Ressourcen und Kreislaufwirtschaft (GRI 301)
Managementansatz Ressourcen und Kreislaufwirtschaft
Der Einsatz von Rohmaterialien, Halbfabrikaten und Fertigprodukten mit einem Einkaufswert von weltweit CHF 1 136 Mio. ist ein wesentlicher Produktionsfaktor für Geberit. Der mit den eingekauften Materialien verbundene Verbrauch von grauer Energie basiert auf Basisdaten der Ecoinvent-Datenbank (Version 3.8) und beträgt rund 13 600 TJ (Vorjahr 14 000 TJ). Dies entspricht in etwa dem Sechsfachen des gesamten Energieverbrauchs der Produktionswerke. Die mit den eingekauften Materialien verbundenen CO2-Emissionen betragen 742 402 t CO2 (Scope 3) und verursachen 55,8% der gesamten CO2-Emissionen der Geberit. Dies unterstreicht, wie wichtig der sorgfältige Umgang mit Rohstoffen ist. Die Ressourceneffizienz bei der Keramikherstellung konnte im Berichtsjahr um 7,6% verbessert werden und soll bis 2024 gegenüber 2021 um 10% optimiert werden. Wichtig ist, den ressourceneffizienten Einsatz von Rohstoffen bereits in der Produktentwicklung zu berücksichtigen. Dies erfolgt seit 2007 systematisch im Rahmen von Ecodesign-Workshops und ist damit ein zentrales Element der CO2-Strategie von Geberit, siehe GRI 305 und Produktmanagement und Innovation.
Im Sinn der europäischen Vision einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft wird versucht, die Möglichkeiten in Richtung geschlossener Stoffkreisläufe abzuklären und umzusetzen. Ziel ist es, den Ressourcen- und Energieeinsatz zu minimieren, die Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten so hoch wie möglich zu halten, die internen und externen Stoffkreisläufe so gut wie möglich zu schliessen und den Einsatz von internem und externem Recyclingmaterial laufend zu erhöhen. Dabei spielt eine wichtige Rolle, dass Geberit Produkte industriebedingt eine sehr lange Lebensdauer aufweisen müssen, da viele der Produkte über Jahrzehnte in Gebäuden verbaut sind. Dank hochwertiger Materialien und strengen Qualitätsanforderungen wird dies gewährleistet. Ein wesentlicher Faktor ist dabei auch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen für einen bedeutenden Teil des Sortiments für bis zu 25 Jahren. Ab 2023 wird die Ersatzteilverfügbarkeit ausgeweitet und bei Unterputzspülkästen von 25 auf 50 Jahre erhöht sowie für Keramik-Produkte (ohne Sitz und Deckel) neu eine lebenslange Garantie gewährleistet. Zudem sind Geberit Produkte in der Regel rückwärtskompatibel und lassen sich einfach reinigen und unterhalten. Ausserdem wird darauf geachtet, den Einsatz von Verpackungsmaterial so gering wie möglich zu halten. Alle diese Eigenschaften vereinen Nachhaltigkeitsaspekte und unterstützen die Kreislaufwirtschaft sowohl in der Produktion als auch bei der Anwendung der Produkte in Gebäuden.
Im Rahmen der Ecodesign-Workshops treibt Geberit u. a. den Einsatz von rezyklierten Kunststoffen stetig voran. Insbesondere wird darauf hingewirkt, den Anteil an zugekauftem Kunststoff-Regranulat (Post-Consumer Waste) laufend zu erhöhen. Nebst rezykliertem ABS-Kunststoff wurde auch bei Polypropylen (PP) ein geeigneter rezyklierter Werkstoff evaluiert, der vermehrt eingesetzt wird, z. B. beim Transportschutz von Mepla Rohren.
Im Berichtsjahr wurden zudem im Markt Schweiz schalldämmende Geberit SilentPanels für die Vorwand lanciert, die zu 60% aus rezyklierten PET-Flaschen hergestellt und gut wiederverwendet werden können. Durch deren Einsatz kann der Materialeinsatz gegenüber herkömmlicher Bauweise deutlich reduziert werden.
