Geschäftsbericht 2021

Geschäftsbericht 2021

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9. Planet

Bereits 1990 hat Geberit eine erste Umweltstrategie erstellt und konkrete Massnahmen umgesetzt. Diese Strategie wurde über die Jahre schrittweise zu einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie ausgebaut. Sie ist heute fester Bestandteil der Unternehmenskultur und leistet einen wichtigen Beitrag zu den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen.

Geberit steht für ein hohes Umweltbewusstsein und hat sich zu einer umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Produktion sowie der Entwicklung von wassersparenden und nachhaltigen Produkten verpflichtet. Im Zentrum steht dabei ein systematisches und gruppenweites Umweltmanagement. Dafür verantwortlich ist der Bereich Nachhaltigkeit und Prozessmanagement. Richtlinien und Massnahmen zu allen wesentlichen Umweltthemen werden hier koordiniert. Ein Netzwerk von Umweltbeauftragten in den Produktionswerken praktiziert den aktiven Umweltschutz und setzt die Ziele und Massnahmen aus der Nachhaltigkeitsstrategie weltweit um. Die Umwelt- und Arbeitssicherheitsbeauftragten aller Produktionswerke treffen sich einmal jährlich, um Best-Practice-Erfahrungen auszutauschen und gruppenweite Standards weiterzuentwickeln.

Ecodesign ist seit 2007 ein fester Bestandteil im Produktentwicklungsprozess mit dem Ziel, jedes Produkt über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg umweltfreundlicher zu gestalten als sein Vorgänger, siehe Kapitel 10.1 Produkte und Innovation. Dabei sollen Produkte aus langlebigen und nachhaltigen Rohmaterialien von sorgfältig ausgewählten, meist regionalen Lieferanten möglichst lokal produziert werden, um die Transportwege so kurz wie möglich zu halten. Die entwickelten Produkte sind dabei hinsichtlich der Menge an eingesetzten Materialien sowie dem Ressourcen- und Energieverbrauch in der Nutzungsphase optimiert. Das Zurückführen von Produkten nach dem Rückbau in einen geeigneten Wertstoffkreislauf wird dabei immer wichtiger.

Umweltkriterien werden bei allen Entscheidungsprozessen berücksichtigt. Diese werden laufend überprüft, so dass ein nachweislich hoher Standard erreicht wird, der häufig weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht. Die Umweltgrundsätze von Geberit sind im Verhaltenskodex festgehalten. Die Geberit Gruppe verfügt über ein Gruppenzertifikat nach ISO 9001 (Qualität), ISO 14001 (Umwelt) und ISO 45001 (Arbeitssicherheit und Gesundheit) mit Gültigkeit bis 2024. Alle Produktionswerke, die zentrale Logistik sowie die Managementgesellschaft mit allen Konzernfunktionen am Hauptsitz in Rapperswil-Jona (CH) sind nach diesen drei Normen zertifiziert. Zudem sind fünf deutsche Werke nach ISO 50001 (Energie) und neun Vertriebsgesellschaften nach ISO 9001 (Qualität) zertifiziert.

Die jährliche Erstellung einer Betriebsökobilanz ist bei Geberit seit 1991 fester Bestandteil des Umweltmanagements. Sie umfasst alle Produktionswerke weltweit, das Logistikzentrum in Pfullendorf (DE), weitere kleinere Logistikeinheiten und grössere Vertriebsgesellschaften. Die Betriebsökobilanz ermöglicht eine Gesamtbeurteilung der Umweltbelastung mit der Messgrösse Umweltbelastungspunkte (UBP). Für die Berichterstattung 2021 wurde analog dem Vorjahr mit Basisdaten aus der international anerkannten Ecoinvent-Datenbank (Version 3.1) und der Methode der ökologischen Knappheit (Version 2013) sowie mit dem nationalen Strommix gerechnet.

Geberit wendet die Schweizer Ökobilanzmethode der ökologischen Knappheit an, die ein breites Spektrum von Umweltbelastungen (Emissionen, Ressourcen, Abfall) berücksichtigt und diese in einer Kennzahl zusammenfasst. Im Berichtsjahr erhöhte sich die Umweltbelastung um 4,0% und die CO2-Emissionen um 5,1%. Die Umweltbelastung pro währungsbereinigten Nettoumsatz (Ökoeffizienz) nahm um 9,3% und die umsatzbezogenen CO2-Emissionen nahmen um 8,4% ab. Diese Werte liegen deutlich über dem langfristigen Zielwert von 5% pro Jahr. Die Fortschritte beruhen im Wesentlichen auf den kontinuierlich umgesetzten Effizienzmassnahmen in den energieintensiven Keramikwerken und dem gezielten Zukauf von Ökostrom. Seit der Akquisition des Keramikgeschäfts im Jahr 2015 konnte die absolute Umweltbelastung um 19,4% und die CO2-Emissionen um 15,9% reduziert werden. Die Ökoeffizienz verbesserte sich im selben Zeitraum um 40,9% und die umsatzbezogenen CO2-Emissionen (CO2-Intensität) reduzierten sich um 38,3%. Um inskünftig die CO2-Emissionen weiter zu senken, entwickelte Geberit im Berichtsjahr eine neue CO2-Strategie, siehe auch GRI 305 und Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2021 > Neue CO2-Strategie.

Eine kompakte Übersicht über alle relevanten Entwicklungen im Berichtsjahr findet sich im Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2021 > Nachhaltigkeit. Detaillierte Kennzahlen zur Umweltbelastung finden sich unter Kennzahlen Nachhaltigkeit > Umwelt. Die Erläuterungen zu den Beiträgen von Geberit zu den Sustainable Development Goals finden sich im separaten SDG Reporting.

Ressourcen und Kreislaufwirtschaft (GRI 301)

Managementansatz Ressourcen und Kreislaufwirtschaft

Der Einsatz von Rohmaterialien, Halbfabrikaten und Fertigprodukten mit einem Einkaufswert von weltweit CHF 1 061 Mio. ist ein wesentlicher Produktionsfaktor für Geberit. Der mit den eingekauften Materialien verbundene Verbrauch von grauer Energie entspricht rund 15 100 TJ (Vorjahr 13 100 TJ) was in etwa dem Sechsfachen des gesamten Energieverbrauchs der Produktionswerke von Geberit entspricht. Die mit den eingekauften Materialien verbundenen CO2-Emissionen betragen 766 400 t CO2 (Scope 3) und verursachen 17,4% der gesamten CO2-Emissionen der Geberit. Dies unterstreicht, wie wichtig der sorgfältige Umgang mit Rohstoffen ist. Die Ressourceneffizienz bei der Keramikherstellung konnte bspw. seit 2018 um 13,1% (Zielwert 10%) verbessert werden und soll bis 2024 gegenüber 2021 um weitere 10% optimiert werden. Wichtig ist, den ressourceneffizienten Einsatz von Rohstoffen bereits in der Produktentwicklung zu berücksichtigen. Dies erfolgt seit 2007 systematisch im Rahmen von Ecodesign-Workshops und ist damit ein zentrales Element der CO2-Strategie von Geberit, siehe Kapitel 10.1 Produkte und Innovation > Produktmanagement und Innovation.

Im Sinn der europäischen Vision einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft wird versucht, die Möglichkeiten in Richtung geschlossener Stoffkreisläufe abzuklären und umzusetzen. Ziel ist es, den Ressourcen- und Energieeinsatz zu minimieren, die Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten so hoch wie möglich zu halten, die internen und externen Stoffkreisläufe so gut wie möglich zu schliessen und den Einsatz von internem und externem Recyclingmaterial laufend zu erhöhen. Dabei spielt eine wichtige Rolle, dass Geberit Produkte industriebedingt eine sehr lange Lebensdauer aufweisen müssen, da viele der Produkte über Jahrzehnte in Gebäuden verbaut sind. Dank hochwertiger Materialien und strengen Qualitätsanforderungen wird dies gewährleistet. Ein wesentlicher Faktor ist dabei auch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen für einen bedeutenden Teil des Sortiments für bis zu 25 Jahren. Zudem sind Geberit Produkte in der Regel rückwärtskompatibel und lassen sich einfach reinigen und unterhalten. Ausserdem wird darauf geachtet, den Einsatz von Verpackungsmaterial so gering wie möglich zu halten. Alle diese Eigenschaften vereinen Nachhaltigkeitsaspekte und unterstützen die Kreislaufwirtschaft sowohl in der Produktion als auch bei der Anwendung der Produkte in Gebäuden.

