4 Risikobewertung und -management
Allgemeines
Die Geberit Gruppe betreibt ein Risikomanagementsystem, das vom Verwaltungsrat verabschiedet wurde.
Die Risikopolitik definiert einen strukturierten Prozess, nach dem die systematische Überwachung der Geschäftsrisiken erfolgt. In diesem Prozess werden die Risiken identifiziert, betreffend Eintretenswahrscheinlichkeit und Ausmass analysiert, bewertet und Massnahmen zur Risikokontrolle bestimmt. Jedes Mitglied der Geschäftsleitung ist für die Umsetzung der Massnahmen in seinem Verantwortungsbereich zuständig. Der Verwaltungsrat wird periodisch über wesentliche Veränderungen der Risikobewertung sowie über die durchgeführten Risikomanagement-Aktivitäten informiert. Die permanente Überwachung und Kontrolle der Risiken ist eine Zielvorgabe an die Mitglieder der Geschäftsleitung. Für Risiken, welche die Buchhaltung respektive das Finanzreporting betreffen, wird im Rahmen dieser Risikokontrolle eine spezielle Bewertung durchgeführt. Das unternehmensinterne Kontrollsystem für die finanzielle Berichterstattung definiert diesbezüglich Kontrollmassnahmen, welche die jeweiligen Risiken reduzieren.
Die Finanzrisiken werden durch die Treasury-Abteilung der Geberit Gruppe überwacht. Diese handelt im Einklang mit den Grundsätzen der von der Gruppe verabschiedeten Treasury-Politik. Das Risikomanagement konzentriert sich auf die Erkennung, die Analyse und die Absicherung von Währungs-, Zins-, Liquiditäts- und Gegenparteirisiken, um deren Einfluss auf Cashflow und Nettoergebnis zu begrenzen. Die Gruppe misst Währungs- und Zinsrisiken mittels der Methode Cashflow-at-Risk (CfaR).
Management von Gegenparteirisiken aus Treasury-Aktivitäten
Finanzgeschäfte werden grundsätzlich nur mit Gegenparteien abgeschlossen, die im Minimum ein A-Rating (S&P) oder A2-Rating (Moody’s) ausweisen oder als systemrelevant gelten. Das Management schätzt die Verlustrisiken aus den vorhandenen Kontrakten als gering ein.
Die liquiden Mittel werden im Allgemeinen mit einer Laufzeit von unter drei Monaten angelegt. Ein Teil der liquiden Mittel kann in Staatsanleihen investiert werden (maximal MCHF 70 pro Land und in der Regel mit Laufzeiten unter zwölf Monaten). Die restlichen liquiden Mittel werden in der Regel kurzfristig bei Banken angelegt. Zur Vermeidung von Klumpenrisiken darf der Wert der Einlagen pro Gegenpartei eine gewisse Limite nicht übersteigen. Diese Limiten werden in Abhängigkeit fest definierter Bonitätskriterien wie Rating, Systemrelevanz oder Staatsgarantien (z. B. für schweizerische Kantonalbanken) bestimmt. Zusätzlich darf nie mehr als die Hälfte sämtlicher Einlagen bei einer Gegenpartei konzentriert sein. Die Gruppe hat aus solchen Geschäften bisher keine Verluste erlitten.
Management von Währungsrisiken
Die Gruppe generiert in der Schweiz und im Ausland Umsätze und Kosten in Fremdwährungen. Wechselkursänderungen haben deshalb Auswirkungen auf die konsolidierten Ergebnisse. Um diese Risiken zu begrenzen, wird als primäre Absicherungsstrategie das Konzept des «Natural Hedging» angewandt. Hierbei wird das Fremdwährungsrisiko aus Geldzuflüssen in einer bestimmten Währung durch Geldabflüsse in der gleichen Währung neutralisiert. Somit beeinflussen Währungsschwankungen die Ergebnismargen der Gruppe nur in geringem Ausmass, d. h., die Gruppe ist einem verhältnismässig geringen Transaktionsrisiko ausgesetzt. Das aus der Umrechnung der im Ausland anfallenden Gewinne resultierende Translationsrisiko kann das Konzernergebnis je nach Finanzposition und Höhe der Währungsschwankungen trotz effektivem «Natural Hedging» substanziell beeinflussen. Translationsrisiken werden von der Gruppe nicht abgesichert.
Das Währungsrisiko, betrachtet über einen Zeitraum von zwölf Monaten, wird mit der CfaR-Methode gemessen. Dabei werden mittels statistischer Methoden die Auswirkungen wahrscheinlicher Wechselkursänderungen auf das Finanzergebnis der Gruppe eruiert. Per 31. Dezember 2021 betrug der CfaR der Gruppe MCHF 28,0 (VJ: MCHF 22,7), was bedeutet, dass ein Verlust aus Währungsrisiken mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% nicht höher als MCHF 28,0 sein wird.
Für die Berechnung des CfaR wurden folgende Parameter verwendet:
Modell |
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Ansatz |
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Konfidenzniveau |
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Haltedauer |
J. P. Morgan |
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Varianz-Covarianz-Ansatz |
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95% |
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12 Monate |
Management von Zinsrisiken
Grundsätzlich bestehen zwei Arten von Zinsrisiken:
a) das Fair-Market-Value Risiko bei festverzinslichen Finanzinstrumenten
b) das Zinsänderungsrisiko bei variabel verzinslichen Finanzinstrumenten
Das Fair-Market-Value Risiko hat keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Cashflows und das Ergebnis der Gruppe. Es wird deshalb nicht gemessen. Dem Erneuerungsrisiko bei festverzinslichen Finanzinstrumenten wird insofern Rechnung getragen, als bei der Messung des Zinsänderungsrisikos festverzinsliche Positionen mit einer Fälligkeit unter zwölf Monaten ebenfalls berücksichtigt werden.
