Ressourcen und Kreislaufwirtschaft
Managementansatz
Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und der Beitrag zur Kreislaufwirtschaft ist eines der zwölf zentralen Themen der Nachhaltigkeitsstrategie der Gruppe. Geberit verbraucht hauptsächlich mineralische Rohstoffe, Metalle und Kunststoffe. Die mit den eingekauften Materialien und Produkten verbundenen CO2-Emissionen betragen 577 357 Tonnen CO2 (Scope 3) und machen 54,7% der gesamten Emissionen des Unternehmens aus.
Weitere Informationen zu Reduktionsmassnahmen von Scope-3-Emissionen, siehe Energie und CO2 bzw. Emissionen in Scope 3.
Auswirkungen, Risiken und Chancen
Der Verbrauch von endlichen Rohstoffen, Halbfabrikaten und Fertigprodukten verknappt die Verfügbarkeit von (endlichen) Ressourcen. Zusätzlich verursacht die Entsorgung von Abfällen entlang der gesamten Wertschöpfungskette diverse Emissionen in die Umwelt. Weitere potenzielle Folgen eines übermässigen Ressourcenverbrauchs sind höhere Beschaffungskosten und Reputationsrisiken sowie Produktionsausfall bei Lieferengpässen. Umgekehrt ergeben sich durch einen konsequenten Fokus auf Ressourceneffizienz Chancen. Denn diese wirkt sich signifikant auf den Wasser-, Energie- und Ressourcenverbrauch in der Produktherstellung, aber auch in der Nutzungsphase aus. Mit ressourceneffizienten, langlebigen Produkten von hoher Qualität kann das Unternehmen einen Mehrwert für die Kundschaft und den Umweltschutz schaffen.
Managementsystem
Das Umweltmanagement erfolgt gemäss ISO 14001. Alle Produktionswerke, das Logistikzentrum in Pfullendorf (DE) sowie die Managementgesellschaft mit allen Konzernfunktionen am Hauptsitz in Rapperswil-Jona (CH) sind nach dieser Norm zertifiziert. Die Ressourceneffizienz ist sehr hoch, besonders in der Verarbeitung von Kunststoffen: Produktionsabfälle werden minimiert, getrennt, rezykliert oder thermisch verwertet. Dank internem Recycling werden nahezu 100% aller verarbeiteten Kunststoffe wieder dem Produktionsprozess zugeführt.
Seit 2020 engagiert sich das Unternehmen in der Initiative Operation Clean Sweep, um das Entweichen von Kunststoffgranulat in die Umwelt zu verhindern. Die Umsetzung der beschlossenen Massnahmen wird regelmässig im Rahmen von internen und externen (ISO-)Audits überprüft.
Bei der Keramikherstellung fallen prozessbedingt grössere Mengen an Abfall an. 2024 verschlechterte sich die Ressourceneffizienz in der Keramikproduktion um 5,5% auf 0,44 kg Abfall pro kg Keramik (Vorjahr 0,42 kg Abfall pro kg Keramik).
Langlebigkeit und Ersatzteilverfügbarkeit
Den grössten Beitrag zur Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft sieht Geberit in der Entwicklung von langlebigen Produkten.
Zudem unterstützt das Sanitärtechnikunternehmen die Qualität und Langlebigkeit der Produkte durch eine besonders langfristige Ersatzteilverfügbarkeit, die für Unterputzspülkästen und ihre mechanischen Komponenten 50 Jahre und für einen weiteren bedeutenden Teil des Sortiments 25 Jahre beträgt. Neu entwickelte Produkte und Komponenten sind oft rückwärtskompatibel, sodass auch ältere Produkte mit neuen Komponenten und Funktionen aufgewertet werden können. Diese Eigenschaften tragen entscheidend dazu bei, den Energie- und Ressourceneinsatz zu minimieren und die Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten zu erhöhen.
