Geschäftsbericht 2022

Geschäftsbericht 2022

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Kunden

Persönlicher Austausch in einem anspruchsvollen Umfeld

Nach pandemiebedingten Einschränkungen in den beiden Vorjahren war in der Sanitärbranche der Wunsch nach persönlichen Austauschmöglichkeiten gross. Erfreulicherweise konnten im Berichtsjahr viele Veranstaltungen wie Fachmessen, Ausbildungskurse oder Seminare wieder stattfinden. Auch die Vertriebsmitarbeitenden konnten die persönlichen Kundenbesuche wieder intensivieren.

Das herausfordernde Marktumfeld manifestierte sich im zweiten Halbjahr aber in einer zurückhaltenden Konsumentenstimmung, tieferen Besucherfrequenzen in den Sanitär-Ausstellungen und einer dementsprechend abgeschwächten Nachfrage.

Enge Partnerschaft mit dem Grosshandel

Im dreistufigen Geschäftsmodell von Geberit spielt der Grosshandel eine Schlüsselrolle. Der Grosshandel bietet dem Sanitärinstallateur die gesamte Sortimentsbreite über die verschiedenen Produktkategorien im Sanitär- und Heizungsbereich an. Er stellt dabei die Produktverfügbarkeit durch Lagerhaltung und ein flächendeckendes Netz von Abholshops sowie die Logistik zu den Installationsbetrieben und Baustellen sicher. Zudem betreibt der Grosshandel in vielen Ländern Sanitärausstellungen, um Endkunden bei der Auswahl ihrer Produkte zu beraten. Die enge Zusammenarbeit zwischen Geberit und den Grosshandelspartnern zeigen die folgenden Beispiele:

  • Das neue Versorgungssystem FlowFit wurde im Berichtsjahr in Italien, Belgien, den Nordischen Ländern und Slowenien lanciert, nachdem es im Vorjahr bereits in den Märkten Deutschland, Schweiz, Österreich und in den Niederlanden sehr erfolgreich eingeführt worden war. Im Vorfeld des offiziellen Verkaufsstarts in den vier neuen Ländern und Regionen wurde das neue Versorgungssystem den Verkaufs- und Beratungsmitarbeitenden des Grosshandels bei persönlichen Besuchen vorgestellt. Dadurch waren die Mitarbeitenden im Grosshandel von Anfang an in der Lage, ihre Kundschaft fundiert zu beraten und so die Markteinführung aktiv mitzugestalten.
  • Der digitale Vertriebskanal zwischen Grosshändlern und Installateuren hat in der Haustechnikbranche in den letzten Jahren massgeblich an Bedeutung gewonnen. In diesem Zusammenhang ist der Grosshandel auf standardisierte und qualitätsgeprüfte Produktdaten und -dokumente angewiesen. Nicht zuletzt, um die eigenen Produkte besser zu platzieren, unterstützt Geberit den Grosshandel bestmöglich bei der strukturierten Verarbeitung und effizienten Nutzung von Produktinformationen. Dazu wird kontinuierlich daran gearbeitet, die Daten entsprechend dem ETIM-8-Standard (Electro-Technical Information Model) zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören unter anderem Logistikinformationen mit Angaben zum Gewicht, zu den Dimensionen oder zur Verpackungsart von Produkten. Mittlerweile sind die vollständigen Logistikdaten von über 30 000 Artikeln erfasst.
  • Immer mehr Grosshandelskunden verlangen von ihren Lieferanten, dass sie Transparenz bezüglich ihrer Nachhaltigkeitsleistung schaffen. Dies bietet beispielsweise EcoVadis, einer der weltweit grössten Anbieter von Nachhaltigkeitsratings für Unternehmen mit einem Netzwerk von über 100 000 Unternehmen in rund 175 Ländern. Für ihr Nachhaltigkeitsmanagement wurde die Geberit Gruppe im Berichtsjahr wiederum mit dem höchsten Standard «Platin» ausgezeichnet, der die Top-1-Prozent der bewerteten Unternehmen auszeichnet.

