Geschäftsbericht 2021

Geschäftsbericht 2021

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10.2 Operations

Beschaffung

Lieferkette (GRI 102-9)

Geberit weist eine Produktion mit hoher Fertigkeitstiefe auf, d. h. eingekaufte Materialien sind mehrheitlich Rohmaterialien und Halbfabrikate mit hohem Rohmaterialanteil. Daraus resultiert ein relativ geringer Anteil von Materialkosten am Nettoumsatz von Geberit.

Die von Geberit beschafften Rohmaterialien und Halbfabrikate stammen hauptsächlich von Lieferanten aus Westeuropa (81,9% des Einkaufswerts). Der Anteil des Einkaufsvolumens aus Osteuropa beträgt 7,2%, aus Asien 9,6%, aus Amerika 1,0% und aus Afrika 0,3%. Die hohe Fertigungstiefe sowie der sehr hohe Anteil westeuropäischer Lieferanten haben zur Folge, dass das allgemeine Risikoprofil der Lieferkette verhältnismässig gering ist.

Geberit beschaffte im Jahr 2021 Rohmaterialien (30,0%), Halbfabrikate (42,5%) und Fertigprodukte (27,5%) mit einem Einkaufswert von CHF 1 061,3 Mio. (Vorjahr CHF 798 Mio.) von weltweit 1 783 direkten Lieferanten.

Geberit führt keine Konfliktmineralien (Zinn, Tantal, Wolfram oder Gold) direkt ein oder verarbeitet diese und gilt damit nicht als einführende Organisation im Sinn der EU-Verordnung 2017/821. Werden Produkte, die solche Metalle enthalten, in die USA geliefert, gelten die Vorschriften des Dodd-Frank Act (Sec. 1502).

Managementansatz Beschaffung

Das Corporate Purchasing ist für die Beschaffung in allen Produktionswerken weltweit (ausser den USA) zuständig und führt die Beschaffungsorganisation durch ein Team von Lead Buyern, die für verschiedene Warengruppen strategisch verantwortlich sind. Diverse Veränderungen im Umfeld von Geberit erhöhen die Anforderungen an die Beschaffung laufend. Aus diesem Grund hat das Unternehmen eine neue Beschaffungsstrategie formuliert. Diese sieht eine ganzheitliche Betrachtung (Total Value of Ownership) der Lieferanten u. a. auch hinsichtlich Nachhaltigkeit vor. Zudem haben sich neue Gesetze für ein verantwortungsvolles Beschaffungswesen v. a. in der Schweiz und in Deutschland entwickelt. Daraus ergeben sich für Unternehmen verbindliche einschlägige Berichterstattungs- und Sorgfaltspflichten hinsichtlich ihrer Lieferkette. Geberit verfolgt diese Entwicklungen sorgfältig und sieht sich mit dem vorhandenen Ansatz gut gerüstet. In 2022 soll eine detaillierte Analyse der bestehenden und neuen Lieferkettengesetze in Europa erfolgen und falls nötig, geeignete Massnahmen abgeleitet werden. Nebst diesem risikobasierten Ansatz soll in Zukunft vermehrt mit Lieferanten im Bereich Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion zusammengearbeitet werden.