Ecodesign
Der Schlüssel von Geberit zu einem effizienten Umgang mit den Ressourcen heisst Ecodesign. Seit 2007 werden alle Produkte konsequent nach diesem Prinzip weiterentwickelt: Jedes neue Produkt wird über den gesamten Lebenszyklus, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung, betrachtet und soll in ökologischer Hinsicht besser sein als sein Vorgänger – ohne Einbussen bei der Qualität, Funktionalität oder Langlebigkeit. Dabei umfasst Ecodesign alle Etappen im Produktlebenszyklus und trägt somit dem Kreislaufgedanken Rechnung. Weitere Informationen siehe Ecodesign.
Datenbasiertes Management von Gefahrenstoffen
Seit 2017 existiert ein standardisierter, softwarebasierter Prozess zum Umgang mit gefährlichen Betriebs- und Hilfsstoffen. Er wird in allen 26 Produktionswerken angewandt. 2024 konnte die Menge eingesetzter Gefahrstoffe um 9% reduziert werden. Die Prozessoptimierung bei der Herstellung von geschweissten gebogenen Mapress Edelstahl-Fittings beispielsweise führt nicht nur zu einer Verbesserung von Effizienz, Qualität, Ergonomie und einem reduzierten Ausschuss, sondern ermöglicht auch den schrittweisen Entfall der Beize.
Kennzahlen Material
Rohmaterialien und Halbfabrikate
Die Produktion zeichnet sich durch eine hohe Fertigungstiefe aus, d. h., eingekaufte Materialien sind mehrheitlich Rohmaterialien und Halbfabrikate mit hohem Rohmaterialanteil.
Die wichtigsten Materialien für die Herstellung von Sanitärprodukten sind:
- Kunststoff- und Metallrohmaterialien
- Mineralische Rohmaterialien
- Diverse Halbfabrikate und Fertigprodukte
2024 wurden insgesamt 391 985 Tonnen Material eingesetzt (Vorjahr 381 524 t). Beschafft wurden direkte Materialien mit einem Einkaufswert von CHF 850,3 Mio. (Vorjahr CHF 882,7 Mio.) von weltweit 1 481 Lieferanten, aufgeteilt in die folgenden Kategorien: Rohmaterialien (28,1%), Halbfabrikate (45,0%) und Fertigprodukte (29,0%).
Die Verwendung von Materialien ergibt sich aus den unterschiedlichen Herstellungsverfahren: Zum Konzern gehören zehn Werke zur Herstellung von Sanitärkeramik, zwölf kunststoff- und metallverarbeitende Werke (inklusive des Werks für die Herstellung von Badezimmermöbeln) und vier Werke im Bereich Verbundwerkstoffe und Metall. Das Spektrum der angewandten Produktionsprozesse umfasst die Bereiche Keramikherstellung, Kunststoff-Spritzgiessen, Kunststoff-Blasformen, Kunststoff-Extrudieren, Metall- und Thermoformen, Holzbearbeitung sowie Montage.
Zusätzlich wurden im Berichtsjahr rund 30 500 Tonnen Verpackungsmaterial eingekauft (Vorjahr 29 300 t).
Detaillierte Kennzahlen zum Materialeinsatz finden sich unter Kennzahlentabellen > Umweltthemen.
Recycling
Bei den Kunststoffen setzt Geberit primär Neumaterial ein. Die Suche nach geeignetem hochwertigem Regranulat aus externen Kunststoffabfällen (Post-Consumer-Waste) ist aber fester Bestandteil der Beschaffungsstrategie der Gruppe. Im Werkstoff Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) wurde eine geeignete Alternative aus 100% Rezyklat gefunden. Diese basiert auf hochwertigen Kunststoffabfällen aus der Elektronikbranche. Gemäss Lieferant verbraucht die Herstellung dieses Regranulats im Vergleich zur Herstellung einer Tonne neuwertigen Kunststoffs auf petrochemischer Basis über 80% weniger Energie. Zudem werden pro Tonne Regranulat rund 4 Tonnen weniger CO2 in die Atmosphäre freigesetzt. 2024 wurden 846 Tonnen ABS-Regranulat (Vorjahr 792 t) für verschiedene Komponenten in Auf- und Unterputzspülkästen, beim Montagerahmen für Betätigungsplatten sowie beim Spülverteiler in der WC-Keramik eingesetzt. Weitere hochwertige Recyclingkunststoffe (Post-Consumer-Waste) sind Polyethylen (LDPE) und Polypropylen (PP) mit einer Jahresmenge von 30 Tonnen respektive 10 Tonnen (Vorjahr 49 t, 2 t).