Geberit unterstützt zudem seit 2020 die Initiative Operation Clean Sweep, die sich dafür einsetzt, dass kein Kunststoffgranulat in die Umwelt gelangt. Dazu wurde in allen kunststoffverarbeitenden Werken weltweit eine Bestandsaufnahme gemacht sowie Verbesserungsmassnahmen definiert und umgesetzt. Dazu gehört auch die Sensibilisierung der Mitarbeitenden und die regelmässige Überprüfung der Umsetzung der Massnahmen im Rahmen der internen und externen ISO-Audits.
Kunststoff als Werkstoff spielt auch bei den Rohrleitungssystemen eine zentrale Rolle. Geberit arbeitete deshalb in einer TEPPFA-Studie zur ganzheitlichen Betrachtung von Umweltaspekten in der Kunststoffrohrindustrie mit. Dabei wurden Kosten und Nutzen unterschiedlicher Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses und der Verbesserung der Kreislauffähigkeit abgeschätzt, insbesondere für den Einsatz von Kunststoffregranulat bei Rohrleitungssystemen.
Eingesetzte Materialien (GRI 301-1)
Die Verwendung von Materialien ergibt sich aus den unterschiedlichen Herstellungsverfahren: zehn Werke zur Herstellung von Sanitärkeramik, elf kunststoff- und metallverarbeitende Werke, fünf Werke im Bereich Verbundwerkstoffe und Metall und ein Werk für die Herstellung von Badezimmermöbel. Das Spektrum der angewandten Produktionsprozesse umfasst somit die Bereiche Keramikherstellung, Spritzgiessen, Blasformen, Extrudieren, Metall- und Thermoformen, Holzbearbeitung sowie Montage.
Die wichtigsten Materialien für die Produktion sind Kunststoff- und Metallrohmaterialien, mineralische Rohstoffe sowie diverse Halbfabrikate und Fertigprodukte. 2022 wurden insgesamt 415 945 t Material eingesetzt (Vorjahr 457 299 t). Detaillierte Kennzahlen zum Materialeinsatz finden sich unter Kennzahlen Nachhaltigkeit > Umwelt.
2017 wurde mit der Einführung einer softwarebasierten Lösung zur Verwaltung von Gefahrstoffen begonnen und in 23 Produktionswerken eingeführt. Damit existiert ein standardisierter und effizienter Prozess zum Umgang und zur Reduktion von gefährlichen Betriebs- und Hilfsstoffen. 2022 konnte die Menge eingesetzter Gefahrstoffe um 13% reduziert werden. Bspw. führt die Prozessoptimierung bei der Herstellung von geschweissten gebogenen Mapress-Edelstahl-Fittings nicht nur zu einer Verbesserung von Effizienz, Qualität, Ergonomie und einem reduzierten Ausschuss, sondern ermöglicht auch den schrittweisen Entfall der Beize.
Anteil Recyclingmaterial (GRI 301-2)
Bei der Bestimmung des Anteils an Recyclingmaterial in der Produktion wird zwischen internen und externen Quellen unterschieden.
Interne Quellen:
Beim Verarbeiten von Kunststoff fallen Kunststoffabfälle an, die zu nahezu 100% intern wiederverwertet werden können. Dieses interne Rezyklat wird entweder direkt vor Ort oder über eine dezentrale Mühle gemahlen und wieder dem Prozess zugeführt. Der Anteil schwankt je nach Herstellungsprozess. Beim Blasformen sind es rund 35%, beim Spritzgiessen von Formstücken je nach Produktklasse rund 15% und beim Rohr-Extrudieren rund 3%. Dies entspricht insgesamt rund 9 100 t (Vorjahr 10 000 t).
Bei der Keramikherstellung werden ebenfalls Rohmaterialien intern rezykliert und dem Prozess wieder zugeführt. Die Recyclingrate beträgt bei der keramischen Masse 5 bis 10% und bei der Glasur 20 bis 40%, was insgesamt einer Menge von rund 27 000 t entspricht. Zudem konnte im Berichtsjahr die Ressourceneffizienz bei der Keramikherstellung um weitere 7,6% auf 0,41 kg Abfall/kg Keramik verbessert werden.
Externe Quellen:
Bei den eingekauften Metallen sind die Recyclinganteile relativ hoch. Die Daten stammen vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie (DE). Hochgerechnet sind im eingekauften Rohmaterial Metall rund 37 700 t Rezyklat enthalten.