Lieferanten von Geberit sind zur Einhaltung umfassender Standards verpflichtet. Grundlage für die Zusammenarbeit ist der Verhaltenskodex für Lieferanten, der in 15 Sprachen verfügbar ist und 2017 mit einer Integrity Line für Lieferanten ergänzt wurde. Der Kodex orientiert sich u. a. an den Prinzipien des UN Global Compact, an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und an der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit. Der Verhaltenskodex ist für jeden Lieferanten bindend. Dazu gehören sogenannte direkte Lieferanten von Rohmaterialien und Halbfabrikaten für die Produktion sowie indirekte Lieferanten wie solche von Dienstleistungen oder Büromaterialien. Der Kodex umfasst konkrete Vorgaben zur Qualität und zur Einhaltung von ökologischen, arbeitsrechtlichen und gesellschaftlichen Anforderungen und gibt die Einhaltung der Menschenrechte vor. Der Lieferant muss entsprechende Dokumentationen anfertigen, um die Einhaltung der Kodexvorgaben auf Anfrage von Geberit nachzuweisen und diese jederzeit zur Verfügung stellen zu können. Bei Nichterfüllung der in diesem Kodex festgelegten Verpflichtungen werden Verbesserungsmassnahmen ergriffen. Eine Nichterfüllung seitens des Lieferanten wird als erhebliches Hindernis für die Weiterführung der Geschäftsbeziehung gewertet. Für den Fall, dass der Lieferant diese Nichterfüllung nicht korrigiert, kann Geberit die Zusammenarbeit beenden. Bei der Beurteilung der Lieferanten wird grösstmögliche Transparenz angestrebt. Alle neuen und bestehenden Partner werden daher in standardisierten Prozessen nach denselben Kriterien bewertet: Gesamtunternehmen, Qualität, Nachhaltigkeit, Preis, Beschaffungskette, Liefertreue, Produktion und Technologie. In der Regel ist ein Qualitätsaudit inklusive Abklärungen zu Umwelt- und Arbeitssicherheitsthemen Bestandteil bei der Auswahl eines Lieferanten. Zeigen sich bei diesen Kriterien Ungereimtheiten, wird zusätzlich ein vertieftes Audit durchgeführt.

Das Lieferantenmanagement beinhaltet u. a. ein Risikomanagement zu Umwelt- und Arbeitssicherheits- sowie Menschenrechtsthemen. Dabei wird ein Lieferant basierend auf dem Produktionsstandort (Land) und dem Risiko der Warengruppe (Art des Produktionsprozesses) einer bestimmten Risikoklasse in einer Risikomatrix zugeordnet. Lieferanten der höchsten Risikoklasse haben demnach sowohl bezüglich des Produktionslandes als auch der Art des Produktionsprozesses ein erhöhtes Risiko. 2017 wurden die durch die Akquisition des Keramikgeschäfts neu hinzugekommenen Lieferanten und Warengruppen systematisch bewertet und ins Risikomanagement aufgenommen. Zudem wurde die Risikoeinstufung der bereits bestehenden Warengruppen überprüft und die Risikomatrix wird seither jährlich aktualisiert. Im Berichtsjahr wurden 171 Lieferanten (Vorjahr 179) in der höchsten Risikoklasse identifiziert, was rund 8% des Einkaufswerts (Vorjahr 7%) von Geberit entspricht.

Für diese Lieferanten erfolgt eine systematische Planung und Durchführung von Audits. Um die Neutralität sowie das für die Prüfungen benötigte Wissen sicherzustellen, wird auch mit einem externen Partner kooperiert. Dieses seit Jahren durchgeführte Verfahren hat sich bewährt und ist ein wichtiger Beitrag zur Einhaltung der Sorgfaltspflicht in der Lieferkette von Geberit.

Neue Mitarbeitende im Bereich Beschaffung werden zudem im Rahmen von Schulungen mit dem Prozess der nachhaltigen Beschaffung vertraut gemacht. Des Weiteren finden regelmässige Schulungen der Lead Buyer zu Beschaffung und Nachhaltigkeit sowie die Teilnahme in einer Arbeitsgruppe des UN Global Compact zu nachhaltigen Lieferketten statt.

Für weitere Informationen siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2021 > Beschaffung und Logistik.

Prüfung neuer Lieferanten anhand von Nachhaltigkeitskriterien (GRI 308-1, GRI 414-1)

Alle neuen Lieferanten verpflichten sich zur Einhaltung des Verhaltenskodex für Lieferanten und damit zur Einhaltung von internationalen Standards zu Umweltschutz, Arbeitspraktiken und Menschenrechten. Der Kodex orientiert sich u. a. an den Prinzipien des UN Global Compact, an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und an der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit. Bis Ende 2021 haben insgesamt 2 568 direkte und indirekte Lieferanten den Verhaltenskodex unterzeichnet und decken damit über 90% des gesamten Einkaufswerts ab.

Im Verhaltenskodex für Lieferanten verpflichten sich die Lieferanten, wo sinnvoll und möglich, sich aktiv dafür einzusetzen, dass auch ihre Zulieferer bzw. Sublieferanten den Lieferantenkodex einhalten. Geberit kann von einem Lieferanten explizit verlangen, dass dieser Kodex auch von ausgewählten Zulieferern eingehalten wird.

