Geschäftsbericht 2023

Geschäftsbericht 2023

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Arbeitssicherheit und Gesundheit (GRI 403)

Managementansatz Arbeitssicherheit und Gesundheit

Die Arbeitssicherheit und Gesundheit der Mitarbeitenden haben bei Geberit einen hohen Stellenwert. Geberit möchte dem Ziel von gesunden Mitarbeitenden in einem unfallfreien Unternehmen schrittweise näherkommen und hat deshalb hohe Gesundheits- und Sicherheitsstandards für die Mitarbeitenden etabliert. Arbeitsbedingte Unfälle beeinträchtigen nicht nur das Berufsleben der Betroffenen, sondern betreffen ebenso deren persönliches und privates Umfeld. Beim Unternehmen kann eine hohe Unfallquote zu erheblichen Störungen in den Produktionsabläufen führen und die Gesamtproduktivität beeinträchtigen. Darüber hinaus gehen unfall- und krankheitsbedingte Ausfalltage mit beträchtlichen Kosten für das Unternehmen einher und können die Unternehmensreputation und die Arbeitgebermarke negativ beeinflussen. Die Herstellung von Sanitärprodukten ist grundsätzlich mit geringen Arbeitsplatzrisiken verbunden. Dennoch gibt es vereinzelte Tätigkeiten, die ein erhöhtes Unfallrisiko bergen. Typische Arbeitsplatzrisiken sind das Heben und Tragen von schweren Lasten, das Arbeiten in der Höhe und in lauter Umgebung sowie der Umgang mit heissen Oberflächen und Gefahrstoffen. Im Rahmen des Geberit Sicherheitssystems werden die Arbeitsplatzrisiken systematisch bewertet und entsprechende Massnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden umgesetzt. Ein erhöhtes Risiko bezüglich arbeitsbedingter Erkrankungen (z. B. Silikose, auch Staublungenerkrankung genannt) besteht insbesondere in der Keramikherstellung. Geberit hat einen einheitlichen Grenzwert für Staubemissionen festgelegt, der an verschiedenen Standorten unter dem gesetzlichen Grenzwert liegt. Mit einem einheitlichen Mess- und Bewertungsverfahren finden regelmässig Staubmessungen in den Keramikwerken statt. Die Ergebnisse der standortspezifischen Messungen dienen als Basis für lokale Korrekturmassnahmen. Das Thema wird auch im Rahmen des Geberit Sicherheitssystems und der Zertifizierung nach ISO 45001 (Arbeitssicherheit und Gesundheit) systematisch adressiert. Geberit beteiligt sich zudem als Mitglied des FECS, einer Unterorganisation der Cerame-Unie (europäischer Verband der Keramikindustrie), am Programm der NEPSI (The European Network on Silica). Dieses beinhaltet die Kontrolle der Quarzfeinstaubexposition sowie die Umsetzung von Best-Practice-Ansätzen.

Geberit arbeitet länderspezifisch mit den Behörden, Berufsgenossenschaften und Gewerkschaften zusammen. Mit den Gewerkschaften existieren bei den meisten Gesellschaften schriftliche Vereinbarungen. Diese beinhalten Themen wie persönliche Schutzausrüstung, Beschwerdeverfahren, regelmässige Inspektionen, Aus- und Weiterbildung und den Rechtsanspruch, unsichere Arbeit abzulehnen.

Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Anzahl und Schwere der Unfälle bis 2025 im Vergleich zum Referenzjahr 2015 zu halbieren. Der Zielwert für die Unfallhäufigkeit AFR (Accident Frequency Rate) liegt bei 5,5 Arbeitsunfällen (mit Ausfallzeit von einem Tag oder mehr) pro Million Arbeitsstunden. Die Unfallschwere ASR (Accident Severity Rate) soll unter den Wert von 90 Ausfalltagen pro Million Arbeitsstunden reduziert werden. Diese Kennzahlen werden regelmässig in den Cockpits der Werke überprüft und sind Teil der Jahresbeurteilung der Führungsverantwortlichen. Quartalsweise erfolgen zudem ein kompaktes Reporting an die Konzernleitung und jährlich ein umfassender Bericht für das Management.

Hinsichtlich der Ziele und Massnahmen zu Arbeitssicherheit und Gesundheit siehe auch Nachhaltigkeitsstrategie.

