Geschäftsbericht 2023

Geschäftsbericht 2023

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Energie (GRI 302)

Managementansatz Energie

Der Verbrauch von Energie spielt bei Geberit v. a. in der Produktion eine wichtige Rolle und hat sowohl direkte (Verbrennen von Brennstoffen) als auch indirekte (Einkauf von Strom und Wärme) Umwelteinwirkungen zur Folge. Zudem beeinflusst der verstärkte Einkauf von erneuerbaren Energieträgern regionale Energiesysteme. Der übermässige Verbrauch von Energie birgt verschiedene Risiken wie hohe Energiekosten, Schwierigkeiten bei der Beschaffung sowie Reputationsrisiken hinsichtlich der Verwendung umweltschädlicher Energieträger und der damit verbundenen Emissionen. Chancen ergeben sich durch sorgfältigen Umgang mit der Energie sowohl bezüglich der Menge als auch der Qualität und Herkunft. Dazu zählen vor allem die Reduktion von Energiekosten, CO2- und anderen Emissionen sowie eine grössere Unabhängigkeit vom Markt der fossilen Energieträger.

Der Verbrauch von Energie in Form von Strom, Brenn- und Treibstoffen stellt in der Betriebsökobilanz mit einem Anteil von 97,3% die grösste Umweltbelastung dar. Eine 2012 eingeführte Software ermöglicht das monatliche Monitoring des Energie- und Wasserverbrauchs sowie die konzernweite Berechnung der Umweltbelastung und CO2-Emissionen. Zur Steuerung und Planung des Energieverbrauchs werden bei den energieintensivsten Werken zudem ein systematisches Energie- und CO2-Monitoring sowie ein Masterplan Energie umgesetzt.

Zentrale Hebel des Energiemanagements und der CO2-Strategie sind Massnahmen zur Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und Energiebeschaffung in den Werken. Der Anteil erneuerbarer Energien wird im gesamten Betrieb weiter erhöht, stets unter Berücksichtigung des internen CO2-Referenzpreises und der Wirtschaftlichkeit der geplanten Vorhaben. Hierzu stehen verschiedene Mittel zur Verfügung: Einkauf von Ökostrom mit Herkunftsnachweis, langfristige Stromkaufvereinbarungen (Power Purchase Agreements, PPA) mit ausgewählten Anlagenbetreibern oder die Installation von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Produktionswerke zur Erzeugung von Strom für den Eigenbedarf. Hierfür wurde 2022 ein spezieller Leitfaden für die Planung und den Bau entwickelt. Im Berichtsjahr wurde der Einkauf von Ökostrom zentralisiert und der Planungsprozess vereinfacht.

Die fünf deutschen Werke in Lichtenstein, Pfullendorf, Langenfeld, Wesel und Haldensleben sind nach dem Standard ISO 50001 für Energiemanagement zertifiziert. Die Umsetzung der europäischen Energieeffizienz-Richtlinie 2012/27/EU erfolgte bei allen Geberit Gesellschaften erstmals 2015 und wurde 2019 und 2023 überprüft.

Für die Entwicklung energieeffizienter Produkte siehe Produktmanagement und Innovation.

Energieverbrauch innerhalb der Organisation (GRI 302-1)

Geberit ist im Wesentlichen ein Verbraucher extern eingekaufter Energie. Als direkte Energieträger (Scope 1) werden die Brennstoffe Erdgas, Biogas, Flüssiggas (LPG), Diesel zur Stromerzeugung, Heizöl extra leicht sowie die Treibstoffe Diesel, Benzin, Flüssiggas (LPG) und Erdgas (CNG) verwendet. Als indirekte Energieträger (Scope 2) kommen Strom und Fernwärme zum Einsatz.