Geberit unterstützt seit 2020 die Initiative Operation Clean Sweep, die sich dafür einsetzt, dass kein Kunststoffgranulat in die Umwelt gelangt. Dazu wurde in allen kunststoffverarbeitenden Werken weltweit eine Bestandsaufnahme gemacht sowie Verbesserungsmassnahmen definiert und umgesetzt. Dazu gehört auch die Sensibilisierung der Mitarbeitenden und die Überprüfung der Umsetzung der Massnahmen im Rahmen der internen und externen ISO-Audits.

Kunststoff als Werkstoff spielt auch bei den Rohrleitungssystemen eine zentrale Rolle. Geberit arbeitet deshalb in einer TEPPFA-Studie zur ganzheitlichen Betrachtung von Umweltaspekten in der Kunststoffrohrindustrie mit. Dabei soll aufgezeigt werden, wo Chancen und Risiken im Bereich Kunststoffrecycling liegen und wie ein möglicher Einsatz von Kunststoffregranulat bei Rohrleitungssystemen und deren Recycling aussehen könnte.

Ressourcenschonung heisst auch, für neuwertige Produkte, die nicht mehr verkauft werden können, eine sinnvolle Verwendung zu finden. Im Rahmen des Markenwechsels zu Geberit sowie der stark vorangetriebenen Komplexitätsreduktion im Portfolio der Keramikprodukte blieben neuwertige Restbestände übrig. Anstelle sie zu verschrotten, wurde auch 2021 nach einer sinnvollen Verwendung gesucht, z. B. im Rahmen einer grösseren Lieferung nach Moldawien für verschiedene soziale Einrichtungen.

Eingesetzte Materialien (GRI 301-1)

Die Verwendung von Materialien ergibt sich aus den unterschiedlichen Herstellungsverfahren: zehn Werke zur Herstellung von Sanitärkeramik, elf kunststoff- und metallverarbeitende Werke und fünf weitere Werke im Bereich Verbundwerkstoffe und Metall. Das Spektrum der angewandten Produktionsprozesse umfasst somit die Bereiche Keramikherstellung, Spritzgiessen, Blasformen, Extrudieren, Metall- und Thermoformen sowie Montage.

Die wichtigsten Materialien für die Produktion sind Kunststoff- und Metallrohmaterialien, mineralische Rohstoffe sowie diverse Halbfabrikate und Fertigprodukte. 2021 wurden insgesamt 457 299 t Material eingesetzt (Vorjahr 408 861 t). Detaillierte Kennzahlen zum Materialeinsatz finden sich unter Kennzahlen Nachhaltigkeit > Umwelt.

2017 wurde mit der Einführung einer softwarebasierten Lösung zur Verwaltung von Gefahrstoffen begonnen und konnte nun im Berichtsjahr in 23 Werken abgeschlossen werden. Damit existiert ein standardisierter und effizienter Prozess zum Umgang und zur Reduktion von gefährlichen Betriebs- und Hilfsstoffen. 2021 konnte die Anzahl eingesetzter Gefahrstoffe um 3% reduziert werden. Beispielsweise führt die Prozessoptimierung bei der Herstellung von geschweissten gebogenen Mapress-Edelstahl-Fittings nicht nur zu einer Verbesserung von Effizienz, Qualität, Ergonomie und einem reduzierten Ausschuss, sondern ermöglicht auch den schrittweisen Entfall der Beize.

Anteil Recyclingmaterial (GRI 301-2)

Bei der Bestimmung des Anteils an Recyclingmaterial in der Produktion wird zwischen internen und externen Quellen unterschieden.

Interne Quellen:

Beim Verarbeiten von Kunststoff fallen Kunststoffabfälle an, die zu nahezu 100% intern wiederverwertet werden können. Dieses interne Rezyklat wird entweder direkt vor Ort oder über eine dezentrale Mühle gemahlen und wieder dem Prozess zugeführt. Der Anteil schwankt je nach Herstellungsprozess. Beim Blasformen sind es rund 35%, beim Spritzgiessen von Formstücken je nach Produktklasse rund 15% und beim Rohr-Extrudieren rund 3%. Dies entspricht insgesamt rund 10 000 t (Vorjahr 9 200 t).

Bei der Keramikherstellung werden ebenfalls Rohmaterialien intern rezykliert und dem Prozess wieder zugeführt. Die Recyclingrate beträgt bei der keramischen Masse 5 bis 10% und bei der Glasur 20 bis 40%, was insgesamt einer Menge von rund 30 400 t entspricht. Zudem konnte im Berichtsjahr die Ressourceneffizienz bei der Keramikherstellung um weitere 6,1% auf 0,45 kg Abfall/kg Keramik verbessert werden.

Externe Quellen:

Bei den eingekauften Metallen gibt es relativ hohe Rezyklatanteile. Die Daten stammen vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie (DE). Hochgerechnet sind im eingekauften Rohmaterial Metall rund 40 300 t Rezyklat enthalten.

Bei den Kunststoffen setzt Geberit primär Neumaterial ein. Die Suche nach geeignetem hochwertigem Regranulat aus externen Kunststoffabfällen (post consumer waste) ist aber fester Bestandteil der Beschaffungsstrategie von Geberit. Beim Werkstoff Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) wurde eine geeignete Alternative aus 100% Rezyklat gefunden. Diese basiert auf hochwertigen Kunststoffabfällen aus der Elektronikbranche (z. B. gebrauchte Computergehäuse). Gemäss Lieferant verbraucht die Herstellung dieses Regranulats im Vergleich zur Herstellung einer Tonne neuwertigen Kunststoffs auf petrochemischer Basis über 80% weniger Energie und zudem werden dabei pro Tonne Regranulat rund 3 t weniger CO2 in die Atmosphäre freigesetzt. 2021 wurden 957 t ABS-Regranulat (Vorjahr 940 t) für verschiedene Komponenten in Auf- und Unterputzspülkästen eingesetzt. Dank intelligentem Redesign kann beispielsweise bei den 2021 neu eingeführten Füll- und Spülventilen für das nordische Sortiment bodenstehender WCs rund die Hälfte des Materials aus hochwertigem ABS-Regranulat verwendet werden. Grundsätzlich soll der Einsatz von Kunststoffregranulat weiter erhöht und auf andere Produktbereiche ausgeweitet werden. Seit 2020 steht mit Polypropylen (PP) ein zweiter hochwertiger Recyclingkunststoff (post consumer waste) zur Verfügung. Die eingesetzte Menge lag 2021 bei 4,2 t (Vorjahr 1,2 t).

Wiederverwertete Produkte und Verpackungsmaterialien (GRI 301-3)

Geberit Produkte können aufgrund ihrer langen Nutzungsdauer und der Art, wie sie eingebaut sind, nur sehr beschränkt wiederverwendet bzw. wiederverwertet werden. Eine gezielte Verbesserung der Wiederverwertbarkeit kann bei der Verwendung thermoplastischer (rezyklierbarer) anstatt duroplastischer (nicht rezyklierbarer) Kunststoffe erreicht werden. Dies geschieht im Rahmen der Herstellung eines WC-Sitzes und WC-Deckels im Werk in Pfullendorf (DE).