Bei der Überprüfung der Lieferanten wird die Analyse der wichtigsten Zulieferer in die Risikoanalyse und in die Abklärungen bei den Audits vor Ort miteinbezogen.

Geberit strebt ein partnerschaftliches und langfristig orientiertes Lieferantenmanagement an, bei dem die Beziehung zum Lieferanten aktiv gehandhabt wird und Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette gemeinsam analysiert und minimiert werden. Seit 2017 steht den Lieferanten deshalb eine Integrity Line zur Verfügung, über die Unregelmässigkeiten im Einkaufsprozess oder Verstösse gegen den Verhaltenskodex für Lieferanten anonym gemeldet werden können. Im Berichtsjahr wurde kein Fall gemeldet.

Auswirkungen in der Lieferkette hinsichtlich Nachhaltigkeit (GRI 308-2, GRI 414-2)

2021 wurden in China fünf Third-Party Audits bei Lieferanten durchgeführt. Die im Verhaltenskodex für Lieferanten festgehaltenen Verpflichtungen wurden mehrheitlich eingehalten. Bei Abweichungen wurden entsprechende Korrekturmassnahmen vereinbart.

Produktion

Managementansatz Produktion

Siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2021 > Produktion.

Logistik

Managementansatz Logistik

Die Gruppenlogistik von Geberit umfasste Ende 2021 das zentrale Logistikzentrum in Pfullendorf (DE) für Installations- und Spülsysteme sowie Rohrleitungssysteme als auch ein dezentrales Netzwerk von 13 europäischen Distributionsstandorten für Keramik und Badezimmermöbel.

Geberit verbessert seine Logistikprozesse laufend, optimiert die Qualität und Produktivität weiter und reduziert die Umweltbelastung, siehe Nachhaltigkeitsstrategie. So konnte die Ökoeffizienz der Logistik (Umweltbelastung pro tkm) seit 2015 um 31% verbessert werden.

Im Berichtsjahr konnten innerhalb der Keramiklogistik durch das Geberit Logistics Operation System (GLOS) – ein Logistiksystem, das die kontinuierliche Verbesserung der Geschäftsprozesse und -abläufe zum Ziel hat – weitere Prozessvereinheitlichungen erreicht werden. Auch das OneERP-Projekt, bei dem die IT-Systeme und -Prozesse dem ERP-Gruppenstandard angepasst werden, wurde weiter vorangetrieben.

Dem zentralen Transportmanagement wird bei Geberit ein hoher Stellenwert beigemessen, um kosten- und ressourcenoptimierte Transportlösungen sicherzustellen. Bestellungen erhalten Kunden in aller Regel in einer einzigen LKW-Lieferung. Dies reduziert nicht nur die Leerkilometer, es steigert auch die Auslastung der LKW und verringert den CO2-Ausstoss.

Geberit verfügt über keine eigene Transportflotte und hat den Transport an externe Transportdienstleister ausgelagert. Hinsichtlich der Umweltbelastung spielt die zwischenbetriebliche und Distributionslogistik eine grosse Rolle. Sie verursacht einen wesentlichen Teil der Umweltbelastung von Geberit. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit den Transportdienstleistern zentral. Die Partner verpflichten sich, aktiv an den Bemühungen zur effizienten Nutzung von Energie und Verpackungsmaterial sowie zur Reduzierung von Emissionen zu beteiligen. Zudem unterstützen sie das Umweltreporting von Geberit mit entsprechenden Daten. Der 2010 entwickelte und kontinuierlich erweiterte Logistikrechner erlaubt, jährlich die Zusammensetzung des Fahrzeugparks, die Transportleistung und den Treibstoffverbrauch aller Transportdienstleister zu erfassen und die Umweltbilanz zu erstellen.

Im Berichtsjahr stellten die COVID-19-Pandemie wie auch der grosse Volumenanstieg die Geberit Logistik vor erhebliche Herausforderungen. Dennoch konnten durch den hohen Einsatz und die Flexibilität der Mitarbeitenden die Lieferfähigkeit und Produktverfügbarkeit weltweit weitgehend sichergestellt werden.

Für weitere Informationen siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2021 > Beschaffung und Logistik. Für die Umweltbilanz der Logistik siehe GRI 302-2.