Der Energieverbrauch reduzierte sich im Berichtsjahr primär aufgrund des Volumenrückgangs, eines warmen Winters und gezielter Energieeffizienzmassnahmen um 11,1% und lag bei 633,4 GWh (Vorjahr 712,6 GWh). Seit der Akquisition des energieintensiven Keramikgeschäfts im Jahr 2015 konnte der Energieverbrauch um 30,5% gesenkt werden, was ein erheblicher Beitrag zur Reduktion der Umweltbelastung und der CO2-Emissionen ist.

Die Brennstoffe (primär für die Keramikherstellung) inklusive Fernwärme stellen mit 64,6% (Vorjahr 65,8%) nach wie vor den grössten Anteil am Energieverbrauch dar, gefolgt vom Strom mit 31,4% (Vorjahr 30,7%) und von den Treibstoffen mit 4,0% (Vorjahr 3,5%).

Seit 2012 wird in Pfullendorf (DE) ein Blockheizkraftwerk betrieben, das 2023 mit 6,1 GWh regional produziertem Biogas versorgt wurde. Der dort erzeugte Strom (2,5 GWh) wird ins Netz eingespeist, während die anfallende Abwärme (3,1 GWh) in der Produktion genutzt wird.

Seit 2013 wird im Werk in Givisiez (CH) die Dachfläche für eine 3 050 m2 grosse Photovoltaikanlage einem Energiedienstleister zur Verfügung gestellt. Die Stromproduktion lag 2023 bei 0,5 GWh. Dieser Beitrag ist jedoch nicht in der Energiebilanz integriert, da die produzierte Energie durch den regionalen Energieversorger bewirtschaftet wird. Der zugekaufte Ökostrom mit Herkunftsnachweis wurde 2023 insgesamt um 16,5 GWh auf 128,3 GWh erhöht und entspricht rund 65% des gesamten eingekauften Stroms.

Für detaillierte Kennzahlen zum Verbrauch von Brenn- und Treibstoffen (Scope 1), Strom und Fernwärme (Scope 2) sowie zum Strommix siehe Kennzahlen Nachhaltigkeit.

Energieverbrauch ausserhalb der Organisation (GRI 302-2)

Hinsichtlich der Energiebilanz ausserhalb der Organisation konzentriert sich Geberit auf die eingekauften Materialien, die Geschäftsflüge, die zwischenbetriebliche und Distributionslogistik sowie die Nutzung der verkauften Produkte.

Die eingekauften Materialien verursachten 2023 einen Verbrauch an grauer Energie von rund 11 600 TJ (Terajoule, Vorjahr 13 600 TJ).

Seit 2012 werden Geschäftsflüge erhoben und in die Bilanzierung integriert. Die Flugdistanzen werden anhand der jeweiligen Start- und Zielflughäfen berechnet. Flugreisen verursachten im Berichtsjahr einen Energieverbrauch von 9,9 TJ (Vorjahr 10,5 TJ).

Die zwischenbetriebliche und Distributionslogistik wird mit externen Transportdienstleistern erbracht. Für das Monitoring wird seit 2010 ein von Geberit entwickelter Logistikrechner eingesetzt. Im Berichtsjahr wurden mit den Transportdienstleistern 524,7 Mio. tkm (Tonnenkilometer) umgesetzt (Vorjahr 644,5 Mio. tkm). Dies führte zu einem Energieverbrauch in der Höhe von 973 TJ (Vorjahr 1 187 TJ). Die Reduktion der Transportleistung und des Energieverbrauchs resultiert hauptsächlich aus dem Volumenrückgang. Für weitere Informationen siehe Logistik.

Der Energieverbrauch durch die Nutzung der verkauften Produkte ist durch den Stromverbrauch der Produkte (v. a. Dusch-WCs) und der Erwärmung von Wasser für die Waschtischarmaturen bestimmt. Er basiert auf dem jeweiligen durchschnittlichen Jahresverbrauch multipliziert mit den Verkaufszahlen im Berichtsjahr und der erwarteten Nutzungsdauer. Im Berichtsjahr betrug er rund 352 TJ.