Bei den Verpackungsmaterialien setzt sich Geberit u. a. im Rahmen der Ecodesign-Workshops das Ziel, die Mengen so tief wie möglich zu halten, den Anteil an Recyclingmaterial laufend zu erhöhen und das Recycling sowie die Rücknahme zu vereinfachen. Im Rahmen einer Vorstudie wurde erkannt, dass bei den Verpackungsmengen aus ökologischer Sicht wie auch aus Kundensicht Optimierungspotenzial besteht. Erste Erfolge zur Reduktion der Menge sind bereits vorhanden. So werden bspw. Verpackungsebenen weggelassen, Beutel verkleinert oder Folienstärken reduziert oder Anleitungen statt auf Papier direkt auf die Verpackung gedruckt oder durch einen QR-Code ersetzt. Zudem wird darauf geachtet, dass möglichst kein Styropor (EPS) verwendet und wo nötig durch rezyklierbaren Karton ersetzt wird. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Redesign der Verpackung für die Hygienespülung. Zudem werden auch bewährte Standardverpackungen, die sich im Sinn der Komplexitätsreduktion etabliert haben, überprüft. So werden WC-Deckel neu in maximal reduzierten Kartonschachteln verschickt. Diese sind fast viermal leichter als die bisher verwendeten Schachteln, verursachen 70% weniger CO2-Emissionen, sind einfacher in der Handhabung und günstiger in der Beschaffung.

2021 wurden rund 41 100 t Verpackungsmaterial eingesetzt (Vorjahr 36 100 t). Davon wurden rund 60% durch Geberit selbst oder durch finanzierte Vertragspartner erfasst und rezykliert. Der Rest wurde länderspezifisch entsorgt und rezykliert.

Energie (GRI 302)

Managementansatz Energie

Der Verbrauch von Energie in Form von Strom, Brenn- und Treibstoffen stellt in der Betriebsökobilanz mit einem Anteil von 96,8% die grösste Umweltbelastung dar. Eine 2012 eingeführte Software ermöglicht das monatliche Monitoring der Wasser- und Energieverbräuche sowie die konzernweite Berechnung der Umweltbelastung und CO2-Emissionen. Zur Steuerung und Planung der Energieverbräuche wird bei den energieintensivsten Werken zudem ein systematisches Energie- und CO2-Monitoring sowie ein Masterplan Energie/CO2 umgesetzt. Dieser basiert auf den drei Säulen Energie sparen, vorhandene Abwärme nutzen und Anteil erneuerbarer Energieträger gezielt ausbauen.

Erste Ziele für den Anteil erneuerbarer Energie wurden bereits 2015 formuliert: Bis 2021 sollte der Anteil an erneuerbaren Energieträgern beim Strom bei 45% und bei den Brennstoffen bei 10% liegen. Diese Ziele wurden mit 49,5% beim Strom übertroffen, während das Ziel bei den Brennstoffen mit 5,0% nicht erreicht wurde. Zentrale Hebel des Energiemanagements und der CO2-Strategie sind Massnahmen zur Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und Energiebeschaffung in den Werken. Die entsprechenden Massnahmen werden mittels eines Masterplans Energie und eines rollierenden CO2-Forecastings der wesentlichen Werke umgesetzt. Der Anteil erneuerbarer Energien wird im gesamten Betrieb weiter ausgebaut, stets unter Berücksichtigung des internen CO2-Referenzpreises und der Wirtschaftlichkeit der geplanten Vorhaben. Hierzu stehen verschiedene Mittel zur Verfügung: Einkauf von Ökostrom hoher Qualität mittels Zertifikaten, langfristige Stromkaufvereinbarungen (Power Purchase Agreements, PPA) mit ausgewählten Anlagenbetreibern oder die Installation von eigenen Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Produktionswerke zur Erzeugung von Strom für den Eigenbedarf. Für 2022 ist geplant, den Zukauf von Ökostrom um zusätzliche 20 GWh zu erhöhen.

Derzeit sind die fünf deutschen Werke in Lichtenstein, Pfullendorf, Langenfeld, Wesel und Haldensleben nach dem Standard ISO 50001 für Energiemanagement zertifiziert. 2015 erfolgte zudem die Umsetzung der europäischen Energieeffizienz-Richtlinie 2012/27/EU bei allen Geberit Gesellschaften, die 2019 einer erneuten Prüfung unterstand.

Für die Entwicklung energieeffizienter Produkte siehe Kapitel 10.1 Produkte und Innovation.

Energieverbrauch innerhalb der Organisation (GRI 302-1)

Geberit ist im Wesentlichen ein Verbraucher extern eingekaufter Energie. Als direkte Energieträger (Scope 1) werden die Brennstoffe Erdgas, Biogas, Flüssiggas (LPG), Diesel zur Stromerzeugung, Heizöl «extra leicht» sowie die Treibstoffe Diesel, Benzin, Flüssiggas (LPG) und Erdgas (CNG) verwendet. Als indirekte Energieträger (Scope 2) kommen Strom und Fernwärme zum Einsatz.

Der Energieverbrauch erhöhte sich im Berichtsjahr aufgrund deutlichen Umsatzwachstums um 7,3% und liegt nun bei 775,7 GWh (Vorjahr 723,1 GWh). Seit der Akquisition des energieintensiven Keramikgeschäfts in 2015 konnte der Energieverbrauch hingegen um 14,9% gesenkt werden, was ein erheblicher Beitrag zur Reduktion der Umweltbelastung und der CO2-Emissionen ist.

Die Brennstoffe (primär für die Keramikherstellung) inklusive Fernwärme stellen mit 67,3% (Vorjahr 67,0%) nach wie vor den grössten Anteil am Energieverbrauch dar, gefolgt vom Strom mit 29,9% (Vorjahr 29,8%) und den Treibstoffen mit 2,8% (Vorjahr 3,2%).

Seit 2012 wird in Pfullendorf (DE) ein Blockheizkraftwerk betrieben, das 2021 mit 9,1 GWh regional produziertem Biogas versorgt worden ist. Der dort erzeugte Strom (3,5 GWh) wird ins Netz eingespeist und die anfallende Abwärme (4,6 GWh) kann in der Produktion genutzt werden und reduziert damit den Erdgasverbrauch.

Seit 2013 wird im Werk in Givisiez (CH) die Dachfläche für eine 3 050 m2 grosse Photovoltaikanlage einem Energiedienstleister zur Verfügung gestellt. Die Stromproduktion lag 2021 bei 0,5 GWh. Dieser Beitrag ist jedoch nicht in der Energiebilanz integriert, da die produzierte Energie durch den regionalen Energieversorger bewirtschaftet wird. Der zugekaufte Ökostrom wurde 2021 insgesamt um 17 GWh auf 85 GWh erhöht.

Für detaillierte Kennzahlen zum Verbrauch von Brenn- und Treibstoffen (Scope 1), Strom und Fernwärme (Scope 2) sowie zum Strommix siehe Kennzahlen Nachhaltigkeit > Energieverbrauch.

Energieverbrauch ausserhalb der Organisation (GRI 302-2)

Hinsichtlich der Energiebilanz ausserhalb der Organisation konzentriert sich Geberit auf die eingekauften Materialien, die zwischenbetriebliche und Distributionslogistik sowie die Geschäftsreisen.

Die eingekauften Materialien verursachten 2021 einen Verbrauch an grauer Energie von rund 15 100 TJ (Vorjahr 13 100 TJ).

Die Logistik wird mit externen Transportdienstleistern erbracht. Für das Monitoring wird seit 2010 ein von Geberit entwickelter Logistikrechner eingesetzt, der die gesamte zwischenbetriebliche und Distributionslogistik abdeckt. Im Berichtsjahr wurden mit den Transportdienstleistern 672,3 Mio. tkm (Tonnenkilometer) umgesetzt (Vorjahr 528,6 Mio. tkm). Dies führte zu einem Energieverbrauch in der Höhe von 1 273 TJ (Vorjahr 1 015 TJ). Die Zunahme der Transportleistung und des Energieverbrauchs resultiert hauptsächlich aus dem erhöhten Umsatzwachstum, der Zunahme von Lieferungen in weit entfernte Zielgebiete sowie einer Anpassung in der Datenerfassung.

Seit 2012 werden geschäftsbedingte Flugreisen erhoben und in die Bilanzierung integriert. Die Flugdistanzen werden anhand der jeweiligen Start- und Zielflughäfen berechnet. Flugreisen verursachten im Berichtsjahr COVID-19-bedingt weiterhin einen deutlich tieferen Energieverbrauch von 8,2 TJ als im Jahr 2019 (2020: 6,2 TJ, 2019: 23,2 TJ).