Engagierte Unterstützung für Installationsunternehmen und Planungsbüros

Ein bedeutender Teil der vielfältigen Marktbearbeitungsaktivitäten richtete sich auch im Berichtsjahr an Sanitärinstallateure und ‑planer; allen voran die persönliche und oftmals projektbezogene Unterstützung von Installationsunternehmen und Planungsbüros durch die technischen Berater und die übrigen Aussendienstmitarbeitenden.

Persönliche Kunden- und Baustellenbesuche sowie Veranstaltungen für diese Kernzielgruppen waren wieder vermehrt möglich und wurden intensiv durchgeführt. Gleichzeitig wurden digitale Besuchs- und Besprechungsformate beibehalten, die sich in der Pandemiezeit bewährt hatten. Bei Sanitärunternehmern, Planern, Handelsmitarbeitenden und anderen am Bau beteiligten Gruppen hat sich etabliert, dass relevante Informationen online abgerufen werden können, unabhängig von Zeit und Ort. Geberit hat dieser Entwicklung sowohl bei der direkten Kundenbetreuung als auch bei der Marktbearbeitung mit einer Vielzahl von Massnahmen und innovativen Konzepten Rechnung getragen.

2,7 Millionen verschickte E-Newsletter zeugen von den gut etablierten Kundenbeziehungen. Die Zahl übertrifft das Vorpandemieniveau deutlich, liegt aber aufgrund der Umstellung auf eine neue E-Mail-Plattform unter jener des Vorjahres. Die Geberit Websites wurden weltweit über 18 Millionen Mal aufgerufen.

Starker Partner für das Projektgeschäft

Geberit Know-how für die Trinkwasserversorgung, die Dach- und Gebäudeentwässerung und den Bau von Sanitärräumen kommt bei zahllosen Grossprojekten zum Einsatz. Für die Verantwortlichen und die Handwerker bieten die raumsparenden und installationsfreundlichen Systeme bei der Planung und Ausführung wesentliche Vorteile. Dazu gehört auch die kompetente technische Unterstützung bei Themen wie Schallschutz, Brandschutz, Statik oder Hygiene.

Der Fokus von Geberit im Projektgeschäft liegt auf der stark ausgebauten Unterstützung im Bereich von BIM (Building Information Modelling). Diese digitale, interdisziplinäre Planungsmethode hat zum Ziel, den gesamten Planungs- und Bauprozess zu optimieren. BIM ermöglicht einen effizienten Informationsaustausch zwischen Architekten, Planern und Bauherren. So können Planungsfehler verhindert und die Produktivität erhöht werden, was vor allem bei grossen Bauprojekten Vorteile bringt. Geberit unterstützt die Anwender von BIM seit einigen Jahren mit Produktdaten und Berechnungsmodulen. So wird ein spezielles Plug-in für die Planungssoftware Autodesk Revit zur Verfügung gestellt, das alle Geberit BIM-Werkzeuge in einer zentralen Applikation vereint und einen direkten Zugriff auf stets aktuelle 3D-Modelle und Planungsparameter bietet. Das Plug-in wurde bis heute weltweit von mehr als 8 000 Planungs- und Ingenieurbüros heruntergeladen.

Rückkehr an Fachmessen

Im Berichtsjahr fanden weltweit zahlreiche Fachmessen wieder statt. Um das Beziehungsnetz im Markt zu pflegen und auszubauen und neue Produkte und Innovationen vorzustellen, war Geberit an ausgewählten Fachmessen präsent. Das neue Messekonzept konnte dabei zum ersten Mal einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden, nachdem es im Vorjahr nur für die virtuellen «Geberit Innovation Days» zum Einsatz gekommen war. Das Konzept mit offenen, modularen Messeständen präsentiert die Kompetenzen und Lösungen vor und hinter der Wand, wobei für die Standaufbauten das Geberit Installationssystem GIS verwendet wird. Neben der IFH in Nürnberg (DE) erfolgten wichtige Auftritte an der Nordbygg in Stockholm (SE) oder der VSK in Utrecht (NL). Architekten und Designer wurden am Salone del Mobile in Mailand (IT) gezielt angesprochen.