Bei den Kunststoffen setzt Geberit primär Neumaterial ein. Die Suche nach geeignetem hochwertigem Regranulat aus externen Kunststoffabfällen (Post-Consumer Waste) ist aber fester Bestandteil der Beschaffungsstrategie von Geberit. Beim Werkstoff Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) wurde eine geeignete Alternative aus 100% Rezyklat gefunden. Diese basiert auf hochwertigen Kunststoffabfällen aus der Elektronikbranche (z. B. gebrauchte Computergehäuse). Gemäss Lieferant verbraucht die Herstellung dieses Regranulats im Vergleich zur Herstellung einer Tonne neuwertigen Kunststoffs auf petrochemischer Basis über 80% weniger Energie und zudem werden dabei pro Tonne Regranulat rund 3 t weniger CO2 in die Atmosphäre freigesetzt. 2022 wurden 934 t ABS-Regranulat (Vorjahr 957 t) für verschiedene Komponenten in Auf- und Unterputzspülkästen eingesetzt. Dank intelligentem Redesign kann bspw. bei den 2021 neu eingeführten Füll- und Spülventilen für das nordische Sortiment bodenstehender WCs rund die Hälfte des Materials aus hochwertigem ABS-Regranulat verwendet werden. Grundsätzlich soll der Einsatz von Kunststoffregranulat weiter erhöht und auf andere Produktbereiche ausgeweitet werden. Seit 2020 steht mit Polypropylen (PP) ein zweiter hochwertiger Recyclingkunststoff (Post-Consumer Waste) zur Verfügung. Die eingesetzte Menge lag 2022 bei 4,1 t (Vorjahr 4,2 t).
Wiederverwertete Produkte und Verpackungsmaterialien (GRI 301-3)
Geberit Produkte können aufgrund ihrer langen Nutzungsdauer und der Art, wie sie eingebaut sind, nur sehr beschränkt wiederverwendet bzw. wiederverwertet werden. Eine gezielte Verbesserung der Wiederverwertbarkeit kann durch die Verwendung thermoplastischer (rezyklierbarer) anstatt duroplastischer (nicht rezyklierbarer) Kunststoffe erreicht werden. Dies geschieht im Rahmen der Herstellung eines WC-Sitzes und WC-Deckels im Werk in Pfullendorf (DE).
Bei den Verpackungsmaterialien setzt sich Geberit u. a. im Rahmen der Ecodesign-Workshops das Ziel, die Mengen so tief wie möglich zu halten, den Anteil an Recyclingmaterial laufend zu erhöhen und das Recycling sowie die Rücknahme zu vereinfachen. Erste Erfolge bei der Reduktion der Menge sind bereits vorhanden. So werden bspw. Verpackungsebenen weggelassen, Beutel verkleinert oder Folienstärken reduziert oder Anleitungen statt auf Papier direkt auf die Verpackung gedruckt oder durch einen QR-Code ersetzt. Zudem wird darauf geachtet, dass möglichst kein Styropor (EPS) verwendet und wo nötig durch rezyklierbaren Karton ersetzt wird. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Redesign der Verpackung für die Hygienespülung. Zudem werden auch bewährte Standardverpackungen, die sich im Sinn der Komplexitätsreduktion etabliert haben, überprüft. So werden WC-Deckel seit 2021 in maximal reduzierten Kartonschachteln verschickt. Diese sind fast viermal leichter als die bisher verwendeten Schachteln, verursachen 70% weniger CO2-Emissionen, sind einfacher in der Handhabung und günstiger in der Beschaffung. Im Berichtsjahr wurde zudem die Verpackung für die Masterfix-Fittings überarbeitet. Die Materialeinsparungen belaufen sich auf jährlich 1,8 t Karton und 58 000 m2 Plastikfolie – eine Fläche, die etwa acht Fussballfeldern entspricht. Daraus resultiert eine Einsparung von rund 24 t CO2 pro Jahr.
2022 wurden rund 38 900 t Verpackungsmaterial eingesetzt (Vorjahr 41 100 t). Davon wurden rund 67% durch Geberit selbst oder durch finanzierte Vertragspartner erfasst und rezykliert. Der Rest wurde länderspezifisch entsorgt und rezykliert.