Energieintensität (GRI 302-3)

Die Energieintensität ist eine wichtige Steuergrösse in den Produktionswerken. Sie bezieht sich auf die produzierten Mengen in Stückäquivalenten und in den Keramikwerken zusätzlich auf die produzierte Menge bezogen auf das Gewicht. Die Energieintensität wird monatlich erhoben. Diejenigen Werke mit einer Zertifizierung nach ISO 50001 (Energie) haben zudem ein verfeinertes Monitoring eingeführt. Auf Konzernebene wird wie bei der Umweltbelastung und den CO2-Emissionen der Nettoumsatz als Bezugsgrösse herangezogen. Der Energieverbrauch im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz konnte 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 6,6% verbessert werden.

Verringerung des Energieverbrauchs (GRI 302-4)

Wichtige fortlaufende Massnahmen zur Energieeinsparung in der Produktion umfassen:

  • Optimierung der Produktionsprozesse im Hinblick auf Effizienz, Auslastung, Stabilität, Ausschuss sowie Energie- und Ressourcenverbrauch.
  • Kontinuierliche Modernisierung des Maschinenparks und Einkauf energieeffizienter Anlagen sowie systematische Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik.
  • Optimierung der Kühlanlagen durch Nutzung der natürlichen Umgebungskälte (Freecooling oder Grundwasser).
  • Bessere Nutzung intern vorhandener Prozessabwärme (Wärmerückgewinnung, bspw. für die Vorwärmung von Kunststoffgranulat oder das Trocknen von Gipsformen und Keramikrohlingen).
  • Sorgfältiger Einsatz von Druckluft und Nutzung der erzeugten Abwärme.
  • Verbesserung der Isolation von Gebäuden.

Konkrete Beispiele, welche die Reduktion des Energieverbrauchs in der Produktion unterstützen:

  • Erhöhung der Anzahl und des Anteils an Spritzgussmaschinen mit energieeffizienter Antriebstechnik (hybrid, vollelektrisch, Stand-by) auf 242 (69%) sowie Inbetriebnahme einer siebten vollelektrischen Anlage zum Kunststoff-Blasformen.
  • Prozessoptimierung bei der Herstellung von Mapress-Edelstahl-Fittings in Langenfeld (DE): Reduktion des Verbrauchs von Strom, Erdgas und Chemikalien.
  • Ersatz bestehender konventioneller Gipsgussanlagen durch moderne Druckgussanlagen in Koło und Włocławek (beide PL) zur Erhöhung der Effizienz, Verbesserung der Ergonomie sowie Reduktion des Rohstoffverbrauchs und der Gipsabfälle.
  • Inbetriebnahme weiterer Glasurspritzroboter in Carregado (PT) zur Erhöhung der Effizienz, Verbesserung der Ergonomie und Reduktion des Rohstoffverbrauchs.
  • Installation eines neuen, modernen Tunnelofens als Ersatz dreier alter, ineffizienter Öfen in Carregado (PT).

Massnahmen, um den Energieverbrauch in der zwischenbetrieblichen und Distributionslogistik zu vermindern:

  • Sortimentslieferungen ab dem Logistikzentrum Pfullendorf (DE): bessere Auslastung der Ladegefässe durch optimierte Laderaumberechnung und Umsetzung organisatorischer Massnahmen.
  • Effiziente Nutzung des Frachtraums: Einsatz von High-Cube-Wechselbrücken (rund 10% grössere Ladekapazität), Doppelstockvorrichtungen und Doppelstapelung von Spülkästen bei grossen Kundenlieferungen sowie Einsatz von überlangen LKWs in Skandinavien mit bis 34 m Länge und 76 t Gesamtgewicht (bis zu doppeltem Ladevolumen gegenüber Standard-LKW).
  • Einsatz modernster Fahrzeugtechnologien: Gemessen an der Transportleistung lag der Anteil an modernsten Euro-6-Fahrzeugen bei 89% (Vorjahr 87%). Im Rundverkehr zwischen Jona (CH) und Pfullendorf (DE) sowie auf weiteren Transportstrecken sind zudem vier Erdgas-LKWs im Einsatz.
  • Verlagerung des LKW-Verkehrs auf die Schiene: Ab Pfullendorf (DE) erfolgen Transporte für Seefrachten nach Hamburg (DE) zu nahezu 100%, nach Italien zu 80% und in die Schweiz zu 15% mit der Bahn. Von Italien nach Pfullendorf (DE) beträgt der Bahnanteil 59% und in die Schweiz 86%.