Design Wettbewerb für Architekten und Designer

Im Frühjahr lancierte Geberit einen Design Wettbewerb für kleine Badezimmer, um die Kontakte zu Architekten und Interior Designern zu vertiefen. In einer ersten Phase wurden in sechs Ländern (CH, DE, FR, CZ, UK, DK) Architekten und Designer aufgerufen, Bäder auf einer Fläche von maximal 6 m2 zu entwerfen und mit Geberit Produkten zu bestücken. In einem Online-Voting mit über 37 000 Endkunden in 16 europäischen Märkten wurde schliesslich das Design von Bjerg Arkitektur aus Dänemark zum Gewinner erkoren.

Digitale Tools für Planer und Installateure sowie Endkunden

Den professionellen Kunden wird mit digitalen Arbeitshilfen möglichst bedürfnisgerechte Unterstützung im Berufsalltag geboten. Mittlerweile bestehen mehr als 20 Applikationen, die Profis bei der Planung und Kalkulation von Sanitärinstallationen oder bei der Inbetriebnahme und Wartung von Geräten unterstützen. Im Berichtsjahr lag der Fokus darin, diese Applikationen in weiteren Geberit Märkten verfügbar zu machen.

Für Endkunden bieten Apps wie der Waschplatz-Konfigurator, der 3D-Badplaner oder die virtuellen Showrooms für Betätigungsplatten Inspirationen für die Badezimmergestaltung. Im Jahr 2022 wurden die Bestrebungen verstärkt, diese Programme in weiteren Märkten auszurollen. Inzwischen kommen die verschiedenen Endkunden-Tools in 30 Märkten zum Einsatz.

Präsenzschulungen und E-Learning-Angebote

Im Berichtsjahr konnten in den 30 eigenen Informationszentren in Europa und Übersee rund 48 000 (Vorjahr 36 000) Berufsleute physisch an Produkten, Werkzeugen, Softwaretools und in Installationskompetenzen geschult werden. Damit befinden sich die Teilnehmendenzahlen über Vorpandemieniveau. Gleichzeitig wurden in zahlreichen Märkten – oftmals gemeinsam mit dem Grosshandel – Thekentage sowie lokale und digitale Events veranstaltet, um die Handwerker an neuen Produkten zu schulen. Mehr als 75 000 Kunden (Vorjahr 53 000) nahmen an solchen Veranstaltungen teil, davon 3 000 in digitalen Formaten. Auch webbasierte Seminare und Trainings nehmen heute einen festen und wichtigen Platz im Schulungsangebot von Geberit ein. Sie verzeichneten im vergangenen Jahr 19 000 Teilnehmende (Vorjahr 29 000).

Fortführung der Marketingkampagne für Endkunden

Die direkte Kommunikation mit Endkunden dient dazu, die Marke Geberit nachhaltig bei dieser Zielgruppe zu verankern. Seit 2019 läuft die Endkundenkampagne «Mehr vom Bad, mehr vom Leben».

Die Kampagne besteht aus drei digitalen Elementen: einer Werbekampagne auf Medienportalen, den Websites der lokalen Geberit Vertriebsgesellschaften mit verschiedenen Konfiguratoren und Planungstools sowie einem Customer-Relationship-Management-System (CRM). Weiterführende Beratung und Unterstützung durch qualifizierte Fachpartner erhalten interessierte Endkunden, wenn sie sich im CRM-System registrieren. Da der durch COVID-19 ausgelöste Home-Improvement-Trend im Berichtsjahr zu einem Ende kam, generierte die Kampagne mit 3,6 Millionen Besuchen weniger Traffic auf den lokalen Websites als im Vorjahr (4,7 Millionen). Trotzdem konnte die Effizienz in der Online-Endkundenansprache gesteigert werden: Mit mehr als 34 000 Registrierungen im CRM-System konnte beinahe die Zahl des Vorjahres erreicht werden (Vorjahr 36 000).