Energieintensität (GRI 302-3)

Die Energieintensität ist eine wichtige Steuergrösse in den Produktionswerken und wird monatlich im Management-Cockpit verfolgt und bezieht sich auf die produzierten Mengen in Stückäquivalente und in den Keramikwerken zusätzlich auf die produzierte Menge bezogen auf das Gewicht. Diejenigen Werke mit einer Zertifizierung nach ISO 50001 (Energie) haben zudem ein verfeinertes Monitoring eingeführt. Auf Konzernebene wird analog der Umweltbelastung und den CO2-Emissionen der Nettoumsatz als Bezugsgrösse herangezogen. Der Energieverbrauch pro Nettoumsatz konnte 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 6,5% verbessert werden.

Verringerung des Energieverbrauchs (GRI 302-4)

Wichtige fortlaufende Massnahmen zur Energieeinsparung in der Produktion umfassen:

  • Optimierung der Produktionsprozesse in Hinblick auf Effizienz, Ausschuss, Stabilität, Energie- und Ressourcenverbrauch
  • Kontinuierliche Modernisierung des Maschinenparks und Einkauf energieeffizienter Anlagen sowie systematische Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik
  • Steigerung der Auslastung und Effizienz der Produktionsanlagen
  • Optimierung der Kühlanlagen durch Nutzung der natürlichen Umgebungskälte (Freecooling, Grundwasser)
  • Bessere Nutzung intern vorhandener Prozessabwärme (Wärmerückgewinnung, bspw. für die Vorwärmung von Kunststoffgranulat)
  • Sorgfältiger Einsatz von Druckluft
  • Verbesserung der Isolation von Gebäuden

Konkrete Beispiele, welche die Reduktion des Energieverbrauchs in der Produktion unterstützen:

  • Schliessung von drei kleineren Produktionswerken in Daishan (CN), Elyria (US) und Dymer (UA). Verlagerung der Produkte in andere Geberit Produktionswerke zur Vereinfachung der Prozesse und Verbesserung der Effizienz
  • Erhöhung der Anzahl Spritzgussmaschinen mit energieeffizienter Antriebstechnik (Hybrid, vollelektrisch, Stand-by) auf 209 sowie Inbetriebnahme einer fünften vollelektrischen Anlage zum Kunststoff-Blasformen
  • Prozessoptimierung bei der Herstellung von Mapress-Edelstahl-Fittings in Langenfeld (DE) führt durch schrittweisen Entfall der Beize zu einer Reduktion des Strom- und Erdgasverbrauchs

Massnahmen, um den Energieverbrauch in der (ausgelagerten) Logistik zu vermindern:

  • Dem zentralen Transportmanagement als Schnittstelle zwischen Werken, Märkten und Spediteuren wird ein hoher Stellenwert beigemessen, um dadurch kosten- und ressourcenoptimierte Transportlösungen zu ermöglichen. Dabei ist die effiziente Ausnutzung des Frachtraums von wesentlicher Bedeutung. Bei Sortimentslieferungen ab dem Logistikzentrum Pfullendorf (DE) können die Ladegefässe durch optimierte Laderaumberechnung und Umsetzung organisatorischer Massnahmen besser ausgelastet werden. Dies reduziert die Transporte und den CO2-Ausstoss. Gemessen an der Transportleistung lag der Anteil an modernsten Euro-6-Fahrzeugen bei 82% (Vorjahr 73%). Im Rundverkehr zwischen Jona (CH) und Pfullendorf (DE) sowie auf weiteren Transportstrecken stehen zudem vier Erdgas-LKWs im Einsatz.
  • Wo möglich, werden Chancen genutzt, den LKW-Verkehr auf die Schiene zu verlagern. Ab Pfullendorf erfolgen Transporte für Seefrachten nach Hamburg (DE) zu nahezu 100%, nach Italien zu 80% und in die Schweiz zu 15% mit der Bahn. Von Italien nach Pfullendorf beträgt der Bahnanteil 59% und in die Schweiz 86%.
  • Bei den LKW-Transporten sucht Geberit weiter nach Möglichkeiten, den Frachtraum effizienter auszunutzen und grössere Transportgefässe einzusetzen. So wird der Anteil der ab dem Logistikzentrum Pfullendorf eingesetzten «High-Cube-Wechselbrücken» mit einer um ca. 10% grösseren Ladekapazität sowie der Einsatz von Doppelstockvorrichtungen sukzessive ausgebaut. Durch den Einsatz von Lang-LKWs in Skandinavien (bis 25 m Länge und 60 t Gesamtgewicht) kann das Ladevolumen und die Anzahl transportierter Paletten zudem pro LKW um rund 40% erhöht werden. Zudem konnten durch Doppelstapelung von Spülkästen bei grossen Kundenlieferungen in Deutschland rund 325 LKW-Fahrten eingespart werden.

Senkung des Energiebedarfs für Produkte und Dienstleistungen (GRI 302-5)

Die grösste Umweltleistung der Geberit Produkte liegt beim Wassersparen, wodurch indirekt auch Energie eingespart wird. Für die Förderung, Aufbereitung und Verteilung des Wassers sowie die anschliessende Behandlung des unverschmutzten Abwassers in einer Kläranlage werden gemäss Ecoinvent-Datenbank (Version 3.1) pro Kubikmeter Wasser 10,3 MJ Energie benötigt und 0,64 kg CO2-Emissionen freigesetzt. Der für Geberit berechnete Wasserfussabdruck zeigt, dass nahezu 100% des Wasserverbrauchs in der Nutzungsphase der Produkte anfällt. Dort ist die eingesparte Wassermenge sehr gross: Mit allen 2-Mengen- und Spül-Stopp-Spülkästen, die seit 1998 installiert wurden, konnten gemäss einer Modellrechnung gegenüber traditionellen Spülsystemen bis heute rund 38 210 Mio. m3 Wasser eingespart werden. Nebst Wasser können damit auch indirekt eine grosse Menge an Energie eingespart und CO2-Emissionen reduziert werden.

Direkte Energieeinsparungen bei den Produkten werden dank systematisch verbesserter Energieeffizienz ermöglicht. Konkrete Beispiele sind:

  • Das Geberit DuoFresh Modul entfernt unangenehme Gerüche direkt aus der WC-Keramik und reinigt sie mit einem Keramikwabenfilter. Damit können jährlich bis 50 l Heizöl im Vergleich zu traditionellem Fensterlüften eingespart werden.
  • Das Geberit Energierückhalteventil ERV schliesst die Entlüftungsleitung für Schmutzwasser über dem Dach mit einem magnetischen Membransystem ab. Es öffnet sich nur im Bedarfsfall und sorgt lediglich dann für Druckausgleich, wenn dies erforderlich ist. Unnötige Wärmeverluste werden so vermieden und ermöglichen die Einsparung von jährlich bis zu 50 l Heizöl.
  • Beim Dusch-WC Geberit AquaClean Sela Comfort kann mit innovativer WhirlSpray- und Heating-on-Demand-Technologie der Energieverbrauch gegenüber seinem Vorgänger deutlich reduziert werden.
  • Das Geberit Urinalsystem umfasst Urinale mit elektronischen Steuerungen, aber auch mit komplett wasserlosem Betrieb. Die zentralen Elemente bilden die zwei von Geberit entwickelten spülrandlosen Urinalkeramiken Preda und Selva. Dank des geringen Ressourcenverbrauchs und der optionalen Möglichkeit, die Steuerung durch eine autarke Energiequelle mit Strom zu versorgen, können die Urinale höchste Anforderungen an nachhaltiges Bauen und an den wirtschaftlichen Betrieb erfüllen. Für verschiedene Vertriebsgesellschaften wurde dafür ein eigener Umwelt- und Kostenrechner entwickelt, siehe www.geberit.de > Dienstleistungen > Apps und Tools > Rechner und Kalkulatoren.
  • Das modular aufgebaute Geberit Armaturensystem repräsentiert durchdachte Installationstechnik, verschiedene Energiekonzepte und elegante Armaturenkörper für die Wand- oder Standmontage. Nebst optimaler Nutzer- und Montagefreundlichkeit überzeugt das Produkt auch mit einem minimalen Wasser- und Energieverbrauch.
  • Die Geberit Control App ermöglicht eine Produktkonfiguration mit Hilfe des Smartphones, womit Geräte einfach und unkompliziert bedient und u. a. auch hinsichtlich des Energiemanagements und Wasserverbrauchs laufend optimiert werden können.

