Geschäftsbericht 2021

Geschäftsbericht 2021

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Nachhaltigkeit

Umweltleistung im Berichtsjahr auf hohem Niveau weiter verbessert

Geberit wendet die Schweizer Ökobilanzmethode der ökologischen Knappheit an, die ein breites Spektrum von Umweltbelastungen (Emissionen, Ressourcen, Abfall) berücksichtigt und diese in einer Kennzahl zusammenfasst. Die absolute Umweltbelastung der Geberit Gruppe nahm im Jahr 2021 um 4,0% zu; dies bei einer Zunahme des währungsbereinigten Nettoumsatzes im selben Zeitraum von 14,7%. Die Umweltbelastung im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (Ökoeffizienz) reduzierte sich dagegen um 9,3%. Seit der Integration der energieintensiven Keramikproduktion im Jahr 2015 verbesserte sich die Ökoeffizienz um 40,9%. Bezüglich des langfristigen Zielwerts, der auf einer durchschnittlichen jährlichen Verbesserung von 5% pro Jahr basiert, liegt Geberit damit weiterhin sehr gut auf Kurs.

Umweltbelastung
2015–2021

(Index: 2015 = 100)

Umweltbelastung
* UBP = Umweltbelastungspunkte nach der Schweizer Ökobilanzmethode der ökologischen Knappheit (Version 2013)

Die CO2-Emissionen sind aufgrund des starken Volumenwachstums im Vergleich zum Jahr 2020 um 5,1% auf 217 009 Tonnen angestiegen. Im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz reduzierten sie sich dagegen um 8,4%. Damit konnten die im Rahmen der CO2-Strategie gesetzten Ziele zur Reduktion der CO2-Emissionen wiederum übertroffen werden. Die detaillierte CO2-Bilanz und alle Massnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen werden auch im Rahmen der Teilnahme am Carbon Disclosure Project (CDP) detailliert offengelegt.

CO2-Emissionen
2015–2021

(Index: 2015 = 100)

CO2-Emissionen

Langfristig ausgerichtete, nachhaltige Wertschöpfung

Bereits 1990 hat Geberit eine erste Umweltstrategie erstellt und konkrete Massnahmen umgesetzt. Diese Strategie wurde mit den Jahren schrittweise zu einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie ausgebaut. Sie ist heute fester Bestandteil der Unternehmenskultur und leistet einen wichtigen Beitrag zu den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen. Die Nachhaltigkeitsstrategie bündelt laufende und zukünftige Projekte, Initiativen und Aktivitäten und benennt klare Verantwortlichkeiten mit messbaren Zielen, abgeleiteten Massnahmen und quantifizierbaren Kennzahlen für eine effektive Steuerung. Die Strategie berücksichtigt soziale, ökologische und ökonomische Aspekte gleichermassen. Sie basiert auf insgesamt zwölf Nachhaltigkeitsmodulen. Dazu gehören unter anderem Arbeitssicherheit & Gesundheit, Soziale Verantwortung, Ressourcen & Kreislaufwirtschaft, Energie & CO2, Ecodesign & Nachhaltige Produkte sowie nachhaltige Lieferkette.

Vier globale Ziele im Fokus

Im Jahr 2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen die Agenda 2030. Diese umfasst 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals), die bis 2030 von den Staaten – mit massgeblicher Unterstützung der Wirtschaft – umgesetzt werden sollen. Für Geberit haben vier Ziele eine besonders hohe Bedeutung. Der «Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung» (Ziel 6), der weltweit allen Menschen zu fairen Bedingungen zur Verfügung stehen soll, steht im Zentrum der Bemühungen, ebenso das Ziel «Nachhaltige Städte und Gemeinden» (Ziel 11). Zudem wird mit langlebiger Sanitärtechnologie ein wichtiger Beitrag dazu geleistet, «widerstandsfähige Infrastrukturen aufzubauen und eine nachhaltige Industrialisierung» (Ziel 9) zu fördern. Darüber hinaus trägt Geberit zum Ziel «menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum» (Ziel 8) bei.

Wasserverbrauch im Fokus

Der sparsame und sorgfältige Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser ist für Geberit eines der zentralen Themen. Der konsequente Fokus auf die Reduktion des Wasserverbrauchs sowohl in der Produktion als auch in der Produktnutzungsphase stellt den grössten Hebel für den Beitrag des Unternehmens zur nachhaltigen Entwicklung dar.