Managementsystem für Arbeitssicherheit und Gesundheit (GRI 403-1) und dessen Abdeckungsgrad (GRI 403-8)

Das Thema Arbeitssicherheit und Gesundheit wird vom Bereich Nachhaltigkeit und Prozessmanagement betreut, der direkt dem CEO unterstellt ist. Die Verantwortung für die Umsetzung liegt bei der jeweiligen Gesellschaft. Alle Produktionswerke sowie die zentrale Logistik haben ausgebildete Sicherheitsfachkräfte. In Rapperswil-Jona (CH) und Pfullendorf (DE) gibt es zusätzlich die Funktion des Gesundheitsmanagers. Ein gruppenweites Geberit Safety Team sorgt zudem dafür, dass die Themen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz systematisch über die ganze Organisation hinweg weiterentwickelt werden. Es setzt Schwerpunktthemen oder fördert den werksübergreifenden Austausch von Best-Practice-Beispielen. Im Berichtsjahr wurden die neuen gruppenweit gültigen Sicherheitsstandards in den Produktionswerken und der Logistik implementiert. Zudem wurden ein Konzept für werksübergreifende Sicherheitsaudits eingeführt und fünf Audits durchgeführt.

Im Geberit Sicherheitssystem, mit Gültigkeit in allen Produktionswerken und Logistikstandorten sowie in der Managementgesellschaft mit allen Konzernfunktionen am Hauptsitz in Rapperswil-Jona (CH), sind gruppenweit gültige Prozesse definiert, welche die kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsabläufe und ‑plätze fördern. Andererseits wird ein spezieller Fokus auf Elemente zu Verhaltensänderungen gelegt, da nach wie vor ein Grossteil der Arbeitsunfälle und der Ausfallzeiten auf Unachtsamkeit zurückzuführen sind. Allgemein gültige Prinzipien zu Gesundheit, Arbeitssicherheit sowie Prävention sind Bestandteil des Geberit Verhaltenskodex und gelten für alle Mitarbeitenden.

Alle Produktionswerke und das zentrale Logistikzentrum in Pfullendorf (DE) sind nach der Norm für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz ISO 45001 zertifiziert.

Für weitere Ausführungen dazu siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2023 > Mitarbeitende.

Risikobeurteilung und Untersuchung von Unfällen (GRI 403-2)

Die Risikobeurteilung von Arbeitsplätzen und die systematische Untersuchung von Arbeitsunfällen sind zentrale Elemente des Geberit Sicherheitssystems und gruppenweit standardisiert. Die Durchführung der Risikobeurteilung erfolgt systematisch für alle relevanten Arbeitsplätze und basiert auf einer einheitlichen Methode und Bewertungsmatrix.

Grundsätzlich wird jeder Unfall gemeldet, unabhängig vom Anstellungsverhältnis und der Unfallschwere. Für alle Arbeitsunfälle mit einer Ausfallzeit von einem Arbeitstag und mehr wird zudem eine standardisierte Unfalluntersuchung durchgeführt. Daraus werden wirksame Massnahmen abgeleitet, um Defizite dauerhaft zu beseitigen und die Wiederholung eines ähnlichen Unfalls innerhalb der Gesellschaft zu vermeiden. Die gewonnenen Erkenntnisse werden mit anderen Gesellschaften geteilt, um ähnliche Unfälle im Konzern zu verhindern. Die 2017 eingeführte softwarebasierte Lösung zur Unfallerfassung und der systematischen Analyse von Unfällen ist ein umfassender und in der SAP-Umgebung integrierter Prozess und wurde in 24 Produktionswerken eingeführt.

Arbeitsmedizinische Dienste (GRI 403-3)

Geberit unternimmt verschiedene Anstrengungen, um Gesundheitsgefährdungen am Arbeitsplatz zu vermeiden. An mehreren Produktionsstandorten ist auf gesetzlicher Basis eine Betriebsärztin oder ein Betriebsarzt vor Ort tätig oder wird bei Bedarf aufgeboten. Je nach Risikoklassifizierung der Arbeitstätigkeiten werden unterschiedliche Massnahmen zur gesundheitlichen Vorsorge ergriffen. Beispielsweise werden in den keramischen Werken aufgrund von Quarzfeinstaub regelmässig arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen (Abhören der Lunge, Lungenfunktionstest, Röntgen) durchgeführt. Ein Augenmerk des ärztlichen Fachpersonals und der externen Fachpersonen liegt auch auf der Lärmbelastung und der Ergonomie.