Kundenansprache via Social Media

Im Jahr 2022 wurde die Social-Media-Präsenz weiter ausgebaut und intensiviert. Zu den Schwerpunkten gehörte eine gezielte Unterstützung der Vertriebsaktivitäten. Zielgruppen waren professionelle Entscheider und Endkunden, die mit Werbeformaten sowie redaktionellen Inhalten bedient wurden. Geberit führte diese Aktivitäten auf den gängigen Social-Media-Plattformen durch und informierte die stetig wachsenden Communitys auf LinkedIn (129 000 Follower), YouTube (81 000 Follower / 45 Mio. Views), Instagram (174 000 Follower), Facebook (373 000 Follower), Twitter (17 000 Follower), Pinterest (6 500 Follower) sowie TikTok (400 Follower).

Kampagne für Dusch-WCs ausgeweitet

Die Präsenz von Geberit AquaClean in Europa wurde weiter verstärkt. Die Dusch-WC-Kampagne lief in insgesamt 17 Märkten. In den meisten dieser Märkte wurden weiterhin lokale Persönlichkeiten aus Sport, Musik und Entertainment in die Werbekampagnen eingebunden. Diese sogenannten Local Heroes sprachen Endkunden nicht nur in Inseraten und Werbespots an, sondern standen auch für Veranstaltungen und Gewinnspiele zur Verfügung.

Nach beschränkten Einsatzmöglichkeiten wegen COVID-19 in den beiden Vorjahren kamen das AquaClean Mobil, die hochwertigen WC-Lounges und die AquaClean Trailer wieder vermehrt zum Einsatz. Bei ausgesuchten Anlässen in den Kampagnenländern erhielten Interessierte die Möglichkeit, in den mobilen Ausstellungs- und Testräumen ein Dusch-WC auszuprobieren.

Die in der Schweiz und Deutschland laufende Aktion mit einem Dusch-WC-Testset, das Kunden zwei Wochen zuhause ausprobieren können, wurde fortgeführt. Das Testset bietet die klassischen Funktionen eines Geberit Dusch-WCs, besteht aber aus einer separaten Technikeinheit, einem Wassertank und einer Wasserzuleitung mit WhirlSpray-Duschdüse. Es kann vom Endkunden mit wenigen Handgriffen ohne Werkzeug an eine bestehende WC-Keramik montiert werden. Aufgrund des grossen Interesses wurde das Set in der Schweiz im Rahmen eines Pilotprojekts unter dem Namen AquaClean Cama zusätzlich in den Verkauf gebracht.

Auch die länderübergreifende Dusch-WC-Verkaufsinitiative für Hotels verzeichnete wiederum Fortschritte. So konnten im Berichtsjahr erneut renommierte Hotelprojekte hinzugewonnen werden. Die Zahl der mit AquaClean Dusch-WCs ausgestatteten Vier- und Fünfsternehäuser in Europa liegt mittlerweile bei 650.

Reduktion der Aktivitäten in Russland

Als Folge des Kriegs in der Ukraine wurden die vertrieblichen Aktivitäten in Russland am 25. März 2022 eingestellt, die lokale Organisationsstruktur jedoch aufrechterhalten. Nach einer erneuten Bewertung der Situation und der verschiedenen Optionen ist die Konzernleitung zusammen mit dem lokalen Management in Russland zum Schluss gekommen, die bisherige Vertriebsgesellschaft ab Januar 2023 auf eine reine Serviceorganisation zu reduzieren. In diesem Zusammenhang wurde die Anzahl der Stellen von 66 per Ende 2022 auf 22 gesenkt. Die verbleibenden Mitarbeitenden stellen eine reaktive Kundenbetreuung in den Regionen Moskau und St. Peterburg sicher. Das heisst konkret, dass sich die Mitarbeitenden um Garantieleistungen und technische Rückfragen bei installierten Produkten kümmern werden. Es werden jedoch weiterhin keine Produkte in Russland verkauft, und Geberit hält sich weiterhin vollumfänglich an die verhängten Sanktionen im Zusammenhang mit den Kriegshandlungen in der Ukraine.