Im Berichtsjahr betrug der Wasserverbrauch in der Produktion insgesamt 925 230 m3 (Vorjahr 953 284 m3). Verglichen mit dem Jahr 2015, in dem das Keramikgeschäft übernommen wurde, sank der Wasserverbrauch um 20,9%. Geberit setzt konsequent Massnahmen um, die den Wasserverbrauch sukzessive reduzieren. Dazu gehört insbesondere die Wiederverwendung von Wasser im Produktionsprozess und in Labors. Der grösste Anteil des Wasserverbrauchs, rund 80%, entsteht bei der Keramikherstellung. Das Ziel, den Wasserverbrauch in diesem Bereich (l Wasser/kg Keramik) bis 2021 gegenüber 2018 um 5% zu senken, wurde übertroffen. Bis 2024 soll der Wert im Vergleich zu 2021 um weitere 5% gesenkt werden.

Innovative Geberit Sanitärprodukte helfen, den Wasserverbrauch in Gebäuden systematisch zu optimieren. Laut einer Modellrechnung konnten seit 1998 dank Geberit 2-Mengen- und Spül-Stopp-Spülkästen gegenüber traditionellen Spülsystemen rund 38 000 Mio. m3 Wasser eingespart werden. Mittels Ecodesign werden die Produkte auch hinsichtlich des Wasserverbrauchs überprüft und verbessert. Neu ergänzen beispielsweise spülrandlose Keramiken oder das Spülventil 212 das Portfolio jener Produkte, die den Endkunden helfen, die Ressource Wasser schonend einzusetzen.

Neue CO2-Strategie zur weiteren Reduktion der Emissionen

Seit vielen Jahren ist Geberit bestrebt, die Umweltbelastung zu reduzieren und einen Beitrag zur Erreichung der globalen Klimaziele zu leisten. Um die Emissionen weiter zu senken, wurde eine neue CO2-Strategie erarbeitet. Diese neue Strategie ist eine Weiterführung der erfolgreich umgesetzten Strategie 2015–2021. Seit der Übernahme der energieintensiven Keramikproduktion im Jahr 2015 ist es gelungen, die CO2-Emissionen im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (CO2-Intensität) durchschnittlich um 7,7% pro Jahr zu senken. Im Vergleich zu 2015 bedeutet dies eine Reduktion um 38,3%. Auch die absoluten CO2-Emissionen konnten unter den Zielwert von 240 000 Tonnen reduziert werden (2021: 217 009 Tonnen). Damit wurden die Hauptziele der Strategie übertroffen. Mit diesen Resultaten hat Geberit das in der Science Based Targets Initiative (SBTi) formulierte Ziel (Scope 1 und 2), die globale Erwärmung auf «deutlich unter 2 °C» über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, im Zeitraum 2015–2021 übererfüllt.

Im Rahmen der neuen CO2-Strategie baut Geberit bereits erprobte und erfolgreiche Massnahmen aus und erweitert sie um neue Elemente. Für mehr Details dazu vgl. die neue CO2-Strategie und den Sustainability Performance Report.

Kreislaufwirtschaft und Ecodesign

Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, einen Wirtschaftskreislauf möglichst ressourcen- und umweltschonend zu betreiben. Der grösste Hebel ist dabei die Lebensdauer eines Produkts. Je länger ein Produkt genutzt werden kann, desto geringer ist der Ressourceneinsatz pro Nutzung. Ein wesentlicher Beitrag von Geberit zur Kreislaufwirtschaft besteht deshalb darin, dank hochwertiger Materialien und strenger Qualitätsanforderungen eine möglichst lange Produktlebensdauer zu erreichen. Geberit Produkte werden typischerweise über Jahrzehnte genutzt. Die Lebensdauer übersteigt nicht selten 50 Jahre, beispielsweise bei Abwasserrohren aus Kunststoff. Darüber hinaus leistet die Ersatzteilgarantie von 25 Jahren, die für einen bedeutenden Teil des Sortiments gilt, einen wichtigen Beitrag zur Lebensdauer. Zudem lassen sich viele der Geberit Produkte einfach reinigen, unterhalten und reparieren. Ebenfalls trägt die Rückwärtskompatibilität bei neuen Produkten und Innovationen – beispielsweise bei Betätigungsplatten – zu einer längeren Lebensdauer eines bereits installierten Produkts bei.