Mitarbeitendenbeteiligung und Kommunikation zu Arbeitssicherheit und Gesundheit (GRI 403-4)

95,5% aller Mitarbeitenden weltweit werden durch einen Arbeitsschutzausschuss oder ein Sicherheitskomitee an ihrem Standort vertreten, in dem Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen Arbeitsschutzthemen diskutieren können. Die Arbeitsschutzausschüsse werden im Auftrag der Geschäftsleitung gebildet und involvieren alle Ebenen der Organisation sowie diverse Spezialfunktionen (u. a. ärztliches Fachpersonal, Betriebsrat, Fachkraft Arbeitssicherheit). Weiter werden Mitarbeitende in relevante Prozesse des Geberit Sicherheitssystems eingebunden, wie die Risikobeurteilung von Arbeitsplätzen, die Unfalluntersuchung oder im Rahmen von verhaltensbasierten Begehungen. Ein gruppenweites Geberit Safety Team sorgt zudem dafür, dass die Themen Arbeitssicherheit und Gesundheit von Fachleuten aus allen Produktionsbereichen weiterentwickelt werden.

Schulungen zu Arbeitssicherheit und Gesundheit (GRI 403-5)

Schulungen zu Arbeitssicherheit und Gesundheit finden regelmässig statt. An den Willkommensveranstaltungen werden neue Mitarbeitende über die geltenden lokalen Arbeitsschutzbestimmungen und internen Richtlinien informiert. An Produktions- und Logistikstandorten findet zudem eine arbeitsplatzspezifische Einweisung hinsichtlich arbeitsbezogener Gefahren durch die Vorgesetzten statt.

Weiterhin nutzt Geberit für Mitarbeitende in der Produktion und Logistik ein E-Learning-Programm. Dieses soll dabei helfen, Gefahrenstellen am Arbeitsplatz richtig zu erkennen und konsequent zu beheben. Im Berichtsjahr wurde es in zusätzliche Sprachen übersetzt und in vier weiteren Produktionswerken ausgerollt.

Förderung der Gesundheit (GRI 403-6)

Gruppenweit unternimmt Geberit vielfältige Aktivitäten und erarbeitet Programme zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeitenden. Auch bietet Geberit verschiedene Angebote zur Gesundheitsvorsorge. Hierzu gehören z. B. Sportmöglichkeiten, Anti-Rauchen-Trainings, Gesundheitsuntersuchungen, Massageservices, Ernährungs- und Gesundheitstipps, Vorträge zu gesundheitsrelevanten Themen sowie Workshops zu gezieltem und richtigem Entspannen. An 18 Produktions- und Vertriebsstandorten wird ein vielfältiges Gesundheitsprogramm in den Bereichen Bewegung, mentaler Fitness, Ernährung und Arbeitsumfeld angeboten. Das umfassendste Programm Geberit Vital steht an sechs Standorten für rund 40% der Geberit Belegschaft zur Verfügung.

Ein Fokus liegt u. a. auf der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung, insbesondere in den keramischen Werken. Im Berichtsjahr wurden in Koło und Włocławek (PL) bestehende konventionelle Gipsgussanlagen durch moderne Druckgussanlagen ersetzt und in Carregado (PT) wurden weitere Glasurspritzroboter installiert. Dies verbessert die Ergonomie an den jeweiligen Arbeitsplätzen.

Weitere Schwerpunkte sind die Schulung der Führungskräfte in gesundheitsbewusstem Führen sowie Reintegrationsgespräche, die bei längerer krankheitsbedingter Abwesenheit von Mitarbeitenden die möglichst schnelle Rückkehr an den Arbeitsplatz zum Ziel haben. Beispiele für individuelle Unterstützung sind in Rapperswil-Jona (CH) die externe Beratungsdienstleistung bei Problemen, die von Belastungen in Beruf, Partnerschaft und Familie bis hin zu Schuldenfragen reichen können, oder die in den USA eingerichtete Telefonberatung zur vertraulichen Besprechung von beruflichen Anliegen. Geberit fördert auch Fitness in der Gemeinschaft und unterstützt bspw. den Geberit Sportclub mit rund 630 Mitgliedern in Rapperswil-Jona (CH), die in 13 Sektionen regelmässig gemeinsam Sport treiben.