Wasser und Abwasser (GRI 303)

Managementansatz Wasser und Abwasser

Beim Wassersparen bei den Kunden liegt die grösste Umweltleistung von Geberit und damit einer der grössten Hebel für einen Beitrag des Unternehmens zur nachhaltigen Entwicklung und zur Reduktion der CO2-Emissionen. Innovative Geberit Sanitärprodukte reduzieren den Wasserverbrauch und helfen, den Umgang mit Wasser in Gebäuden systematisch zu optimieren bei grösstmöglicher Hygiene, auch im Trinkwasserbereich. Gemäss einer Modellrechnung konnten mit allen 2-Mengen- und Spül-Stopp-Spülkästen, die seit 1998 installiert wurden, gegenüber traditionellen Spülsystemen bis heute rund 38 210 Mio. m3 Wasser eingespart werden. Allein im Jahr 2021 betrug die Einsparung 3 590 Mio. m3 (Vorjahr 3 350 Mio. m3). Dies ist mehr als die Hälfte dessen, was alle Haushalte Deutschlands in einem Jahr verbrauchen. Seit 2016 legt Geberit seine detaillierte Wasserbilanz im Rahmen des CDP Water Program (Carbon Disclosure Project) offen.

Für die Entwicklung wassersparender Produkte und das Engagement über die Produktentwicklung hinaus siehe Kapitel 10.1 Produkte und Innovation.

Umgang mit Wasser und Verwendung von Wasser (GRI 303-3, GRI 303-5)

Der Wasserfussabdruck, der über die gesamte Wertschöpfungskette von Geberit erhoben wird, zeigt, dass nahezu 100% des Wasserverbrauchs auf die Nutzungsphase der Produkte entfallen, während die Herstellung der Produkte bei Geberit für weniger als 0,1% des Wasserverbrauchs verantwortlich ist.

Ein ähnliches Bild zeigt die Betriebsökobilanz – auch dort spielt die Umweltbelastung durch den Verbrauch von Wasser und die anschliessende Abwasserreinigung mit einem Anteil von 1,1% der Gesamtbelastung eine untergeordnete Rolle. Trotzdem möchte Geberit auch beim eigenen Wasserverbrauch vorbildlich sein und diesen jedes Jahr weiter optimieren. Dazu gehören Massnahmen wie die Wiederverwendung von Wasser in Labors und im Produktionsprozess. Der grösste Anteil des Wasserverbrauchs entsteht bei der Keramikherstellung. Hier hatte sich Geberit das Ziel gesetzt, den Wasserverbrauch (l Wasser/kg Keramik) bis 2021 gegenüber 2018 um 5% zu senken. Erreicht wurden 10,3%, womit der Zielwert deutlich übertroffen wurde. Damit begnügt sich Geberit nicht und möchte den Wasserverbrauch bis 2024 um weitere 5% reduzieren.

Der Wasserverbrauch bei der Produktion konnte trotz erhöhtem Produktionsvolumen im Keramikbereich reduziert werden und betrug im Berichtsjahr 925 230 m3 (Vorjahr 953 284 m3) und teilt sich auf in Trink- (36,1%), Brunnen- (41,1%), See- und Fluss- (21,7%) sowie Regenwasser (1,1%). Gemäss dem Wasserrisiko-Atlas des World Resources Institute (WRI) liegen die Produktionsstandorte in Lichtenstein (DE), Gaeta (IT), Kolo (PL), Wloclawek (PL), Shanghai (CN) und Pune (IN), die 29% des gesamten Wasserverbrauchs von Geberit in der Produktion ausmachen, in Gebieten mit hohem bzw. sehr hohem Wasserstress. Kennzahlen zum Wasserverbrauch nach Quellen finden sich unter Kennzahlen Nachhaltigkeit > Umwelt.

Wasserentnahme und Wasserverbrauch (GRI 303-1)

Rund 80% des Wasserverbrauchs aus der Produktion entfallen auf die Herstellung der Sanitärkeramik für die Zubereitung der keramischen Masse und der Glasur wie auch für die Reinigung der Formen und Systeme. Im Durchschnitt werden dafür 5,9 l Wasser/kg Keramik benötigt. Bei der Keramikherstellung werden rund 5 bis 10% des verbrauchten Wassers intern wiederverwendet, was 2021 einer Menge von insgesamt 73 800 m3 entsprach.

Ein weiterer grosser Verbraucher ist das Geberit Sanitärlabor in Rapperswil-Jona (CH), wo neu entwickelte Produkte geprüft werden. Für die Tests wurden 131 595 m3 Wasser benötigt. Nur etwa 3% davon ist Frischwasser. Die restlichen 97% können über das geschlossene Kreislaufsystem wiederverwendet werden.

Weitere wasserverbrauchende Prozesse sind die Dampfschäumung von expandierendem Polystyrol (EPS), Reinigungsarbeiten, die Pulverbeschichtung oder das Sanitärwasser für WCs und Waschräume des Personals.

Rund 75% des entnommenen Wassers fallen als Abwasser in unterschiedlicher Qualität an, siehe GRI 303-4. Die restlichen 25% verdunsten in die Atmosphäre entweder durch Kühlprozesse oder beim Trocknen der Keramikteile und Gipsformen.

Umgang mit Abwasser (GRI 303-2)

Alles anfallende Prozessabwasser und häusliche Abwasser wird aufbereitet. Das Prozessabwasser kann anorganische Stoffe (z. B. mineralische Rohstoffe) enthalten. Es wird zweistufig durch Sedimentation und Filtration gereinigt, bevor es schliesslich in die öffentliche Kanalisation oder in ein oberirdisches Gewässer gelangt. Nur wenige Prozesse bei Geberit (z. B. Pulverbeschichtung, Galvanik und Reinigung von Metallfittings) verursachen stärker belastetes Abwasser. Dieses wird in einer eigenen Reinigungsstufe behandelt und anschliessend in die öffentliche Kanalisation eingeleitet.

Abwasser (GRI 303-4)

Die Abwassermengen lagen 2021 bei 686 169 m3 (Vorjahr 709 743 m3). Dabei machten Prozessabwässer aus der Fertigung von Sanitärkeramik mit 72,8% den grössten Anteil aus. Weitere wichtige Fraktionen sind häusliches Abwasser (25,2%), das in die kommunale Abwasserreinigung gelangte oder vorbehandelt in einen Vorfluter eingeleitet wurde, und übriges Abwasser (2,0%), das vorbehandelt in eine kommunale Abwasserreinigung gelangte. Eine Wiederverwendung von Abwasser durch externe Firmen fand nicht statt. Kennzahlen zum Abwasser finden sich unter Kennzahlen Nachhaltigkeit > Umwelt.

CO2 und andere Emissionen (GRI 305)

Managementansatz CO2 und andere Emissionen

Seit 2012 berechnet Geberit seinen CO2-Fussabdruck über die gesamte Wertschöpfungskette (Scope 1 bis 3). Dabei sind folgende Aktivitäten relevant: die Bereitstellung des Rohmaterials und der Brenn- und Treibstoffe (Scope 3), die Herstellung der Produkte (Scope 1 und 2), die Logistik sowie die Nutzung und die Entsorgung (alle Scope 3). Seitens der ehemaligen Sanitec werden beim Rohmaterial nur die mineralischen Rohstoffe sowie die Rohstoffe des Werks in Ozorków (PL) berücksichtigt. In der Analyse zeigt sich, dass die Nutzung der Produkte (68,3%) und die Bereitstellung der Rohstoffe (17,4%) mit Abstand die grössten CO2-Emissionen verursachen. In der Nutzungsphase spielen insbesondere die Bereitstellung von Wasser, die Verarbeitung des unverschmutzten Abwassers sowie die Erzeugung von Warmwasser eine zentrale Rolle. Die Herstellung der Produkte bei Geberit verursacht insgesamt nur 4,9% der gesamten CO2-Emissionen. Auch der Transport (1,8%), die Bereitstellung der Brenn- und Treibstoffe (0,8%) sowie die Entsorgung der Produkte (6,8%) verursachen nur geringe Emissionen.

