiteten CO2-Strategie wurde das interne Reporting weiter ausgebaut: Kennzahlen zu CO2-Emissionen wurden in die regulären, monatlichen Reporting- und Forecasting-Prozesse integriert. Zudem wird die Berechnung der CO2-Emissionen (Scope 1 und 2) seit 2022 im Rahmen einer «Limited Assurance» jährlich extern geprüft, siehe Prüfbericht Treibhausgasbilanz.
Nebst dem Fokus auf die Emissionen in Scope 1 und 2 wird fortlaufend weiter an der Transparenz der Scope-3-Emissionen gearbeitet: zum einen auf Produktebene im Rahmen von Umweltproduktdeklarationen (EPD), zum andern auch bei den Scope-3-Emissionen der eingekauften (Produktions-)Materialien aus der Lieferkette, deren Transparenz schrittweise verfeinert wird. Weitere Informationen zu Scope 1-3 Energie und CO2 > CO2 und andere Emissionen.
Verantwortung
Seit 2022 wird die jährliche Zielerreichung der Reduktion der CO2-Intensität als eines von fünf gleichgewichteten Kriterien in die Berechnung des Gruppenbonus integriert. Damit werden die jährlichen Reduktionsziele für das Gruppenmanagement (rund 220 Führungskräfte weltweit) sowie für die Mitarbeitenden in der Schweiz (insgesamt rund 1 350 Mitarbeitende) mit einer Gewichtung von 20% bonusrelevant.
CO2-Pricing
Eine zentrale Bedeutung hat das interne CO2-Pricing. Einmal pro Jahr wird von der Konzernleitung im Rahmen des Budgets ein CO2-Referenzpreis vorgeschlagen und vom Verwaltungsrat freigegeben – für das Jahr 2024 waren dies EUR 80 pro Tonne CO2. Diese Grösse orientiert sich am Preis des europäischen Handelssystems für CO2 (Emissions Trading System, ETS). Der interne CO2-Referenzpreis verkörpert die Referenzkosten für die Einsparung einer Tonne CO2. Projektbezogen wird ein impliziter CO2-Projektpreis mittels einer Wirtschaftlichkeitsrechnung berechnet, der als Entscheidungsgrundlage für Investitionen in Energie- beziehungsweise CO2-reduzierende Massnahmen dient.
Energie
Zentrale Hebel der CO2-Strategie sind Massnahmen zur Energieeinsparung, Effizienzsteigerung, Wärmerückgewinnung sowie die Beschaffung von Energie aus erneuerbaren Quellen in den Werken. Die entsprechenden Massnahmen werden im Rahmen eines Masterplans Energie und eines rollierenden CO2-Forecastings der wesentlichen Werke ausgearbeitet und umgesetzt. Der Anteil erneuerbarer Energien wird im gesamten Betrieb weiter ausgebaut, stets unter Berücksichtigung des internen CO2-Referenzpreises und der Wirtschaftlichkeit der geplanten Vorhaben. Hierzu stehen verschiedene Mittel zur Verfügung: Einkauf von Ökostrom mit Herkunftsnachweis, langfristige Stromkaufvereinbarungen (Power Purchase Agreements, PPA) mit ausgewählten Anlagenbetreibern oder die Installation von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Produktionswerke zur Erzeugung von Strom für den Eigenbedarf, siehe Energie und CO2.
Strukturelle Reduktion
Im Keramikbereich, der rund zwei Drittel der CO2-Emissionen des Unternehmens (Scope 1 und 2) verursacht, bestehen die grössten Einsparpotenziale. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Reduktion der Ausschussraten und der Rückbrandrate. Laufend optimiert werden der Brennprozess und die Verwendung der dabei entstehenden Abwärme. Diese kann für andere Prozessschritte genutzt werden, so zum Beispiel für die Trocknung der Gipsformen oder Keramikrohlinge. Zudem wurden Projekte lanciert, um langfristig Möglichkeiten des Umstiegs auf alternative Energieträger wie zum Beispiel Biogas oder grünen Wasserstoff zu prüfen sowie den Keramikausschuss systematisch wiederzuverwenden, siehe Ressourcen und Kreislaufwirtschaft.