Senkung des Energiebedarfs für Produkte und Dienstleistungen (GRI 302-5)

Die grösste Umweltleistung der Geberit Produkte liegt beim Wassersparen, wodurch indirekt auch Energie eingespart wird. Für die Förderung, Aufbereitung und Verteilung des Wassers sowie die anschliessende Behandlung des unverschmutzten Abwassers in einer Kläranlage werden gemäss Ecoinvent-Datenbank (Version 3.8) pro Kubikmeter Wasser 9,9 MJ (Megajoule) Energie benötigt und 0,6 kg CO2-Emissionen freigesetzt. Der für Geberit berechnete Wasserfussabdruck zeigt, dass nahezu 100% des Wasserverbrauchs bei der Nutzung der Produkte anfällt. Der Hebel für Wassereinsparungen ist dort besonders gross: Gemäss einer Modellrechnung konnten mit allen Geberit 2-Mengen- und Spül-Stopp-Spülkästen, die seit 1998 traditionelle Spülsysteme mit 9 Liter Vollmenge ersetzt haben, bis heute rund 34 940 Mio. m3 Wasser eingespart werden. Nebst Wasser können indirekt auch eine grosse Menge an Energie eingespart und CO2-Emissionen reduziert werden.

Konkrete Beispiele für Energieeinsparungen bei den Produkten sind:

  • Das Geberit DuoFresh Modul entfernt unangenehme Gerüche direkt aus der WC-Keramik und reinigt die Luft mit einem Keramikwabenfilter. Damit können jährlich rund 50 Liter Heizöl im Vergleich zu traditionellem Fensterlüften pro Haushalt eingespart werden.
  • Das Geberit Energierückhalteventil ERV schliesst die Entlüftungsleitung für Schmutzwasser über dem Dach mit einem magnetischen Membransystem ab. Es öffnet sich nur im Bedarfsfall und sorgt lediglich dann für Druckausgleich, wenn dies erforderlich ist. Unnötige Wärmeverluste werden so vermieden und eine Einsparung von jährlich rund 50 Liter Heizöl wird so ermöglicht.
  • Beim Dusch-WC Geberit AquaClean Sela Comfort kann mit innovativer WhirlSpray- und Heating-on-Demand-Technologie der Energieverbrauch reduziert werden.
  • Das Geberit Urinalsystem umfasst Urinale mit elektronischen Steuerungen, aber auch mit komplett wasserlosem Betrieb. Die zentralen Elemente bilden die zwei von Geberit entwickelten spülrandlosen Urinalkeramiken Preda und Selva. Dank dem geringen Energie- und Wasserverbrauch und der optionalen Möglichkeit, die Steuerung durch eine autarke Energiequelle mit Strom zu versorgen, können die Urinale höchste Anforderungen an nachhaltiges Bauen und an den wirtschaftlichen Betrieb erfüllen. Für verschiedene Vertriebsgesellschaften wurde dafür ein eigener Umwelt- und Kostenrechner entwickelt, siehe www.geberit.de.
  • Das modular aufgebaute Geberit Armaturensystem bietet nebst optimaler Nutzer- und Montagefreundlichkeit auch einen minimalen Wasser- und Energieverbrauch.
  • Die Geberit Control App ermöglicht eine Produktkonfiguration mithilfe des Smartphones, womit Geräte einfach und unkompliziert bedient und u. a. auch hinsichtlich des Energiemanagements und Wasserverbrauchs laufend optimiert werden können.