Das Zinsänderungsrisiko wird mit der CfaR-Methode für den Zinssaldo gemessen (inklusive festverzinslicher Positionen mit einer Fälligkeit unter zwölf Monaten). Konkret wird mittels statistischer Methoden eruiert, welchen Effekt wahrscheinliche Zinssatzänderungen auf den Cashflow haben könnten.
Das Risiko für die Gruppe wird mittels der Kennzahl EBITDA / (Finanzergebnis, netto, für die nächsten zwölf Monate + CfaR) überwacht. Aufgrund der intern festgelegten Limite wird entschieden, ob Absicherungsmassnahmen getroffen werden müssen. Die Limite wird jährlich festgelegt und beträgt in der Berichtsperiode im Minimum 20 (VJ: 20).
Zinsänderungsrisiko per 31. Dezember:
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2021 |
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2020 |
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MCHF |
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MCHF |
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EBITDA 1 |
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1 069,3 |
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925,3 |
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Finanzergebnis, netto + CfaR |
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8,5 |
|
8,9 |
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EBITDA/(Finanzergebnis, netto + CfaR) |
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126x |
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104x |
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Management von Liquiditätsrisiken
Um zukünftige Mittelabflüsse termingerecht decken zu können, müssen liquide Mittel (inklusive der vertraglich zugesicherten ungenutzten Kreditlinien) im Umfang einer definierten Liquiditätsreserve vorhanden sein. Diese Liquiditätsreserve berücksichtigt Zins- und Amortisationszahlungen sowie Investitionen in Sachanlagen und in das Nettoumlaufvermögen. Zum Bilanzstichtag überstiegen die liquiden Mittel inklusive der vertraglich zugesicherten ungenutzten Kreditlinien die Liquiditätsreserve um MCHF 706,0 (VJ: MCHF 692,3).
Management von Kreditrisiken
Wesentliche Kreditrisiken entstehen der Gruppe vorwiegend aus dem Verkauf ihrer Produkte (Debitorenrisiko). Die Produkte werden weltweit, vor allem aber in Europa verkauft. Die finanziellen Verhältnisse der Kunden werden permanent überprüft. Normalerweise werden keine zusätzlichen Sicherheiten eingefordert. Für drohende Debitorenverluste werden Wertberichtigungen auf Basis eines Modells für erwartete Kreditausfälle gemäss IFRS 9 erfasst (vgl. Note 6). Die tatsächlichen Verluste haben in der Vergangenheit die Erwartungen der Geschäftsleitung nicht überschritten. Dies hat sich auch seit dem Ausbruch der COVID‑19-Pandemie nicht verändert.
Das maximale Kreditrisiko aus Forderungen und sonstigen Finanzaktiven entspricht grundsätzlich dem jeweiligen Nettobuchwert des Aktivums. Die Forderungsbestände aus Lieferungen und Leistungen per Jahresende sind aufgrund des geringen Umsatzvolumens im Monat Dezember nicht repräsentativ. Der durchschnittliche Forderungsbestand beläuft sich 2021 auf etwa 174% (VJ: 141%) des Jahresendwerts.
Zusammenfassung
Die Gruppe setzt zur Überwachung der Finanzrisiken verschiedene Instrumente und Verfahren ein. Diese werden fortlaufend weiterentwickelt, um den Anforderungen der Finanzmärkte, Veränderungen der Gruppenorganisation und aufsichtsrechtlichen Bestimmungen Rechnung zu tragen. Das Management wird regelmässig mittels Kennzahlen und Berichten über die Einhaltung von Limiten informiert. Die nachstehende Tabelle zeigt die mithilfe statistischer und anderer Methoden überwachten Risiken und entsprechenden Kennzahlen:
Risikoart |
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Kennzahl |
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2021 |
|
2020 |
Währungsrisiko |
|
Cashflow-at-Risk (CfaR) |
|
MCHF 28,0 |
|
MCHF 22,7 |
Zinsänderungsrisiko |
|
EBITDA/(Finanzergebnis, netto + CfaR) |
|
126x |
|
104x |
Liquiditätsrisiko |
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(Unter-)/Überdeckung Liquiditätsreserve |
|
MCHF 706,0 |
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MCHF 692,3 |
Auswirkung von COVID-19
Das Jahr 2021 war weiterhin von der COVID‑19-Pandemie und deren Auswirkungen geprägt. Das ausserordentliche Umsatzwachstum war hauptsächlich auf den positiven Basiseffekt durch den COVID-19-bedingten Umsatzrückgang im Vorjahr, den anhaltenden Home-Improvement-Trend sowie auf einen Lageraufbau bei den Kunden zurückzuführen. Hauptsächlich verantwortlich für die markante Steigerung der Ergebnisse war das ausserordentliche Volumenwachstum. Die seit Ende 2020 massiv angestiegenen Rohmaterialpreise sowie die markant höheren Energie- und Frachtkosten wirkten sich negativ auf die Margen aus, wobei diese negativen Effekte durch reguläre und ausserordentliche Preiserhöhungen teilweise kompensiert wurden. Nach den COVID-19-bedingten signifikanten Einsparungen im Vorjahr haben sich die Kosten teilweise normalisiert. Währungseffekte hatten keine wesentlichen Auswirkungen.