Gefahrenvermeidung und ‑minimierung bei Geschäftspartnern (GRI 403-7)

Geberit legt grossen Wert auf die Arbeitssicherheit und Gesundheit von Geschäftspartnern. Beispielsweise erhalten Auftragnehmer, die auf dem Werksgelände Arbeiten ausführen, eine Sicherheitseinweisung und werden zur Einhaltung dieser Regeln verpflichtet. Lieferanten verpflichten sich zudem in einem Verhaltenskodex, die Arbeitssicherheit sowie gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen in ihrer Unternehmung und Lieferkette sicherzustellen. Dies wird systematisch im Rahmen von Lieferantenaudits überprüft, siehe auch Beschaffung.

Auf Kundenseite stellt Geberit u. a. im Rahmen der Ecodesign-Workshops sicher, dass alle Produkte sowohl bei der Installation als auch bei deren Endanwendung ergonomisch und sicher sind. Geberit Produkte sind einfach und oft werkzeuglos zu montieren. Falls spezielle Werkzeuge gebraucht werden, sind diese hinsichtlich Ergonomie und Sicherheit optimiert, und die korrekte Handhabung wird entsprechend geschult.

Unfälle und Ausfallquote (GRI 403-9)

Geberit treibt die Gestaltung von sicheren und sauberen Arbeitsplätzen in den Produktionswerken konsequent voran – beispielsweise durch die Optimierung und Modernisierung der Anlagen und Prozesse (z. B. Vorrichtung zur Entgratung von scharfen Blechkanten bei der Herstellung von Installationsregistern), durch die Substitution gefährlicher Stoffe (z. B. Schulung im Umgang mit und Substitution von diisocyanathaltigen Stoffen) oder durch die Reduzierung von Staub- und Lärmemissionen (z. B. Umsetzung technischer Lärmreduktionsmassnahmen im Werk Shanghai). Weiter werden durch den vermehrten Einsatz von Robotern oder Hebehilfen Arbeitsplätze aus ergonomischer Sicht optimiert.

Durch ein standardisiertes Reporting zu Arbeitssicherheit und Gesundheit wird sichergestellt, dass die Massnahmen Wirkung erzielen und Korrekturmassnahmen frühzeitig eingeleitet werden können. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 132 Unfälle (Vorjahr 157 Unfälle) und 2 177 arbeitsunfallbedingte Ausfalltage (Vorjahr 3 034 Ausfalltage) verzeichnet. In der Statistik werden nur diejenigen Arbeitsunfälle ausgewiesen, die während der Arbeitszeit oder auf einer Dienstreise geschehen sind und zu Ausfallzeiten von einem Arbeitstag und mehr geführt haben. Die häufigsten Verletzungen waren Prellungen am Körper sowie Schnitt- und Stichwunden an Händen. Im Berichtsjahr reduzierte sich die Unfallhäufigkeit auf einen Wert von 7,3 (Vorjahr 8,2), was einer Reduktion von 11% entspricht. Die Unfallschwere reduzierte sich im selben Zeitraum um 24% auf einen Wert von 119,7 (Vorjahr 157,5). Seit 2015 nahm die Unfallhäufigkeit um 36%, die Unfallschwere um 42% ab. Im Berichtsjahr gab es einen schwereren Unfall und keine Unfälle mit Todesfolge. Zudem betrug die gruppenweite Ausfallquote durch Unfälle und krankheitsbedingte Abwesenheiten bezogen auf die Sollarbeitszeit 5,2% (Vorjahr 5,5%). Davon waren 98,4% krankheitsbedingt (Vorjahr 98,2%).

Weitere Kennzahlen finden sich unter Kennzahlen Nachhaltigkeit > Mitarbeitende und Gesellschaft.

Arbeitsbedingte Erkrankungen (GRI 403-10)

Rund 50% der Mitarbeitenden in der Keramikherstellung sind regelmässig erhöhter Quarzfeinstaubbelastung ausgesetzt. Zum Schutz dieser Mitarbeitenden sind technische, organisatorische und persönliche Schutzmassnahmen implementiert. Im Bereich der persönlichen Schutzausrüstung sowie bei der Hygiene und Reinigung wurden Minimalstandards definiert und implementiert. Geberit unternimmt grosse Anstrengungen, die Exposition der Mitarbeitenden in den Risikobereichen entweder zu vermeiden (z. B. durch den Einsatz von Glasierrobotern) oder zu minimieren (u. a. durch den Einsatz von speziellen Absaugvorrichtungen und Filtern, Staubschutzmasken oder Schulungen zum richtigen Verhalten am Arbeitsplatz). Die Mitarbeitenden erhalten zudem regelmässig arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen (u. a. Abhören der Lunge, Lungenfunktionstest, Röntgen).