Die Berechnung der Treibhausgasemissionen basiert auf der international anerkannten Ecoinvent-Datenbank (Version 3.1) und den IPCC-Faktoren (Intergovernmental Panel on Climate Change) von 2013. Zudem werden produktionsbezogene Prozessemissionen miteinbezogen und der nationale Strommix berücksichtigt. Für die Berechnung der Treibhausgasemissionen werden die sieben Leitsubstanzen CO2 fossil, CH4, N2O, HFC, PFC, SF6 und NF3 verwendet und als Summenparameter gemäss IPCC (CO2-Äquivalent oder einfach CO2) dargestellt.

Im Rahmen der Betriebsökobilanz werden Emissionen aus der Produktion detailliert erhoben, berechnet und bewertet. Für Geberit sind dabei die CO2-Emissionen besonders wichtig. Weitere Luftemissionen (NOx, SO2, Kohlenwasserstoffe etc.) werden ebenfalls erhoben bzw. berechnet, stellen aber eine vergleichsweise geringe Umweltbelastung dar. Deren Reduktion hängt direkt mit den Reduktionszielen der CO2-Strategie zusammen. Im Rahmen der CO2-Strategie wurde 2015 festgelegt, die CO2-Emissionen pro währungsbereinigten Nettoumsatz (CO2-Intensität) jährlich um durchschnittlich 5% zu reduzieren. Dieses Ziel wurde mit einer durchschnittlichen Reduktion von 7,7% deutlich übertroffen. Ausserdem wurde ein langfristiges absolutes CO2-Ziel (Scope 1 und 2) festgelegt, das mit dem «deutlich unter 2-Grad-Ziel» der Science Based Targets Initiative kompatibel war. In diesem Rahmen plante Geberit eine Reduktion der absoluten CO2-Emissionen bis 2021 um 6% gegenüber dem Basisjahr 2015 auf unter 240 000 t (auf Basis organischen Wachstums). Dieses Ziel konnte bereits per Ende 2018 erreicht werden – die aktuellen Emissionen liegen bei 217 009 t. Die neue CO2-Strategie setzt die erfolgreich umgesetzte Strategie 2015–2021 fort. Auch in Zukunft soll die CO2-Intensität durchschnittlich um 5% jährlich sinken. Damit erzielt Geberit eine langfristige Reduktion der absoluten CO2-Emissionen von 217 009 t im Jahr 2021 auf 136 000 t bis 2035. Gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 soll sich der relative CO2-Ausstoss um 70% bis 2030 bzw. um 80% bis 2035 und die absoluten CO2-Emissionen um 39% bis 2030 bzw. 47% bis 2035 reduzieren. Die anvisierte Reduktion der Emissionen (Scope 1 und 2) ist konform mit dem von der Science Based Targets Initiative (SBTi) formulierten Ziel, die globale Erwärmung auf «deutlich unter 2°C» über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Die neue CO2-Strategie sieht vor, bereits erprobte und erfolgreiche Massnahmen zur CO2-Reduktion beizubehalten, auszubauen und um neue Elemente zu erweitern. Eine neue Massnahme von zentraler Bedeutung stellt das interne CO2-Pricing dar. Einmal pro Jahr wird von der Konzernleitung im Rahmen des Budgets ein CO2-Referenzpreis definiert – für das Jahr 2022 EUR 60 pro Tonne. Dieser orientiert sich am Preis des Europäischen Handelssystems für CO2 (European Trading System, ETS). Der interne CO2-Referenzpreis verkörpert die Referenzkosten für die Einsparung einer Tonne CO2. Projektbezogen wird ein impliziter CO2-Projektpreis mittels einer Wirtschaftlichkeitsrechnung berechnet, der als Entscheidungsgrundlage für Investitionen in energie- bzw. in CO2-reduzierende Massnahmen dient. Je tiefer der CO2-Projektpreis, umso attraktiver ein Projekt, wobei der Preis für eine Projektumsetzung zwingend unter dem CO2-Referenzpreis liegen muss.

Geberit setzt auf Transparenz und Verantwortungsübernahme. Die interne Transparenz der CO2-Emissionen wird mit einem umfassenden monatlichen Reporting sowie der Definition und dem monatlichen Nachverfolgen von Key-Performance-Indikatoren zu CO2-Emmissionen deutlich ausgebaut und in die regulären Reporting- und Forecasting-Prozesse integriert. Neu wird ab 2022 die jährliche Zielerreichung bezüglich der CO2-Reduktion als eines von fünf gleichgewichteten Kriterien in die Berechnung des Gruppenbonus integriert. Damit werden die jährlichen Emissions-Reduktionsziele für das gesamte Gruppenmanagement (rund 220 Führungskräfte) sowie für die Mitarbeitenden in der Schweiz (insgesamt 1 500 Mitarbeitende) mit einer Gewichtung von 20% bonusrelevant.

Geberit trägt zur Verminderung des Treibhausgasausstosses auch in der Produktentwicklung und der Nutzungsphase bei. Der Ansatz von Geberit heisst Ecodesign und beruht auf einer kontinuierlichen Verbesserung des Produktdesigns, siehe Kapitel 10.1 Produkte und Innovation > Produktmanagement und Innovation.

Direkte Treibhausgasemissionen (Scope 1) (GRI 305-1) und indirekte energiebedingte Treibhausgasemissionen (Scope 2) (GRI 305-2)

2021 betrugen die CO2-Emissionen (Scope 1 und 2) 217 009 t (Vorjahr 206 553 t), was einer Zunahme von 5,1% entspricht. Brennstoffe sind mit 49,9% die grösste CO2-Quelle (Vorjahr 48,9%), gefolgt von Strom mit 47,2% (Vorjahr 47,9%) und den Treibstoffen mit 2,7% (Vorjahr 2,9%) sowie den Prozessemissionen und der Fernwärme mit insgesamt 0,2% (Vorjahr 0,3%). Durch den gezielten Zukauf von 85 GWh Ökostrom (Vorjahr 68 GWh) in Rapperswil-Jona und Givisiez (beide CH), Pfullendorf (DE), Bromölla und Mörrum (beide SE), Ekenäs (FI), Kolo und Wloclawek (beide PL) und Daishan (CN) konnten die CO2-Emissionen um rund 39 100 t (Vorjahr 32 500 t) reduziert werden.

Kennzahlen zu den Treibhausgasemissionen finden sich unter Kennzahlen Nachhaltigkeit > Umwelt.

Sonstige indirekte Treibhausgasemissionen (Scope 3) (GRI 305-3)

Hinsichtlich weiterer indirekter Treibhausgasemissionen (Scope 3) konzentriert sich Geberit auf folgende Kategorien:

  • Eingesetzte Rohmaterialien und die daraus resultierenden CO2-Emissionen mit 766 368 t (Vorjahr 670 192 t).
  • Bereitstellung von Brenn- und Treibstoffen, die 2021 für Brennstoffe 32 699 t (Vorjahr 30 487 t) und für Treibstoffe 4 213 t (Vorjahr 4 342 t) ausmachten. CO2-Emissionen aus der Vorkette der Stromerzeugung sind in GRI 305-1 enthalten.
  • Logistik (siehe GRI 302-2), die 2021 insgesamt 77 292 t CO2-Emissionen (Vorjahr 61 653 t) verursachte. Die Zunahme der CO2-Emissionen resultiert hauptsächlich aufgrund von Umsatzwachstum, Zunahme von Lieferungen in weit entfernte Zielgebiete sowie einer Anpassung in der Datenerfassung. Die Ökoeffizienz der Logistik (Umweltbelastung pro tkm) konnte seit 2015 um 31% verbessert werden.
  • Geschäftlich bedingte Flugreisen mit 586 t CO2-Emissionen (Vorjahr 445 t, 2019 1 663 t). Diese CO2-Emissionen beinhalten die direkten und indirekten Emissionen und basieren auf der Ecoinvent-Datenbank (Version 3.1) und den IPCC-Faktoren aus dem Jahr 2013.