Im Berichtsjahr entstanden 730 Tonnen Kunststoffabfälle, die extern entsorgt werden mussten (Vorjahr 680 t). Gleichzeitig wurden 7 400 Tonnen Kunststoffabfälle intern entweder direkt vor Ort rezykliert oder über eine dezentrale Mühle gemahlen und wieder dem Produktionsprozess zugeführt.
Bei der Keramikherstellung werden ebenfalls Rohmaterialien intern rezykliert und dem Prozess wieder zugeführt. Die Recyclingrate beträgt bei der keramischen Masse 5 bis 10% und bei der Glasur 20 bis 40%, was insgesamt einer Menge von rund 23 900 Tonnen im Berichtsjahr entspricht.
Wiederverwertete Produkte und Verpackungsmaterialien
Geberit Produkte können aufgrund ihrer langen Nutzungsdauer und der Art, wie sie eingebaut sind, sehr beschränkt wiederverwendet bzw. wiederverwertet werden. Die Wiederverwertbarkeit lässt sich verbessern, indem thermoplastische (rezyklierbare) statt duroplastische (nicht rezyklierbare) Kunststoffe verwendet werden.
Das Unternehmen verfolgt seit 2023 eine neue Verpackungsstrategie. Ziel ist es, das Verpackungsmaterial zu reduzieren und den Rezyklatanteil zu steigern, ohne die Stabilität und Qualität der Verpackung zu beeinträchtigen. Erste Ergebnisse dieser Strategie zeigen sich beim Dusch-WC. Im Berichtsjahr wurde die Verpackung standardisiert und vereinfacht, was zu einer Reduktion der Verpackungsmengen um einen Drittel führte. Zudem wurde die Verpackung der Betätigungsplatten der Modelle Sigma01, Sigma20 und Sigma30 optimiert und Material reduziert.
Abfall
Abfälle entstehen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Geberit: bei der Herstellung der eingekauften Rohmaterialien, im Zusammenhang mit Halbfabrikaten und Fertigprodukten, beim Transport, in der Produktion, bei der Installation und Nutzung bis hin zur Entsorgung der Produkte im Rahmen der Sanierung oder des Rückbaus eines Gebäudes.
Der Einfluss auf Produktionsabfälle bei Lieferanten ist begrenzt. Im Verhaltenskodex für Lieferanten verpflichten sich die Lieferanten jedoch, ihre Abfallmengen zu reduzieren. Verpackungsabfälle, die bei der Lieferung von Rohmaterialien und Halbfabrikaten entstehen, kann das Unternehmen besser beeinflussen. Zum Beispiel können durch Vereinbarungen Mehrwegverpackungen statt Einwegverpackungen genutzt oder Silolieferungen anstelle von Sackware vereinbart werden.