Seit 2007 wendet Geberit für die Entwicklung der eigenen Produkte konsequent das Ecodesign-Prinzip an. Von der Auswahl der Rohstoffe bis zur Entsorgung werden sämtliche Umweltaspekte geprüft und der Kreislaufwirtschaft Rechnung getragen. Jedes neue Produkt muss ökologisch besser sein als sein Vorgänger. Dabei werden auch die Energieeffizienz und der Wasserverbrauch der Produkte in der Nutzungsphase kontinuierlich verbessert. Dank intelligentem Redesign konnte beispielsweise bei den 2021 neu eingeführten Füll- und Spülventilen für das nordische Sortiment bodenstehender WCs für rund die Hälfte des Materials hochwertiges ABS-Regranulat verwendet werden. In der Produktion geht es darum, die internen Materialkreisläufe zu schliessen sowie Abfälle zu minimieren und einem sinnvollen Recycling zuzuführen. Beispielsweise werden nahezu 100% der Kunststoffabfälle intern rezykliert und wiederverwendet, was 2021 rund 10 000 Tonnen Kunststoff entsprach.

Ecodesign

Sorgfältiger Umgang mit Kunststoff

Im Rahmen des Ecodesign-Prinzips treibt Geberit den Einsatz von rezyklierten Kunststoffen in der Produktion stetig voran. Insbesondere wird darauf hingewirkt, den Anteil an zugekauftem Kunststoff-Regranulat (Post-Consumer Waste) laufend zu erhöhen. Nebst rezykliertem ABS-Kunststoff wurde auch bei Polypropylen (PP) ein geeigneter rezyklierter Werkstoff evaluiert, der zukünftig vermehrt eingesetzt werden soll, zum Beispiel beim Transportschutz von Mepla Rohren.

Darüber hinaus beteiligt sich Geberit an der Operation Clean Sweep (OCS). OCS ist eine internationale Initiative der Kunststoffindustrie, die sich dafür einsetzt, den Verlust von Kunststoffgranulat zu vermeiden und sicherzustellen, dass diese Materialien nicht in die Umwelt gelangen. Alle Geberit Werke, die Kunststoffe verarbeiten, beteiligen sich an der Initiative und setzen entsprechende Verbesserungsmassnahmen um.

Verpackungsmaterial reduzieren

Im Berichtsjahr wurde die Verpackung für Ersatzteile von Geberit AquaClean Dusch-WCs überarbeitet. Die Materialeinsparungen belaufen sich auf jährlich über 13 Tonnen Karton – eine Reduktion um 70%. Daraus resultiert eine Einsparung von rund 12 Tonnen CO2 pro Jahr. Zudem passen dank kleinerer Verpackungen nach der Überarbeitung mehr Lieferungen auf eine Palette. Das reduziert die Transportkilometer und senkt den CO2-Ausstoss zusätzlich.

Digitalisierung unterstützt nachhaltiges Bauen

Green Building oder nachhaltiges Bauen gewinnt weiter an Bedeutung. Immer mehr Gebäude entstehen nach Nachhaltigkeitsstandards wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design), DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen), Minergie oder BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method). Diese Standards beeinflussen auch die Planungsprozesse der Sanitärtechnik, da sie die Transparenz erhöhen und nachhaltigkeitsbezogene Daten zur Verfügung stellen. Geberit erstellt bereits seit vielen Jahren Produktökobilanzen und extern geprüfte Umweltproduktdeklarationen (EPD) gemäss der Europäischen Norm EN 15804. EPDs stellen relevante, vergleichbare und verifizierte Informationen zum ökologischen Leistungsausweis eines Produkts transparent dar. Im Berichtsjahr kamen zwei neue EPDs zum Trinkwassersystem Mapress Edelstahl hinzu: eine zu den Fittings und eine zu den Rohren. Damit wird rund 23% des Konzernumsatzes durch Produkte mit EPDs abgedeckt.

Um den erhöhten Anforderungen an digital verfügbare Daten gerecht zu werden, wird mittel- bis langfristig daran gearbeitet, für jedes einzelne Produkt einen «Material Passport» zu erstellen. Dieser beinhaltet Informationen zu den eingesetzten Materialien und dem damit verbundenen ökologischen Fussabdruck.