Intensität der Treibhausgasemissionen (GRI 305-4)

Die CO2-Emissionen (Scope 1 und 2) im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (CO2-Intensität) haben 2021 um 8,4% abgenommen. Seit Übernahme des Keramikgeschäfts im Jahr 2015 konnte die CO2-Intensität um 38,3% oder jährlich um durchschnittlich 7,7% reduziert werden. Geberit liegt damit über dem Zielwert von 5% pro Jahr.

Senkung der Treibhausgasemissionen (GRI 305-5)

Die Massnahmen zur Umsetzung der CO2-Strategie (Scope 1 und 2) basieren auf den drei Säulen Energie sparen, vorhandene Abwärme nutzen und Anteil erneuerbarer Energieträger gezielt ausbauen, siehe auch GRI 302.

2021 wurde der Bezug von Ökostrom um 17 GWh auf 85 GWh erhöht. Insgesamt lag der Anteil erneuerbarer Energieträger beim Strom damit bei 49,5% (Vorjahr 46,1%). Der Anteil erneuerbarer Energie bei den Brennstoffen sollte bis 2021 auf 10% erhöht werden. Einen wichtigen Beitrag leistet das 2012 in Betrieb genommene Blockheizkraftwerk in Pfullendorf (DE), das 2021 mit 9,1 GWh regional erzeugtem Biogas gespeist worden ist. Zusätzlich wurden 16,3 GWh Fernwärme aus einer Papierfabrik sowie aus einem Blockheizkraftwerk, das mit Holz befeuert wurde, bezogen. Damit lag der Anteil erneuerbarer Energie bei Fernwärme und Brennstoffen 2021 insgesamt bei 5,0% (Vorjahr 4,5%).

Im Rahmen der neuen CO2-Strategie sind vielfältige Massnahmen zur Energieeinsparung und Effizienzsteigerung in den Werken geplant. Im Keramikbereich, der rund zwei Drittel des gesamten CO2-Ausstosses von Geberit verursacht, bestehen entsprechend die grössten strukturellen Einsparpotenziale. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Reduktion der Ausschussraten. Weiter optimiert werden der Brennprozess und die Verwendung der dabei entstehenden Abwärme. Diese kann für andere Prozessschritte genutzt werden, so z. B. für die Trocknung der gegossenen Keramiken. Zudem wurden Projekte lanciert, um langfristig Möglichkeiten des Umstiegs auf nachhaltige Energieträger wie z. B. ökologisch hergestellten Wasserstoff zu prüfen sowie den Keramikausschuss systematisch wieder zu verwenden.

Der Treibstoffverbrauch bestimmt sich primär durch die eigene und geleaste PKW- und Lieferwagenflotte. Seit Anfang 2008 gelten dazu verbindliche Vorgaben für den Einkauf von Neuwagen. Diese Vorgaben wurden per 2019 dem neuen Prüfverfahren nach WLTP (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure) angepasst.

Geberit fördert zudem die Sensibilisierung aller Mitarbeitenden zugunsten eines umweltfreundlichen Verhaltens. Neue Mitarbeitende erhalten im Rahmen ihres Einführungsprogramms eine Schulung zum Thema Nachhaltigkeit bei Geberit. In den grössten Werken ist diese auch auf die Zielgruppe Produktionsmitarbeitende zugeschnitten.

Zur Reduktion der CO2-Emissionen in Scope 3 ist konsequentes Ecodesign bei der Entwicklung neuer Produkte zentral. Geberit arbeitet mit diesem Ansatz konsequent seit 2007. Konkrete Beispiele für nachhaltige und CO2-reduzierende Produkte finden sich unter 10.1 Produkte und Innovation.

Alle Ziele und Massnahmen zur Verbesserung der CO2-Bilanz werden im Rahmen der Teilnahme am CDP detailliert offengelegt.

Emissionen ozonabbauender Substanzen (GRI 305-6)

Basierend auf der Betriebsökobilanz können die Emissionen von ozonabbauenden Stoffen, gemessen in CFC-11-Äquivalenten (Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe), berechnet werden. Dabei werden Basisdaten aus der Ecoinvent-Datenbank (Version 3.1) verwendet. Die Angaben beinhalten sowohl die direkten Emissionen (Scope 1) aus der Verbrennung von Brenn- und Treibstoffen sowie Prozessemissionen (Lösemittel) als auch die indirekten Emissionen (Scope 2), die sich aus dem Stromverbrauch und der Bereitstellung von Fernwärme ergeben. Kennzahlen zu ozonabbauenden Stoffen finden sich unter Kennzahlen Nachhaltigkeit > Umwelt.

Stickstoffoxide (NOX), Schwefeloxide (SOX) und andere Luftemissionen (GRI 305-7)

Basierend auf der Betriebsökobilanz können die Emissionen von NOx, SO2 sowie NMVOC (Nichtmethan-VOC) und Staub (PM10) berechnet werden. Dazu werden Basisdaten aus der Ecoinvent-Datenbank (Version 3.1) verwendet. Die Angaben beinhalten sowohl die direkten Emissionen (Scope 1) aus der Verbrennung von Brenn- und Treibstoffen sowie die Prozessemissionen (Lösemittel) als auch die indirekten Emissionen (Scope 2), die sich aus dem Stromverbrauch und der Bereitstellung von Fernwärme ergeben. Kennzahlen zu den Emissionen finden sich unter Kennzahlen Nachhaltigkeit > Umwelt.

Abfall (GRI 306)

Managementansatz Abfall

Die Entsorgung von Abfällen trug gemäss Betriebsökobilanz nur 1,5% zur gesamten Umweltbelastung bei. Die Vermeidung und Reduktion sowie der sichere Umgang mit Abfällen werden in den Werken im Rahmen des Umweltmanagements nach ISO 14001 vorangetrieben. Abfall wird so getrennt, dass möglichst viel dem Recycling und möglichst wenig der Verbrennung oder der Deponie zugeführt werden muss. Im Sinn einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft wird versucht, aus Abfallstoffen Wertstoffe für andere Prozesse zu generieren.

Anfallender Abfall und Management der abfallbezogenen Auswirkungen (GRI 306-1 und GRI 306-2)

Abfälle entstehen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Geberit: bei der Herstellung der eingekauften Rohstoffe, Halbfabrikate und Fertigprodukte, beim Transport, in der Produktion sowie bei der Installation und Nutzung bis hin zur Entsorgung der Produkte bei der Sanierung oder dem Rückbau eines Gebäudes.

Produktionsabfälle bei Lieferanten können von Geberit nur beschränkt beeinflusst werden. Im Rahmen des Verhaltenskodex für Lieferanten verpflichten sich diese u. a., die Abfallmengen zu reduzieren. Im Rahmen von Lieferantenbesuchen und Audits wird das Thema ebenfalls angesprochen. Verpackungsabfälle, die bei der Anlieferung von Rohstoffen und Halbfabrikaten in der Produktion und Logistik anfallen, können stärker beeinflusst werden. Durch Lieferantenvereinbarungen kann bspw. sichergestellt werden, dass statt Einweggebinden wiederverwendbare Mehrweggebinde eingesetzt werden oder Silolieferungen anstelle von Sackware erfolgen.