Der grösste Hebel zur Reduktion von Abfall liegt in der Produktion. Die Entsorgung von Abfällen in der Produktion trug gemäss Betriebsökobilanz 2,7% zur gesamten Umweltbelastung bei. Seit dem Referenzjahr 2015 ist es Geberit gelungen, den Abfall in der Produktion um 26% zu senken, siehe Abbildung:
Reduktion der Abfallmengen in der Produktion seit 2015
in Prozent, indexiert 2015 = 100
In den Produktionswerken wird Abfall strikt minimiert. Die Priorität liegt auf Vermeiden und Reduzieren, dann Trennen und Rezyklieren, entweder intern oder extern. Ist das nicht möglich, werden Abfälle in Kehrichtverbrennungsanlagen energetisch verwertet oder in einer Inertstoffdeponie entsorgt. Sonderabfälle, die spezielle Behandlung erfordern, werden nach Möglichkeit vermieden, ebenso Abfälle für Reaktordeponien. Im Sinn einer Kreislaufwirtschaft wird versucht, Abfälle als Nebenprodukte für andere Prozesse zu nutzen. Die Menge und die Art des Abfalls hängen stark vom jeweiligen Produktionsprozess ab. Die wichtigsten Produktionsprozesse bei Geberit umfassen:
- Kunststoffverarbeitung (Spritzgiessen, Blasformen, Extrudieren): Es entstehen hauptsächlich Kunststoffabfälle, die grösstenteils intern wiederverwertet werden, entweder direkt an der Maschine oder über eine Mühle. Der Anteil hängt vom Herstellungsprozess ab, siehe Ressourcen und Kreislaufwirtschaft > Recycling.
- Metallverarbeitung (Biegen, Stanzen, Bohren, Schweissen, Umformen): Es fallen vor allem Metallabfälle an, die extern rezykliert werden, sowie Schmieröle und Emulsionen.
- Badmöbelherstellung: Hauptsächlich Holzabfälle, die extern rezykliert werden können.
- Keramikherstellung: Hier entstehen die meisten Abfälle, darunter gebrannte Keramik, mineralische Schlämme und Gips. Es werden Möglichkeiten zur Wiederverwertung geprüft, zum Beispiel die Verwendung gebrannter Keramik im Ziegel- oder Strassenbau. Modernere Anlagen wie Druckgussanlagen verringern Rohstoffverbrauch und Gipsabfälle. 2024 konnten 6 200 Tonnen Gips an die Zementindustrie weitergegeben werden, was die Abfallmengen für Deponien reduzierte.
Geberit ist bestrebt, auch die Verpackungsabfälle für Kundinnen und Kunden zu minimieren, siehe Ressourcen und Kreislaufwirtschaft > Wiederverwertete Produkte und Verpackungsmaterialien.
Baustellenabfälle entstehen bei der Installation von diversen Produkten, wie z. B. Rohrabschnitte, Schutzkappen, Pressindikatoren oder Teile von Vorwandsystemen. Diese Abfälle werden vom Installateur oder über das Baustellenabfallmanagement entsorgt. Seit 2021 bietet Geberit mit dem Versorgungssystem FlowFit die Möglichkeit, Schutzkappen und Pressindikatoren zurückzunehmen, um sie einer weiteren Verwendung zuzuführen.
Während der Nutzung der Produkte fallen kaum Abfälle an, da sie langlebig, wartungsarm und leicht reparierbar sind. Typische Abfälle sind verbrauchte Filter, Batterien oder defekte Teile.
Bei Renovierungen entstehen Abfälle, die oft schwer rezyklierbar sind, z. B. verkalkte Rohre oder verbundene Bauteile. Elektroaltgeräte werden gemäss der WEEE-Richtlinie (Waste Electrical and Electronic Equipment) zurückgenommen.
Die Entsorgung der Produkte fällt lokal an. Mengen werden nicht zentral erfasst.
Kennzahlen Abfall
Die Gesamtmenge der Abfälle (inkl. externen Recyclings) belief sich 2024 auf 61 789 Tonnen, von denen 78,7% rezykliert wurden (Vorjahr 75,8%). 21,3% wurden auf einer Deponie entsorgt oder verbrannt.
In dieser Gesamtmenge enthalten sind 1 478 Tonnen (Vorjahr 1 227 t) Sonderabfälle, wovon 43% (Vorjahr 48%) in die Sonderabfallverbrennung gelangten und 57% (Vorjahr 52%) rezykliert werden konnten.
Kennzahlen zum Abfall nach Kategorien finden sich unter Kennzahlentabellen > Umweltthemen.