Im Rahmen des Einkaufs und der Produktentwicklung trägt Geberit auch zur Verminderung von Scope-3-Emissionen bei. Seit 2007 werden alle neuen Produkte im Rahmen von Ecodesign-Workshops bezüglich Nachhaltigkeit optimiert. Jedes neue oder weiterentwickelte Produkt wird über den gesamten Lebenszyklus betrachtet und soll in ökologischer Hinsicht besser sein als sein Vorgänger – ohne Einbussen bei der Qualität, Funktionalität oder Langlebigkeit. Bezogen auf die einzelnen Bereiche in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette zielen die geplanten Massnahmen auf folgende Verbesserungen:
- Sicherstellung von hoher Qualität, Langlebigkeit und Reparierbarkeit
- Reduktion des Wasser- und Energieverbrauchs in der Nutzungsphase
- Reduktion der eingesetzten Materialmengen und Vermeidung gefährlicher Inhaltsstoffe
- Erhöhung des Anteils an rezyklierten Materialien sowie an solchen mit einem reduzierten CO2-Fussabdruck
- Vereinfachung der Zerlegbarkeit und Rezyklierbarkeit der Produkte und ihrer Bestandteile
- Reduktion des Verpackungsmaterials
- Optimierung der Transportwege und der Auslastung der Transportgefässe
Das langlebige und ökologisch optimierte Design der Produkte hat einen massgeblichen Einfluss auf die Scope-3-Emissionen des Unternehmens. Durch die stetige Weiterentwicklung der Produkte können Wettbewerbsvorteile bei umweltbewussten Kundinnen und Kunden gesichert, technologische Vorteile erzielt und Risiken durch künftige Vorschriften verringert werden.
Eine ökologisch verantwortungsbewusste Lieferkette trägt ebenfalls zur Reduktion des CO2-Fussabdrucks von Geberit bei. Grundsätzlich zeichnet sich die Produktion durch eine hohe Fertigungstiefe aus, das heisst, eingekaufte Materialien sind mehrheitlich Rohmaterialien und Halbfabrikate mit hohem Rohmaterialanteil. Lieferanten sind zur Einhaltung umfassender Umwelt- und Sozialstandards verpflichtet. Die Wahl der geeigneten Materialien mit möglichst geringen CO2-Emissionen spielt eine immer wichtigere Rolle und wird unter anderem bei Lieferantengesprächen angesprochen und in die Entscheidung miteinbezogen. Hierfür wurde innerhalb der Abteilung Beschaffung (Corporate Purchasing) eine eigene Funktion geschaffen, siehe Beschaffung.
Umweltbelastung
Die jährliche Erstellung einer Betriebsökobilanz ist seit 1991 fester Bestandteil des Umweltmanagements von Geberit. Sie umfasst alle Produktionswerke weltweit, das Logistikzentrum in Pfullendorf (DE), weitere kleinere Logistikeinheiten und grössere Vertriebs- und Verwaltungsgesellschaften. Die angewandte Schweizer Ökobilanzmethode der ökologischen Knappheit erlaubt es, ein breites Spektrum von Umweltbelastungen (Emissionen, Ressourcen, Abfall) zu berücksichtigen und diese in einer Kennzahl zusammenzufassen: den Umweltbelastungspunkten (UBP, Version 2021). Beim Strom wird der effektiv eingekaufte, lokale Strommix (marktbasiert) des jeweiligen Versorgers berücksichtigt.
Im Berichtsjahr nahm die absolute Umweltbelastung um 2,4% zu. Dieser Anstieg ist auf die Erhöhung des Produktionsvolumens zurückzuführen. Die relative Umweltbelastung (im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz, Ökoeffizienz) blieb auf dem Niveau des Vorjahres.
Seit der Integration der energieintensiven Keramikproduktion im Jahr 2015 sank die absolute Umweltbelastung um 47,8%. Die Ökoeffizienz verbesserte sich im selben Zeitraum um 62,6%, was einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung der Ökoeffizienz von 10,3% entspricht. Damit bleibt das Unternehmen weiterhin auf Kurs, den langfristigen Zielwert mit einer jährlichen Verbesserung von 5% zu erreichen.
Umweltbelastung
2015–2024
(Index: 2015 = 100)
Detaillierte Kennzahlen zur Umweltbelastung finden sich unter Kennzahlentabellen > Umweltthemen.