In den Produktionswerken von Geberit werden Abfälle konsequent minimiert. Es gilt folgende Reihenfolge: Abfälle vermeiden und reduzieren, Abfälle trennen und wenn möglich intern oder extern rezyklieren und falls dies nicht möglich ist, Abfälle in einer Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) thermisch verwerten oder in einer Inertstoffdeponie entsorgen. Wenn immer möglich, werden Sonderabfälle, die speziell entsorgt und behandelt werden müssen, vermieden. Gleiches gilt für Abfälle, die in eine Reaktordeponie entsorgt werden müssen. Im Sinn einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft wird versucht, aus Abfallstoffen Wertstoffe für andere Prozesse zu generieren. Die anfallende Art und Menge an Abfällen hängen stark mit den jeweiligen Produktionsprozessen zusammen. Die wichtigsten Produktionsprozesse bei Geberit umfassen:

  1. Kunststoffverarbeitung (Spritzgiessen, Blasformen, Extrudieren): Hier entstehen vor allem Kunststoffabfälle, die zu nahezu 100% intern (entweder direkt an der Maschine oder über eine dezentrale Mühle) aufgearbeitet und wiederverwertet werden können. Der intern wiederverwertbare Anteil schwankt je nach Herstellungsprozess, siehe GRI 301-2.
  2. Metallverarbeitung (Biegen, Stanzen, Bohren, Schweissen, Umformen): Hier entstehen vor allem Metallabfälle, die extern rezykliert und wiederverwertet werden können. Zudem fallen typische Abfälle aus der Metallverarbeitung wie Schmier- und Maschinenöle sowie Emulsionen an.
  3. Keramikherstellung: Hier entstehen gewichtsmässig die grössten Abfallmengen. Es sind dies vor allem gebrannte Keramikabfälle, mineralische Schlämme (aus der Abwasserreinigung) sowie Gips (aus verbrauchten Keramikformen). Nebst der Absicht, die Menge durch eine effiziente und stabile Prozessführung tief zu halten, werden auch Möglichkeiten gesucht, die Abfälle intern oder extern wiederzuverwerten. Es laufen Versuche, gebrannte Keramikabfälle extern einzumahlen und dann wieder zurück in den Produktionsprozess zu führen. Hinsichtlich externen Recyclings können gebrannte Keramikabfälle in der Ziegelproduktion oder im Strassenbau weiterverwertet werden. Eine weitere Möglichkeit bietet der Ersatz bestehender konventioneller Gipsgussanlagen durch moderne Druckgussanlagen, wie dies im Berichtsjahr in Kolo (PL) und Slavuta (UA) gemacht worden ist. Dies erhöht die Effizienz, verbessert die Ergonomie, reduziert den Rohstoffverbrauch und auch die anfallenden Gipsabfälle. 2021 konnten zudem 7 200 t Gips, (Vorjahr 6 700 t) als Nebenprodukt zur Weiterverwendung an die Zementindustrie geliefert werden, was die Abfallmengen für die Deponie entsprechend reduzierte.

Geberit ist bestrebt, auch die Verpackungsabfälle für Kunden zu minimieren, siehe GRI 301-3.

Baustellenabfälle sind Abfälle, die bei der Installation und Verarbeitung der Produkte anfallen. Abgesehen von der Produktverpackung sind dies typischerweise Rohrabschnitte bei der Montage von Trink- und Abwasserrohren, Schutzkappen von Fittings und Rohren, die vor der Montage entfernt werden müssen, Verpressindikatoren, die beim Verpressen von Fittings abfallen, verschiedene Bauschutzteile, die nach dem Verfliesen entfernt werden oder Abschnitte von GIS-Profilen oder Gips-Paneelen bei der Vorwandinstallation. Diese Abfälle werden entweder vom Installateur oder über das lokale Baustellenabfallmanagement entsorgt. Seit 2021 bietet Geberit zudem im Rahmen der Einführung des neuen Versorgungssystems Geberit FlowFit die Möglichkeit, Schutzkappen von Trinkwasserfittings und -rohren zur Wiederverwertung einem Recyclingpartner von Geberit zurückzusenden. Je nach Sauberkeit dieser Abfälle können daraus neue Schutzkappen oder andere Produkte hergestellt werden.

Während der Nutzungsphase der Geberit Produkte fallen nur geringe Abfallmengen an. Dies, weil Geberit Produkte eine sehr lange Lebensdauer aufweisen, mehrheitlich wartungsarm sind und sich im Fall eines Defektes leicht reparieren lassen. Zudem sind sie für den Endkunden einfach zu reinigen, was den Reinigungsaufwand und den Einsatz von Reinigungsmittel reduziert. Abfälle sind bspw. verbrauchte Aktivkohlefilter, Batterien, Dichtungen oder defekte Komponenten. Bei den Ersatzteilen hat Geberit eine sehr grosse Auswahl, hohe Rückwärtskompatibilität sowie für einen bedeutenden Teil des Sortiments eine Verfügbarkeit von bis zu 25 Jahren. Dies ermöglicht die Langlebigkeit und Funktionsfähigkeit der Produkte zu gewährleisten und gleichzeitig Ressourcen zu schonen.

Wird eine Sanitärinstallation oder ein Bad renoviert oder zurückgebaut, entstehen ebenfalls Abfälle. Bedingt durch die Langlebigkeit der Produkte von bis zu 50 Jahren sind diese oft verschmutzt oder verkalkt (z. B. WC-Keramik, Abwasser- und Trinkwasserrohre) oder mit anderen Gebäudeteilen verbunden (z. B. verflieste Vorwand, einbetonierte Abwassersysteme). Daraus ergibt sich eine erschwerte Rezyklierbarkeit. Die Rücknahme von Elektroaltgeräten wie Werkzeugen, elektronischen Waschtischarmaturen und Steuerungen, Dusch-WCs oder anderen elektronischen Komponenten ist im Rahmen der WEEE-Richtlinie (Waste Electrical and Electronic Equipment) geregelt. Im Rahmen des Ecodesigns wird ausserdem darauf geachtet, dass Geberit Produkte einfach trenn- und rezyklierbar sowie Werkstoffe klar gekennzeichnet sind.

Abfallaufkommen (GRI 306-3, GRI 306-4, GRI 306-5)

Die Gesamtmenge an Abfällen (inklusive Recycling) lag 2021 bei insgesamt 74 989 t (Vorjahr 73 969 t). 16,0% der Abfälle gelangten in die Entsorgung und 84,0% (Vorjahr 81,7%) der Abfälle ins externe Recycling. In dieser Gesamtmenge enthalten sind 1 259 t (Vorjahr 1 263 t) Sonderabfälle, wovon 46,5% (Vorjahr 59%) in die Sonderabfallverbrennung gelangten und 53,5% (Vorjahr 41%) rezykliert werden konnten.

Die Reduktion und der sichere Umgang mit Abfällen wird in den Werken im Rahmen des Umweltmanagements nach ISO 14001 vorangetrieben. Alle Abfälle werden bei Geberit von lizenzierten Entsorgern abgenommen und verwertet und im Rahmen von externen Audits werden diese besucht und überprüft.

Kennzahlen zum Abfall nach Kategorien finden sich unter Kennzahlen Nachhaltigkeit > Umwelt.

Compliance Umwelt (GRI 307)

Managementansatz Compliance Umwelt

Im Rahmen seines Verhaltenskodex gibt Geberit vor, die Beeinträchtigung der Umwelt durch die Geschäftsaktivitäten auf ein Minimum zu beschränken. Das bedeutet eine konsequente Einhaltung aller anwendbaren Gesetze, international anerkannter Richtlinien und Branchenstandards. Bei zahlreichen Initiativen, die umgesetzt werden, geht Geberit über die gesetzlichen und behördlichen Vorschriften hinaus. Die Überprüfung und Sicherstellung der Einhaltung der Gesetze ist ein Pflichtelement der Zertifizierung nach ISO 14001 (Umwelt) und wird seit 2020 mit dem Rollout eines neuen EHS-Compliance-Tools für Umwelt, Gesundheit und Arbeitssicherheit in der Logistik und den Produktionswerken in der Schweiz, Polen und der Ukraine vereinfacht. Zusätzlich wird sie im Rahmen der jährlichen Umfrage zur Einhaltung des Verhaltenskodex bei allen Gesellschaften überprüft, siehe GRI 419.

Sanktionen wegen Umweltverstössen (GRI 307-1)

Im Berichtsjahr gab es keine Sanktionen wegen Umweltverstössen.