Umfassendes Controlling und Reporting

Der Leistungsausweis zur Nachhaltigkeit der Geberit Gruppe wird seit 2007 jährlich gemäss den Vorgaben der Global Reporting Initiative (GRI) erstellt, seit 2018 nach den neuen GRI-Standards. Die im Rahmen der vorliegenden Berichterstattung offengelegten Informationen wurden in Übereinstimmung mit den GRI-Standards, Option «umfassend», erstellt. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung wurde dem GRI Materiality Disclosures Service unterzogen und hat diesen erfolgreich abgeschlossen, siehe GRI-Label und formaler GRI-Index. Alle Aspekte der GRI-Standards finden sich im Sustainability Performance Report zum Geschäftsjahr 2021. Die Wesentlichkeitsanalyse wurde 2020 von einem externen Stakeholderpanel geprüft und wird 2022 erneut einer solchen Prüfung unterzogen werden.

Seit 2008 ist Geberit Mitglied des United Nations (UN) Global Compact. Das weltweite Abkommen zwischen Unternehmen und der UNO soll die Globalisierung sozialer und ökologischer gestalten. Geprüft wird dies mit einem Fortschrittsbericht zu Massnahmen in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitspraktiken sowie Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung, der jährlich vorgelegt wird. Zudem ist Geberit Mitglied des lokalen Netzwerks des UN Global Compact. Das Thema Nachhaltigkeit wird weiter verankert mit dem Verhaltenskodex für die Mitarbeitenden sowie dem Verhaltenskodex für Lieferanten. Kontinuierlich verbesserte Compliance-Prozesse sorgen dafür, dass die Richtlinien und Vorgaben eingehalten werden. Zusätzlich ist gruppenübergreifend ein System zur Überwachung und Steuerung aller mit der unternehmerischen Tätigkeit verbundenen Risiken in Kraft (vgl. auch Risiko-Management).

Geberit ist bestrebt, die führende Stellung in der Branche im Bereich Nachhaltigkeit weiter zu festigen. Ein wesentliches Instrument, das hilft, dieses Ziel zu erreichen, ist das integrierte Geberit Managementsystem. Dieses vereint die Themen Qualität, Umwelt, Arbeitssicherheit und Gesundheit sowie Energie. Alle Produktionswerke weltweit und die zentrale Logistik sind nach den ISO-Normen 9001 für Qualität, 14001 für Umwelt und 45001 für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zertifiziert. Die Zertifizierung nach ISO 50001 (Energiemanagement) erfolgt an ausgewählten Standorten.

Weiter erhöhte Bedeutung der nachhaltigen Unternehmensführung für Kunden und Kapitalmarkt

Auf Kundenseite nimmt die Bedeutung der nachhaltigen Unternehmensführung zu. Zum Beispiel verlangen immer mehr Grosshandelskunden von ihren Lieferanten, dass sie einen Nachweis über ihre Nachhaltigkeitsleistung erbringen. Eine solche Plattform bietet beispielsweise EcoVadis, einer der weltweit grössten Anbieter von Nachhaltigkeitsratings für Unternehmen. In diesem Zusammenhang als erfreulich festzuhalten ist, dass Geberit 2021 bereits zum zweiten Mal in Folge für das Nachhaltigkeitsmanagement mit dem Platin-Siegel von EcoVadis bewertet wurde. Die Platin-Medaille ist die höchste Auszeichnung, die im Rahmen der Beurteilung vergeben wird. Damit platzierte sich Geberit unter den Top-1-Prozent der von EcoVadis gelisteten Unternehmen.

Die Aktivitäten zur nachhaltigen Unternehmensführung werden auch vom Kapitalmarkt anerkannt. Im Segment der Nachhaltigkeitsindizes und ‑fonds ist Geberit prominent vertreten. So ist die Aktie beispielsweise Bestandteil des STOXX Europe Sustainability Index sowie der FTSE4Good-Index-Serie. Namhafte Nachhaltigkeitsfonds halten die Titel ebenfalls in ihren Portfolios. Geberit will in den Investmentsegmenten «Nachhaltigkeit» und «Wasser» auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen.